Rettungskräfte stehen mit Suchhunden vor einem eingestürzten Gebäude in Bangkok.

Beben in Myanmar und Thailand Fieberhafte Suche nach Verschütteten

Stand: 30.03.2025 11:46 Uhr

Nach dem Erdbeben in Südostasien ist die Lage weiter unübersichtlich - vor allem in Myanmar. In Thailand stieg die Zahl der Toten. Dort bangen Menschen in Bangkok an einem Trümmerberg, in dem Helfer fieberhaft Verschüttete suchen.

Nach dem verheerenden Erdbeben in Südostasien ist die Zahl der Todesopfer in der thailändischen Hauptstadt Bangkok auf mindestens 17 gestiegen. 32 Menschen seien verletzt worden, 83 Menschen würden noch vermisst, teilten die Behörden der thailändischen Millionenstadt mit.

Die meisten Vermissten werden in den Trümmern eines 30-stöckigen Hochhauses vermutet, das bei dem Beben eingestürzt war. Das Gebäude hatte sich noch im Bau befunden. Zuletzt war dort die Leiche eines Arbeiters geborgen worden. Wie die Zeitung "Khaosod" berichtete, hoben die Helfer den Leichnam in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) mit einem Kran und einem Metallkorb aus den Überresten des eingestürzten Gebäudes.

Menschen haben sich dort versammelt und warten verzweifelt auf Nachrichten über ihre Angehörigen, von denen sie seit dem Unglück nichts mehr gehört haben. Die Helfer kämpfen gegen die Zeit. Mit Spürhunden suchen sie nach weiteren Überlebenden, am Vortag hatten sie Lebenszeichen unter den Trümmern vernommen.

Florian Bahrdt, ARD Singapur, zur Lage nach dem schweren Erdbeben

tagesschau24, 30.03.2025 10:00 Uhr

Myanmar meldet mehr als 1.600 Tote

In Myanmar kamen nach Angaben der Militär-Junta etwa 1.700 Menschen ums Leben, mehr als 3.400 wurden verletzt. Einem Bericht im Staatsfernsehen zufolge werden noch rund 300 Menschen vermisst. Die Zahl der Opfer könnte weiter steigen, hieß es. Angesichts der instabilen Kommunikationsnetze dürften viele Meldungen von Todesopfern noch fehlen.

Nach und nach wird im Land das Ausmaß des verheerenden Erdbebens sichtbar. Häuser und Brücken stürzten ein, Straßen wurden aufgerissen. Menschen sind in Flip-Flops und mit minimaler Schutzausrüstung damit beschäftigt, mit den Händen nach Verschütteten zu graben. Auch durch Stromausfälle werden die Sucheinsätze erschwert.

Im Bürgerkriegsland Myanmar hat die Opposition eine einseitige Kampfpause für die Zeit der Rettungsarbeiten angekündigt. Jegliche Angriffe würden für zwei Wochen ausgesetzt, erklärte die Nationale Einheitsregierung (NUG). Die alternative Regierung hatte sich nach dem Militärputsch 2021 als Alternative zur regierenden Junta gebildet. Ausgenommen seien allerdings "Verteidigungshandlungen", hieß es.

Größtes Erdbeben in Myanmar seit Jahrzehnten

Es war das größte Erdbeben, das Myanmar seit Jahrzehnten getroffen hat, so Geologen. Minutenlang bebte die Erde. Das Epizentrum lag nahe der Millionenstadt Mandalay. Am Samstagabend und Sonntagmorgen versetzten zwei Nachbeben die Menschen in in der Stadt in Angst.

"Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich so starke Erschütterungen gespürt habe", berichtet der Mitarbeiter eines Wachdienstes, der während des Erdbebens gerade auf Patrouille war. "So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt, und die intensiven Erschütterungen machten mich richtig schwindelig. Bei mir zu Hause gab es keine Schäden, aber meine Kinder hatten große Angst und fühlen sich immer noch orientierungslos", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

Laut der US-Erdbebenwarte ist das Beben in dem Bürgerkriegsland mit den Ereignissen in der Türkei 2023 zu vergleichen. Das Institut befürchtet, dass in den betroffenen Regionen insgesamt mehr als 10.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Es ist wohl davon auszugehen, dass es noch Wochen dauern wird, bis man das volle Ausmaß der Zerstörung erfassen kann.

Viele Gebiete im Bürgerkriegsland nicht einfach zugänglich

Henry Braun leitet in Myanmar als Direktor die Arbeit der Welthungerhilfe im Land. Er hat das Beben selbst erlebt. Alleine werde das Land das nicht schaffen, sagte er in den tagesthemen. Die Zivilgesellschaft, die Menschen und Gemeinden versuchten, den Betroffenen zu helfen.

Viele Helfer vor Ort sind erschöpft. "Wir sind hier seit letzter Nacht, wir haben keinen Schlaf bekommen", sagt einer von ihnen der Nachrichtenagentur AFP. "Es wird mehr Hilfe gebraucht." Eigentlich gebe es genügend Einsatzkräfte, führt er aus. "Aber wir haben nicht genügend Wagen. Wir transportieren die Leichen mit leichten Lieferwagen. Etwa zehn bis 20 Leichen in einem Lieferwagen."

Auch die Welthungerhilfe versuche herauszufinden, wie die Lage sei und bereite sich auf Hilfe vor, etwa mit Wasser und Unterkünften. Aber "wir sind im Moment in einem Bürgerkrieg, der auch nahe der Stadt ausgefochten wird. Es ist sehr, sehr schwierig, weil nicht alle Gebiete einfach zugänglich sind", so Braun.

Hunderte Häuser in China beschädigt

In China, einem Nachbarstaat Myanmars und einer der wenigen Verbündeten des Bürgerkriegslandes, hatte das Erdbeben die südwestliche Provinz Yunnan mit am stärksten getroffen. In der Stadt Ruili, die rund 300 Kilometer vom Epizentrum in Myanmar entfernt liegt, wurden laut Staatsmedien fast 850 Häuser beschädigt. Zwei Menschen wurden dort verletzt. Die Behörden prüften den Angaben zufolge nach dem Beben den Zustand von Wasserschutzprojekten und Strom-Anlagen. 

"Die Rettungsarbeiten gestalten sich als sehr mühsam", so Florian Bahrdt, ARD Singapur, zzt. Bangkok, zur Lage in Bangkok

tagesschau24, 29.03.2025 20:15 Uhr

Hilfe aus dem Ausland läuft an

Besonders für das vom Bürgerkrieg geschundene Myanmar lief nach dem Beben Hilfe aus dem Ausland an. Aus Deutschland schickte der Hilfsdienst Malteser International ein Nothilfeteam in die betroffenen Gebiete. China entsandte nach Angaben staatlicher Medien mehrere Teams des Katastrophenschutzes mit Spezialgeräten nach Myanmar. Laut Xinhua befreite ein chinesisches Team einen Mann in Naypyidaw nach 40 Stunden aus den Trümmern eines Krankenhauses.

Obwohl das Land selbst vom Erdbeben betroffen ist, teilte die thailändische Regierung teilte mit, es seien Spezialteams nach Myanmar geschickt worden, die Such- und Rettungsarbeiten und bei der Erfassung von Schäden unterstützen sollen. 

Myanmars im Westen angrenzendes Nachbarland Indien schickte ebenfalls erste Hilfsgüter. Ein Flugzeug der indischen Luftstreitkräfte sei mit einer 15 Tonnen schweren Ladung mit Hilfsmaterialien wie etwa Zelte, Decken, Generatoren und Arzneien in der Stadt Yangon gelandet, teilte das Außenministerium in Neu-Delhi mit. Begleitet wurde die Lieferung demnach von einer Gruppe von Such- und Rettungskräften sowie von einem medizinischen Team.

Mit Informationen von Franziska Amler, ARD Neu-Delhi

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 30. März 2025 um 09:25 Uhr.