
Tausende in Israel auf Straßen Neue Demonstrationen für Gaza-Waffenruhe
Erneut haben in Israel Tausende Demonstranten eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung der restlichen Geiseln gefordert. Unterdessen soll die Verteilung von Hilfen in Gaza durch die umstrittene GHF-Stiftung weitergehen.
Im mehreren Städten Israels haben erneut Tausende Menschen gegen die Regierung von Premierminister Benjamin Netanyahu und für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg demonstriert. In Tel Aviv versammelten sich die Menge dem sogenannten Platz der Geiseln und sang: "Das Volk wählt die Geiseln!" Das Forum der Geisel-Angehörigen forderte in einer Erklärung "eine umfassende Vereinbarung" für die Freilassung der Verschleppten.
Zuvor hatte die im Gazastreifen herrschende militant-islamistische Hamas ein Bild der israelischen Geisel Matan Zangauker veröffentlicht. Auf einem roten Müllsack klebt ein Foto des jungen Mannes, der halb liegend offenbar eine Infusion am Arm hat. Die Hamas verband das verstörende Bild mit der Drohung, der Israeli werde seine Geiselhaft nicht überleben. Zangaukers Mutter Einav sagte bei der Demonstration in Tel Aviv: "Ich kann diesen Alptraum nicht mehr ertragen. Der Todesengel Netanyahu opfert weiter die Geiseln", fügte sie hinzu.
Die Tochter einer getöteten Geisel warf der "Times of Israel" zufolge bei einer Kundgebung in Tel Aviv der Regierung vor, den seit 20 Monaten andauernden Krieg in dem abgeriegelten Küstenstreifen auf Kosten der Verschleppten in die Länge zu ziehen. Laut Berichten gingen Sicherheitskräfte am Rande gewaltsam gegen Anti-Kriegsdemonstrierende vor.
Anführer der Mudschahedin-Brigaden offenbar getötet
Der Terrorüberfall in Israel, bei dem nach israelischen Angaben rund 1.200 Menschen getötet und etwa 250 Menschen nach Gaza verschleppt wurden, war der Auslöser des Krieges. Noch immer werden laut israelischen Behörden 55 Menschen im Gazastreifen festgehalten. Mindestens 31 von ihnen sind demnach tot.
Am Freitag hatte das israelische Militär die Bergung der Leiche einer thailändischen Geisel im Gazastreifen bekanntgegeben. Die sterblichen Überreste des Mannes seien in einem Spezialeinsatz bei Rafah im Süden Gazas gefunden worden. Der Thailänder war demnach beim Terrorüberfall der Hamas und anderer Terrorgruppen am 7. Oktober 2023 in Israel zusammen mit etwa 250 anderen Menschen nach Gaza verschleppt worden. Während seiner Geiselhaft sei er von Mitgliedern der Mudschahedin-Brigaden getötet worden.
Deren Anführer wurde nach Angaben des israelischen Militärs bei einem Spezialeinsatz in der Stadt Gaza im Norden nun getötet, wie die Armee bekanntgab. Asad Abu Scharia sei unter anderem auch an der Entführung der deutschen Staatsbürgerin Schiri Bibas und ihrer beiden kleinen Söhne in das Küstengebiet sowie an deren Ermordung beteiligt gewesen.
Als Reaktion auf den Hamas-Überfall hatte Israels Regierung einen massiven militärischen Einsatz in dem Palästinensergebiet angeordnet. Dabei wurden nach Angaben des von der Terrororganisation kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 54.700 Menschen getötet. Hunderttausende Menschen wurden teils mehrfach vertrieben, die humanitäre Lage ist katastrophal.
GHF will eines der Verteilzentren wieder öffnen
Unterdessen kündigte die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF) an, am Sonntag wieder eines ihrer Verteilzentren für humanitäre Hilfe im Gazastreifen zu öffnen. Das teilte die Stiftung auf ihrer arabischen Facebook-Seite mit.
Wegen des "großen Andrangs" hatte die GHF am Freitag die vorläufige Schließung ihrer Verteilzentren in Gaza verkündet. Drohungen der Hamas hätten auch am Tag darauf eine Öffnung unmöglich gemacht, "ohne das Leben Unschuldiger zu gefährden". Vor rund zwei Wochen hatte Israel die Blockade der Hilfslieferungen in den Gazastreifen gelockert. Die Verteilung von Hilfsgütern wurde von der GHF übernommen.
Die Vereinten Nationen und andere Hilfsorganisationen hatten den neuen Verteilmechanismus von Hilfen stark kritisiert. Der GHF wurde vorgeworfen, sie gefährde dabei Zivilisten und verstoße gegen Standards neutraler Hilfe.