Eine Frau geht in der kongolesischen Stadt Goma an zwei ausgebrannten Fahrzeugen vorbei.

Zentralafrika Hoffnung auf Frieden im Kongo?

Stand: 08.02.2025 04:39 Uhr

Tausende Tote, Verletzte und Vertriebene - die Lage im Ostkongo ist dramatisch. Nun verhandeln die beteiligten Länder über mögliche Lösungen für den Konflikt. Am Ende könnte es um Eines gehen: ums Geld.

Goma im Ostkongo: eine Millionenstadt. Seit fast zwei Wochen wird sie belagert - von Rebellen der Gruppe M23 und Soldaten aus dem Nachbarland Ruanda. Ein Ausnahmezustand, sagt Patrick Muyaya, Regierungssprecher der Demokratischen Republik Kongo. OT Patrick Muyaya "Die Situation ist dramatisch. Wir zählen mehr als 3000 Tote. Etwa 800 Tote liegen noch in den Leichenhallen, unter unvorstellbaren Bedingungen."

Goma versinkt gerade im Chaos: Die Krankenhäuser sind völlig überfüllt, viele Patienten haben Schussverletzungen. Das medizinische Personal ist am Anschlag. Etwa 700.000 Menschen sind vertrieben worden. Sie suchen Schutz in Sammelunterkünften, in Kirchen und Schulen. Es gibt Vergewaltigungen und Plünderungen. Viele Menschen sind traumatisiert, berichten Mitarbeiter von Caritas International, die nun wieder in Goma arbeiten.

"Es ist so wichtig, dass die Welt aufwacht"

Nahrung fehlt, vor allem Kinder sind mangelernährt. Trinkwasser fehlt, Medikamente fehlen. Wenn nichts unternommen werde, könnte das Schlimmste noch bevorstehen, warnt der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk. "Es ist so wichtig, dass die Welt aufwacht, dass es hier darum geht, eine politische Lösung zu finden. Es müssen natürlich die verschiedenen Parteien mit verhandeln."

Verhandlungen über den Konflikt laufen derzeit im ostafrikanischen Land Tansania. Heute werden dort die Staats- und Regierungschefs der beiden betroffenen Länder erwartet: Präsident Kagame aus Ruanda und Präsident Tshisekedi aus der Demokratischen Republik Kongo.

Brutaler Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Kongo mit Tausenden Toten

Caroline Imlau, ARD Nairobi, tagesthemen, 07.02.2025 21:45 Uhr

Vorwürfe gegen Ruanda

Tshisekedis Sprecherin sagte in einem Radiointerview, der Kongo erwarte von dem Gipfel einen sofortigen Waffenstillstand, den Abzug der ruandischen Truppen und die Rückgabe der belagerten Stadt Goma. Ob Ruanda darauf eingehen wird, ist unklar.

Die kongolesische Regierung wirft dem Nachbarland Ruanda vor, die Rebellen der Gruppe M23 zu unterstützen - mit tausenden Soldaten und mit Waffen. Der ruandische Präsident Kagame weist das zurück. Er sagt, es gehe darum die Volksgruppe der Tutsi, eine Minderheit im Kongo, gegen die Mehrheit der Hutu zu schützen. Kagame selbst ist Tutsi.

Experten: Es geht um Bodenschätze

Ein Argument, das Experten anzweifeln. Peter-Simon Handy vom Institute of Security Studies sieht die Wurzel des Konflikts vielmehr in den wertvollen Bodenschätzen im Ostkongo, die Rebellen und Ruanda erbeuten wollen. "Es geht nicht nur darum, dass Bodenschätze aus dem Kongo über Ruanda verkauft werden. Es gibt Hinweise darauf, dass dieser illegale Abbau auch Richtung Uganda, Burundi und Tansania geht", sagt Peter-Simon Handy vom Institute of Security Studies.

Experten zufolge, exportiert Ruanda Bodenschätze im Wert von über einer Milliarde Dollar pro Jahr. Das ist etwa doppelt so viel wie vor zwei Jahren. Sie gehen davon aus, dass ein Großteil dieser wertvollen Bodenschätze aus der Demokratischen Republik Kongo stammt. Denn Ruanda verfügt nicht über so viel Coltan, Gold und andere kostbare Rohstoffe. Die Hoffnung ist groß, dass es bald Frieden gibt im Kongo. Unklar ist, ob das gelingt. Denn es geht um viel Geld und viel Macht.