Nach Häufung von Todesfällen WHO sieht keine neue "Krankheit X" im Kongo
Wochenlang war unklar, was der Grund für eine Welle von Krankheits- und Todesfällen in der Demokratischen Republik Kongo sein könnte. Nun ist das Rätsel laut der WHO gelöst. Eine Ursache war demnach unter anderem Unterernährung.
Die bisher ungeklärte Häufung von Todesfällen im Südwesten der Demokratischen Republik Kongo könnte nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf Malaria und häufige Atemwegsinfektionen in Kombination mit Unterernährung zurückzuführen sein.
In 430 Laborproben von kranken Menschen seien Malaria, Grippe, Rhinoviren, Coronaviren und andere Viren gefunden worden, erklärte die WHO. Weitere Labortests folgen laut der Organisation noch.
WHO geht von 48 Toten aus
Die Behörden in der Demokratischen Republik Kongo hatten Anfang Dezember erklärt, wegen eines "unbekannten Ereignisses im Bereich der öffentlichen Gesundheit" in maximaler Alarmbereitschaft zu sein. Die mysteriöse Krankheit habe in der Region Panzi, etwa 700 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Kinshasa, zu vielen Todesfällen geführt.
Die ersten Fälle waren im Oktober aufgetreten. Die Erkrankten litten an grippeähnlichen Symptomen, darunter Fieber, Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Atembeschwerden. Ende November begann eine verstärkte Überwachung, Krankheitsfälle mit entsprechenden Symptomen wurden nachverfolgt. Die WHO sprach von 48 Toten, die örtlichen Behörden gingen zuletzt von mehr als 130 Toten aus. Etwa die Hälfte der Krankheits- und Todesfälle betraf Kinder unter fünf Jahren.
Viele unterernährte Menschen in der Region
Rund 40 Prozent der Menschen in der Region Panzi sollen unterernährt sein, bei den Kindern liegt der Anteil mit 60 Prozent laut Schätzungen noch höher. Laut WHO nahm die akute Unterernährung in den vergangenen Monaten sogar noch zu. Bei mangelhafter Ernährungslage fehlen Nährstoffe, dadurch steigt das Risiko, durch verschiedene Erreger schwer zu erkranken.
Zunächst war es für die kongolesischen Gesundheitsbehörden schwierig, valide Proben aus der entlegenen Region zu bekommen. Nach Angaben der afrikanischen Gesundheitsbehörde CDC Africa dauerte es drei Tage, um von der Hauptstadt Kinshasa in das Gebiet zu gelangen, auch weil die Straßen dorthin in einem sehr schlechten Zustand sind. Zahlreiche Proben aus Panzi hätten zunächst nicht verwendet werden können.
Kombination aus Infektionen und Unterernährung als Ursache
Nach Angaben der WHO liegen der Organisation nun aber zahlreiche Informationen vor. "Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine Kombination aus häufigen und saisonalen viralen Atemwegsinfektionen und Falciparum-Malaria in Verbindung mit akuter Unterernährung zu einem Anstieg schwerer Infektionen und Todesfälle führte, von denen Kinder unter fünf Jahren unverhältnismäßig stark betroffen waren."
Derzeit werde daran gearbeitet, die Gesundheitsversorgung in der Region sicherzustellen, hieß es weiter. "Multidisziplinäre Krisenreaktionsteams" seien entsandt worden, um den Vorfall zu untersuchen und die Maßnahmen vor Ort zu verstärken.
Der ganze Vorgang verdeutlicht laut WHO, wie sehr bestimmte Bevölkerungsgruppen durch weit verbreitete Infektionskrankheiten belastet sind. Besonders Unterernährung müsse bekämpft werden.