Polizisten in Südkorea versuchen, sich Zugang zum Präsidentenpalast zu verschaffen.

Staatskrise in Südkorea Ermittler erneut an Verhaftung Yoons gehindert

Stand: 15.01.2025 00:50 Uhr

Vor Gericht erschien er nicht - nun gab es einen erneuten Versuch, Südkoreas suspendierten Präsidenten Yoon festzunehmen. Doch der militärische Sicherheitsdienst leistete wieder Widerstand.

Polizisten und Mitarbeiter der Antikorruptionsbehörde in Südkorea haben mit einem massiven Aufgebot erneut versucht, sich Zugang zur Residenz des suspendierten Präsidenten Yoon Suk Yeol zu verschaffen. Das berichtete Südkoreas amtliche Nachrichtenagentur Yonhap.

Yoon befindet sich in seinem durch hohe Mauern und Stacheldrahtzaun abgeschirmten Wohnsitz. Dem Bericht zufolge sollte Yoon am frühen Morgen, Ortszeit, festgenommen werden.

An Verhaftung gehindert

Allerdings standen die Einsatzkräfte dem militärischen Sicherheitsdienst gegenüber, der die Residenz bewacht und den Zugang mit einer Barrikade verhinderte. Zahlreiche Unterstützter Yoons versammelten sich zudem am frühen Morgen vor dem Haus. 

Die Ermittler seien in eine "körperliche Auseinandersetzung" verwickelt worden, als sie versucht hätten, sich gewaltsam Zugang zu dem Haus zu verschaffen. Später berichtete Yonhap, die Ermittler seien mithilfe von Leitern über eine Mauer geklettert und so auf das Gelände gelangt. 

Interimspräsident Choi Sang Mok erklärte zuvor, die "Vollstreckung des Haftbefehls" gegen den Präsidenten habe begonnen. Diese Situation sei "ein entscheidender Moment für die Aufrechterhaltung der Ordnung und der Rechtsstaatlichkeit in Südkorea".

Nicht vor Gericht erschienen

Nachdem Yoon am 3. Dezember im Zuge eines Haushaltsstreits mit der Opposition kurzzeitig das Kriegsrecht ausgerufen hatte, stimmte das Parlament für seine Amtsenthebung.

Nun soll das Verfassungsgericht diese Entscheidung prüfen. Weil Yoon für die erste Anhörung aber nicht erschienen war, hatte das Verfassungsgericht zuvor den Anhörungstermin im Amtsenthebungsverfahren vertagt. Der 64-Jährige ließ über seinen Anwalt ausrichten, dass er wegen Sicherheitsbedenken nicht erschienen sei.

Die Antikorruptionsbehörde ermittelt zusätzlich zum derzeit laufenden Amtsenthebungsverfahren wegen Machtmissbrauchs und Aufruhrs gegen den ehemaligen Staatsanwalt.

Bereits vor einer Woche hatten Beamte von Yoons präsidialem Sicherheitsdienst, darunter auch Soldaten, Ermittler an der Verhaftung des Präsidenten in seiner Residenz gehindert. Diese gaben ihr Vorhaben daraufhin zunächst auf.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. Januar 2025 um 01:00 Uhr.