Ein Auto steht mit offener Tür in der Wüste "Rub al-Chali".

Das "leere Viertel" Unterwegs in der größten Sandwüste der Welt

Stand: 25.05.2025 17:01 Uhr

Tags bis zu 60 Grad im Schatten, nachts klirrende Kälte - und Sand, soweit das Auge reicht: Rub al-Chali - das "leere Viertel" - ist die größte Sandwüste der Welt. Inzwischen bieten Reiseveranstalter hier Touren an.

Pasha lässt Luft aus den Reifen seines Geländewagens. Gleich geht es offroad in die Wüste - und auf dem Sand fährt es sich sicherer mit geringerem Reifendruck.

Wir sind am Rand des Rub al-Chali, übersetzt "empty quarter", das sogenannte "leere Viertel" auf der arabischen Halbinsel: die größte Sandwüste der Welt. Nichts als Sand auf rund 650.000 Quadratkilometern - eine Fläche so groß wie ganz Deutschland und Italien zusammen. Ort der Verheißung und des Todes. Hier gebe es mehr Sand als in der Sahara in Afrika, erklärt Pasha:

Die Sahara ist zwar die weltgrößte Wüste, aber sie besteht vor allem aus Steppen und Geröll-Flächen. Das hier ist die größte Sandwüste der Welt. Die Dünen wandern und wachsen, die höchste ist 300 Meter über dem Meeresspiegel hoch. Der Sand hat verschiedene Farben: weiß, gelb, orange und rot. Hier gibt es nichts, nur Sanddünen.
Pasha sitzt neben einem Auto in der Wüste "Rub al-Chali".

Seit 15 Jahren lebt Pasha am Golf - er hat gelernt, sich in der Wüste zurechtzufinden.

"Wir brauchen kein GPS hier"

Das "leere Viertel" zieht sich von Saudi-Arabien bis in den Oman, in den Jemen und in die Vereinigte Arabische Emirate. Und hier arbeitet Pasha und begleitet Besucher aus aller Welt in die Einsamkeit. Abenteuertour in die Wüste, Entdecker der Neuzeit. Allein mit dem Sand, dem Nichts, dem Geländewagen - und natürlich mit Pasha. Eigentlich kommt er aus Pakistan. Seit 15 Jahren lebt er am Golf und hat gelernt, sich in der Wüste zurechtzufinden. Er empfindet sie als sein neues Zuhause.

Wir brauchen kein GPS hier, ich kenne die Gegend wie meine Westentasche, wir sind die Sand-Krieger des leeren Viertels. In meinem Heimatland Pakistan gibt es Berge, schöne Natur. Deshalb bin ich kein Stadtmensch. Als ich nach Dubai kam und das erste Mal in der Wüste war, hab ich mich verliebt, in die Landschaft, die Natur, den Sand, die Weite. Es wurde mein Traum, mehr über die Wüste zu lernen, zu entdecken. Ich liebe das Abenteuerleben.

Pasha hat gelernt, im Sand zu fahren, Düne rauf, Düne runter, im motorisierten Wüstenschiff mit Vierradantrieb. Auf einem Kamel die Wüste zu durchqueren, wie das einst britische Entdecker in den 1930er-Jahren versuchten - das könnte er sich nicht vorstellen.

Das waren harte Bedingungen in der alten Zeit, nur mit einem Kamel und zu Fuß unterwegs. Es ist schwierig, in der Wüste zu laufen. Jede Düne hat ja eine luv- und eine lee-Seite, und während auf der windzugewandten Seite der Sand fest ist, ist der Sand auf der windabgewandten Seite sehr weich und du versinkst bist zum Knöchel, wenn du einen Schritt machst. Das Laufen ist also sehr schwierig in der Wüste.

Auch für Kamele eine Herausforderung

Mark Evans hat genau das gemacht. Der britische Forscher liebt Entdeckertouren, lebte 25 Jahre lang im Nahen Osten und hat sich vor einigen Jahren das leere Viertel vorgenommen. Eine Erforschung der größten Sandwüste der Welt - zu Fuß, mit Kamelen als Begleitung. Eine Expedition ins Ungewisse, wie er erklärt:

Das Problem ist: Das leere Viertel ist leerer als je zuvor. In den 30er-Jahren hatte es zuvor heftig geregnet und deswegen konnten die Entdecker quasi von einer Oase und Quelle zur nächsten ziehen. Wir konnten das nicht und mussten alles an Ausrüstung mitnehmen. Und nicht jede Quelle ist trinkbar. Du denkst, es gibt Wasser, dann kommst du hin und riechst schon, dass es nach fauligen Eiern stinkt. Und die Kamele trinken das Wasser auch nicht.

Sandhügel, soweit das Auge reicht. Unerträgliche Hitze, sengende Sonne - und nachts Temperaturen um den Gefrierpunkt. Auch die Kamele mussten auf die Expedition erstmal vorbereitet werden:

Eine der größten Herausforderungen für uns war, Kamele zu finden, die stark genug waren, die Expedition zu schaffen. Die Beduinen von heute reiten kein vierbeiniges Wüstenschiff mehr, sie fahren ein vierrädriges. Und die Kamele sind verwöhnt, sie leben in Camps mit Schatten, bekommen jeden Tag Futter und Wasser. Wir mussten unsere Kamele vor Beginn der Tour erstmal für zwei Wochen in eine Art Trainingslager stecken, um sie an die Belastung zu gewöhnen und sie abzuhärten.
Die Wüste "Rub al-Chali"

Rub al-Chali: "Kein einziges Licht in der Nacht, kein Flugzeug am Himmel, kein Plastikmüll."

Der größte Feind: Die Sonne

Tag und Nacht verbrachten die Forscher mit ihren Kamelen unter freiem Himmel. Wochen voller Entbehrungen - und voller Zauber.

Wenn du im Sand unterwegs bist, ist die Sonne dein größter Feind. Vor ihr musst du dich schützen, bedecken, Wasser trinken. Und wenn die Sonne dann sinkt, dann weißt du: Gleich kommt die Kühle der Nacht und der wunderbare Sternenhimmel. Und diese goldene Stunde kurz bevor die Sonne sinkt, das ist der Moment, wenn die Wüste am magischsten ist und von unglaublicher Schönheit.

49 Tage und Nächte war Evans in der Wüste unterwegs und hat sie durchquert. Er hat seine Erlebnisse in einem Buch festgehalten, ist einer der wenigen modernen Entdecker, war danach schon in Eiswüsten der Arktis. Der Zauber des leeren Viertels liege in seiner völligen Einsamkeit, sagt er: "Es gibt kaum einen anderen Ort auf der Welt, wo du nicht einen einzigen Fußabdruck hast, kein einziges Licht in der Nacht, kein Flugzeug am Himmel, keinen Plastikmüll. Es ist so ein Privileg dort zu sein."

"Wie auf einem anderen Planeten"

Mittlerweile hat der Tourismus ins Empty Quarter zugenommen. Beduinen bieten Wüstentouren an, Reisebüros werben mit Nächten unterm Sternenzelt. Doch das betrifft nur die Randgebiete der riesigen Sandfläche.

Mehr als eine Nacht verbringen die Touristen nicht in der Wüste, erklärt auch Pasha, der Wüstenführer. Dass einmal im Jahr zu einem großen Festival zahlreiche Motorsportfans in der Wüste einen Höllenlärm veranstalten, gefällt ihm gar nicht. Dann flüchte er lieber, sagt er. Die Magie des Ortes habe damit zu tun, dass eben nichts da sei in der Weite und Stille, in den Farbenspielen des Sandes inmitten der großen Monotonie.

"Die Schönheit, die Stille, der Frieden, die Natur", sagt Pasha - "das ist das Empty Quarter. Du fühlst dich wie in einem anderen Universum, wie auf dem Mars, einem anderen Planeten."

Und wenn man abends, auf einer warmen Sanddüne sitzend, den Blick ins weite Nichts der Dünen-Landschaft gerichtet, leise dem Prickeln der Sandkörner lauscht, die vom Wind davon getragen werden, beginnt man selbst als flüchtiger Besucher zu verstehen, warum dieser Ort der Stille immer wieder neu entdeckt werden kann. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 25. Mai 2025 um 10:21 Uhr.