
Rede in Ottawa König Charles stärkt Kanada den Rücken
In Kanada hat die Monarchie in den vergangenen Tagen viele neue Anhänger gefunden. Selten war ein Besuch von König Charles und Königin Camilla so willkommen. Der König machte klar, wofür Kanada stehe - ohne die USA zu nennen.
Normalerweise stößt die Thronrede zur Eröffnung des kanadischen Parlaments nur bei politisch interessierten Kanadiern auf Interesse. Die Generalgouverneurin als Vertreterin der britischen Krone liest vor, was ihr die kanadische Regierung aufgeschrieben hat. Diesmal aber war alles anders. Zum ersten Mal seit 1977 war das Staatsoberhaupt aus London angereist, um die Rede persönlich im Parlament vorzutragen.
Immer wieder ergänzte König Charles den vorgegebenen Text mit Streicheleinheiten für Kanada. Dies sei zwar sein erster Besuch als König von Kanada, sagte Charles, aber schon der 20. in seinem Leben: "Und jedes Mal, wenn ich nach Kanada komme, nehme ich etwas mehr von Kanada in mein Blut auf. Und von dort strömt es direkt in mein Herz."
Elegante Spitzen in Richtung der USA
König Charles erwähnte US-Präsident Donald Trump nicht beim Namen. Eine direkte Kritik an Trump hätte die Interessen der britischen Regierung durchkreuzt. Premierminister Keir Starmer bemüht sich um ein gutes Verhältnis zum US-Präsidenten.
Doch immer wieder gab es klare Anspielungen auf die Bedrohung durch den übergriffigen Nachbarn im Süden: "Kanada steht heute vor einer ernsten Herausforderung. Demokratie, Pluralismus, Rechtsstaatlichkeit, Selbstbestimmung und Freiheit - diese Werte sind Kanada wichtig."
Charles trug vor, die kanadische Regierung werde ihren außenpolitischen Kurs verändern. Kanada wolle seine Beziehungen zu verlässlichen Handelspartnern und Verbündeten stärken und mit Nationen zusammenarbeiten, die Kanadas Wertvorstellungen von einer multilateralen Weltordnung teilen.
"Zweisprachig, zutiefst multikulturell und auf Versöhnung aus"
Mehrfach betonte König Charles, was Kanada als eigenständige Nation von den USA unterscheidet: "Kanada bekennt sich zu seinen britischen, seinen französischen und indigenen Wurzeln. Es ist ein ehrgeiziges und innovatives Land. Zweisprachig, zutiefst multikulturell und auf Versöhnung aus."
Regelmäßig wechselte König Charles ins Französische und machte damit einen weiteren Unterschied zu den USA deutlich: "Die französische Sprache und die Kultur aus Quebec sind das Herz der kanadischen Identität."
Staatsbesuch war voller Erfolg
Den größten und lang anhaltenden Applaus bekam König Charles am Ende seiner Rede, als er eine Passage aus Kanadas Nationalhymne wörtlich zitierte: "Der wahre Norden ist stark und frei."
Der zweitägige Staatsbesuch von König Charles und Königin Camilla war ein voller Erfolg für beide Seiten. Viel Ahornblatt-Patriotismus für Kanada. Und neue Sympathien für ein Königshaus, das ansonsten im Alltag vieler Kanadier keine Rolle spielt.
Nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos halten zwei von drei Kanadiern die Monarchie für sinnvoll, deutlich mehr als vor einem Jahr. Der wesentliche Grund: Kanada unterscheide sich dadurch von den USA.