Schäden durch Hurrikan "Fiona" Biden sichert Puerto Rico Millionenhilfen zu
Während in Florida das Ausmaß von Hurrikan "Ian" erst klar wird, verspricht US-Präsident Biden Hilfen für Puerto Rico, wo Hurrikan "Fiona" große Schäden angerichtet hat. Experten sehen die Heftigkeit von Stürmen als Folge des Klimawandels.
Nach großen Schäden durch den Hurrikan "Fiona" Mitte September hat US-Präsident Joe Biden den Menschen in Puerto Rico bei einem Besuch der Insel Unterstützung zugesagt. Biden versprach unter anderem mehr als 60 Millionen Dollar - umgerechnet rund 61 Millionen Euro - an neuen Finanzhilfen, um Puerto Rico besser für künftige Wirbelstürme zu rüsten. Auf Twitter schrieb Biden, die Menschen in Puerto Rico verdienten jedes bisschen Hilfe.
Biden: Menschen mussten so viel durchmachen
Bei seinem Besuch in dem US-Außengebiet erklärte Biden, die Menschen auf der Karibikinsel hätten so viel durchmachen müssen in den vergangenen Jahren und nicht immer rechtzeitig Hilfe bekommen. Damit spielt der US-Präsident auf Hurrikan "Maria" 2017 und das Katastrophenmanagement seines Vorgängers Donald Trump an. Hurrikan "Maria" hatte knapp 3000 Menschen das Leben gekostet. Trump weigerte sich damals, die hohe Zahl der Hurrikan-Toten anzuerkennen. Puerto Ricos Infrastruktur litt bis zuletzt noch immer unter den Folgen.
Hurrikan "Fiona" zerstörte Infrastruktur erneut
"Fiona" hat die angeschlagene Situation auf der Insel nun erneut verschlimmert: Überschwemmungen und Erdrutsche zerstörten wieder aufgebaute Infrastruktur und Häuser teils erneut. Nach Angaben des Versorgers Luma Energy von gestern hatten sieben Prozent der Kunden - etwa 100.000 Anschlüsse - gut zwei Wochen nach dem Sturm noch immer keinen Strom.
Puerto Ricos Gouverneur Pedro Pierluisi hob in einer Mitteilung die gute Zusammenarbeit mit Bidens Regierung hervor. "Wir wollen in Zeiten der Not auf dieselbe Weise behandelt werden wie unsere Mitbürger in den Staaten", hieß es.
Auch in Florida Schäden durch Hurrikan
Morgen will Biden auch den US-Bundesstaat Florida besuchen, wo der Hurrikan "Ian" in den vergangenen Tagen gewaltige Schäden angerichtet hatte. Dort wird nun erst - Tage nachdem der Wirbelsturm auf die Küste getroffen war - das Ausmaß der Zerstörung deutlich. Neben komplett niedergewalzten Wohngebieten, zerstörten Brücken und Stromleitungen stieg die Zahl der Todesopfer nach Angaben der Behörden auf mindestens 62 - 58 in Florida und vier in North Carolina. Die US-Küstenwache erklärte unterdessen, sie stelle die Suche nach 16 Migranten ein, die nach dem Kentern ihres Bootes während des Hurrikans als vermisst gelten.
Der Hurrikan gilt als einer der heftigsten Stürme, die je das Festland der USA getroffen hat. Er war zunächst von der Westküste Floridas über den Atlantik gezogen, bevor der Hurrikan am Freitagnachmittag mit Windgeschwindigkeiten von 140 Kilometern pro Stunde den US-Bundesstaat South Carolina erreichte.
USA und Kuba im Austausch?
Nicht nur in den USA gab es zuletzt Schäden durch Hurrikan "Ian" - auch in Kuba war der Sturm auf Land getroffen. Zwischenzeitlich war das ganze Land ohne Strom. Nun sollen die Regierungen der USA und Kuba im Austausch über die Schäden stehen, die "Ian" in beiden Ländern verursacht hat. Das berichtet die regierungsnahe kubanische Nachrichtenagentur "Prensa Latina" unter Berufung auf eine entsprechende Mitteilung des kubanischen Außenministeriums. Zuvor hatte das "Wall Street Journal" über die ungewöhnliche Bitte Kubas um Hilfe aus den Vereinigten Staaten berichtet.
Das Verhältnis der USA und Kuba ist wegen ideologischer Gegensätze traditionell sehr angespannt. Kuba macht ein jahrzehntelanges Embargo der USA für die Versorgungskrise auf der Karibikinsel mitverantwortlich. Die USA wiesen zuletzt darauf hin, dass das Embargo humanitäre Hilfe für Kuba nicht verbiete.
Klimawandel als Ursache
Nachdem mehrere Hurrikans innerhalb kurzer Zeit heftige Schäden angerichtet haben, stellt sich bei vielen die Frage: Zufall oder Ergebnis des Klimawandels? Karthik Balaguru, Klimawissenschaftler am Pacific Northwest National Laboratory, analysiert seit Jahren die Daten von Wirbelstürmen. Er sieht eine deutliche Verkettung: "Wenn man sich den Klimawandel ansieht, dann kann man nicht eindeutig feststellen, dass es heutzutage häufiger Hurrikanes gibt als früher." Klar sei allerdings auch, dass mit dem Klimawandel die Stürme stärker werden und wesentlich mehr Regenfälle produzieren.
Stürme nehmen schnell an Stärke zu
Tatsächlich haben seit 2017 mehr Stürme der Kategorie vier oder höher die Küsten der USA heimgesucht als in den Jahren zuvor: Die Wirbelstürme "Harvey", "Irma", "Maria", "Michael", "Laura", "Ida" und jetzt "Ian" und "Fiona" hatten alle das gleiche Muster: Sie haben rasend schnell an Stärke zu gelegt. Balaguru erklärte, diese schnelle Intensivierung sei dadurch definiert, dass "ein Sturm innerhalb von 24 Stunden um mindestens 30 Knoten oder 35 Meilen pro Stunde an Windgeschwindigkeit zulegt". Das beeinflusse die Vorhersagen. In diesem Fall habe etwa "Ian" kurz vor der Küste massiv an Kraft gewonnen, schildert Balaguru. "Da blieb nur noch wenig Zeit für Vorbereitungen."
Erwärmung der Ozeane fatal
Verantwortlich dafür, dass der Wirbelsturm plötzlich so heftig an Fahrt aufnimmt, sei die Erwärmung der Ozeane, erklärt der Klimawissenschaftler. Hurrikan "Ian" habe aus der Karibik und Kuba kommend große Flächen mit relativ warmem Wasser überquert - zum Teil habe die Wasseroberfläche um die 32 Grad Celsius gehabt. Das ist laut dem Klimawissenschaftler "viel wärmer sonst um diese Jahreszeit". Dabei habe "Ian" große Mengen an Feuchtigkeit aufgenommen.
Stürme werden extrem stark aufgeladen. Sie werden stärker, indem sie Wärme aus dem Meer aufnehmen. Wenn dann noch wie in diesem Fall eine sehr geringe vertikale Windstärke in der Atmosphäre herrscht, führt das zur schnellen Intensivierung.
"Ian" habe zehn Prozent mehr Regen im Gepäck gehabt als frühere vergleichbare Stürme. Das bedeutet für den Wissenschaftler: Mit der Zunahme der globalen Erwärmung wird es künftig zwar nicht unbedingt mehr Wirbelstürme an der Ostküste der USA geben, aber ihre zerstörerische Kraft durch Wind, Regen und Überflutung wird zunehmen.
Mit Informationen von Claudia Sarre, ARD-Studio Washington