Wasser fließt aus einem Trinkwasserspender.

Verbot des Gouverneurs US-Staat Utah stoppt Fluorid-Zugabe im Trinkwasser

Stand: 07.05.2025 16:40 Uhr

Um Karies bei Kindern vorzubeugen, wird in den USA Fluorid ins Trinkwasser gemischt. Der Bundesstaat Utah macht Schluss damit. Gouverneur Cox spricht von "Zwangsmedikation durch die Regierung". Rückendeckung erhält er aus Washington.

1945 entdeckten Wissenschaftler in den USA, dass Einwohner mit mehr Fluorid im Grundwasser gesündere Zähne haben. Das Mineral kommt im Grund- und Quellwasser natürlicherweise vor, je nach geologischen Gegebenheiten aber in manchen Regionen mehr als in anderen. Damit war ein Grundstein der Kariesprophylaxe weltweit gelegt und die Idee geboren, die unterschiedliche Fluorid-Konzentration im Trinkwasser der USA künstlich anzupassen - zumindest in großen Städten.

Doch im Bundesstaat Utah ist damit nun wieder Schluss. "Zwangsmedikation durch die Regierung" nennt der republikanische Gouverneur, Spencer Cox, die bisherige Praxis. Er hat ein Gesetz verabschiedet, das den Kommunen die Zugabe von Fluorid ins Wasser verbietet.

Kinder aus ärmeren Schichten profitierten

Infolge der kommunalen Wasserfluoridierung waren Kariesbeschwerden in den USA seit den 1950er-Jahren stark zurückgegangen. Zahlreiche Städte in den USA und Ländern wie Argentinien, Australien, Kanada, England oder Irland hatten die Maßnahme übernommen. Wobei eine niedrigere Konzentration für wärmere Klimazonen (mit höherem Wasserkonsum) und höhere für kältere Regionen empfohlen wurde. Seit 2015 liegt die empfohlene Konzentration in den USA bei 0,7 Milligram pro Liter (mg/L), herabgesetzt von dem früheren Wert von 1,2 mg/L.

Vor allem Kinder aus ärmeren Schichten, die statistisch häufiger Karies aufweisen, müssen in Gebieten mit Fluoridierung des Trinkwassers seltener behandelt werden. Zahnarztverbände protestieren deshalb gegen die Entscheidung, die vor allem politisch motiviert scheint.

Begründung mit fragwürdiger Studie

Das Verbot kommt nur wenige Wochen nach dem Amtsantritt von US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. Der hatte im Wahlkampf jede Einmischung des Staates in die Gesundheitsfürsorge abgelehnt: Sei es durch Impfprogramme gegen Masern oder Fluorid im Trinkwasser. Der zahnschützende Effekt könne ebenso gut durch Zähneputzen erreicht werden, betonte der Gesundheitsminister.

Er begrüße deshalb das Verbot und hoffe, dass weitere Bundesstaaten folgen werden. In seiner Begründung verbreitet Kennedy Jr. regelmäßig auch eine fragwürdige Studie, der zufolge die Einnahme von Fluorid der menschlichen Intelligenz schaden würde.

Mediziner betonen gesellschaftlichen Nutzen

Das stimmt nicht, wenden Mediziner ein, wie zum Beispiel die Kinderärzte Lena van der List und Dean Blumberg vom UC Davis Kinderkrankenhaus in Sacramento, in dessen Podcast zur Kindergesundheit. Die von Kennedy Jr. zitierte Studie habe eine dreifach höhere Dosierung untersucht, als im Trinkwasser der USA maximal zulässig ist und wichtige andere Faktoren nicht betrachtet.

Vielmehr hätten weitere Studien gerade keinen Zusammenhang zwischen Fluorid und dem Intelligenzquotienten finden können. Sicher und wirksam sei die Beigabe von Fluorid, betont auch die American Dental Association - und gesellschaftlich um ein Vielfaches billiger als hohe Zahnbehandlungskosten, die im Krankenversicherungssystem der USA häufig nur mit hohen Zuzahlungen zu bekommen sind. Auch deshalb handle es sich bei Karies heute um die häufigste chronische Kinderkrankheit in den Vereinigten Staaten.

Auch andere Bundesstaaten wollen nachziehen

Und trotzdem liegen auch in Ohio, South Carolina und Florida Gesetzesentwürfe vor, die lokale Verwaltungen und Wasserversorger zumindest einschränken würden. Die Debatte spiegelt einen tiefen Konflikt in der US-Gesundheitspolitik wider, zwischen öffentlicher Gesundheitsvorsorge und individueller Autonomie. Und dieser politische Kampf wird durch die aktuelle Regierung in den USA auch dort geführt, wo wissenschaftliche Belege eindeutig sind.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 07. Mai 2025 um 05:56 Uhr.