Indische Sicherheitsbeamte stehen auf einer Landstraße im Süden Kaschmirs Wache.

Region Kaschmir Mindestens 26 Tote bei Angriff auf Touristen

Stand: 22.04.2025 21:23 Uhr

Bei einem Angriff in Kaschmir sind laut Behörden mindestens 26 Menschen getötet worden. Viele davon waren Touristen. Indiens Innenminister spricht von Terror.

In der indischen Unruheregion Kaschmir haben mutmaßliche Extremisten auf Touristen geschossen und dabei nach Polizeiangaben mindestens 26 Menschen getötet. Unter den Opfern hätten sich größtenteils Besucher aus verschiedenen Teilen Indiens sowie auch zwei Personen aus der Umgebung befunden, sagten Polizeibeamte im Unionsterritorium Jammu und Kaschmir. Zudem wurden mehrere Menschen bei dem Angriff in einem Erholungsgebiet nahe dem Urlaubsort Pahalgam verletzt.

Indiens Innenminister Amit Shah sprach von einer terroristischen Tat. Details nannte er jedoch nicht. Die Zeitung Greater Kashmir berichtete jedoch, die Gruppe The Resistance Front (Die Widerstandsfront) habe sich zu der Tat bekannt. Dabei handle es sich um eine Splittergruppe der verbotenen Organisation Lashkar-e-Taiba (LeT), die unter anderem für eine Anschlagsserie in der indischen Wirtschaftsmetropole Mumbai im November 2008 verantwortlich gemacht wird. Damals wurden 175 Menschen getötet, darunter 26 Ausländer und neun der Extremisten.

Sicherheitskräfte gehen von einem gezielten Überfall auf Besucher aus. Laut der Zeitung The Hindu befanden sich auch zwei ausländische Gäste aus Italien und Israel unter den Todesopfern.

Karte: Indien mit der Region Kaschmir und der Stadt Pahalgam

Polizei und Militär riegelten Gebiet ab

Dieser Angriff sei viel größer als die Angriffe gewesen, die sich in der Region in den vergangenen Jahren gegen Zivilisten gerichtet hätten, schrieb der Regierungschef des Unionsterritoriums Jammu und Kaschmir, Omar Abdullah, in den sozialen Medien. "Diejenigen hinter dieser bösartigen Tat werden zur Rechenschaft gezogen... sie werden nicht verschont", schrieb Indiens Premierminister Narendra Modi auf der Plattform X.

Den Berichten zufolge ereignete sich der Angriff in einem Gebiet mit Bergwiesen, wo Touristen unter anderem auf Pferden geritten seien und den Frühling genießen wollten. Augenzeugen hätten berichtet, dass plötzlich Bewaffnete hinter Bäumen hervorgekommen seien und willkürlich auf Menschen geschossen hätten. Die Angreifer fragten demnach gezielt, ob ihre Opfer Hindus seien, und schossen dann auf sie. Polizisten und Soldaten riegelten danach das Gebiet ab. Zugleich wurde eine Suche nach den Angreifern eingeleitet.

Indien und Pakistan beanspruchen das Gebiet

Beobachter sehen in dem Angriff gegen Hindus eine gezielte Provokation in Richtung der indischen Regierung. Sowohl Indien als auch Pakistan beanspruchen das Gebiet vollständig für sich und haben schon zwei Kriege um die Kontrolle der Bergregion geführt. Der Krisenherd entstand, als die einstige Kolonialmacht Großbritannien Indien verließ und das Land geteilt wurde.

Im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs bekämpfen extremistische Gruppen Indiens Souveränität über die Region. Der indische Teil wurde 2019 in zwei Unionsterritorien - Jammu und Kaschmir sowie Ladakh - aufgeteilt und damit stärker unter die Kontrolle der Zentralregierung gebracht. Der größte Teil der Region Kaschmir ist zwischen Indien und Pakistan geteilt, ein kleiner Teil Kaschmirs gehört zu China.

Indien hat eine halbe Million Soldaten in der Region stationiert und geht dort seit 1989 gegen die Rebellengruppen vor. Seither wurden dabei Zehntausende Zivilisten, Soldaten und Rebellen getötet. Die indische Regierung hob 2019 die Teilautonomie des Gebiets auf.

Das Auswärtige Amt in Berlin rät auf seiner Website von Reisen nach Jammu und Kaschmir ab. In dem Unionsterritorium seien in den vergangenen Jahrzehnten und auch jüngst Bombenanschläge verübt worden, die viele Todesopfer gefordert hätten, heißt es dort. Der letzte größere Angriff auf Besucher in Kaschmir fand im Juni 2024 statt, als ein Bus mit Hindu-Pilgern in eine tiefe Schlucht stürzte, nachdem Bewaffnete ihn angegriffen hatten. Mindestens neun Menschen wurden getötet und 33 weitere verletzt.

Mit Informationen von Franziska Amler, ARD Neu-Delhi

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. April 2025 um 18:00 Uhr.