Nach Hotelbrand in der Türkei Trauer und die Suche nach den Verantwortlichen
Nach dem Hotelbrand in einem Skigebiet im Nordwesten der Türkei trauert das Land um die Toten. Gleichzeitig hat die Suche nach der Ursache der Katastrophe begonnen - und nach denen, die dafür verantwortlich sind.
"Wir trauern um die Opfer des Brandes in Bolu", sagt eine Fernsehmoderatorin zum Einstieg in die Hauptnachrichtensendung. "76 unserer Landsleute sind bei dem Feuer in einem Hotel im Skigebiet Kartalkaya ums Leben gekommen." Die Brandkatastrophe und ihre Folgen beherrschen weiter die Schlagzeilen in der Türkei. Viele Menschen sind aufgewühlt, kennen nur dieses eine Thema.
Präsident Recep Tayyip Erdogan hat für Tag eins nach der Katastrophe einen Trauertag ausgerufen. "Wir nehmen die tiefe Verbitterung und den Schmerz derjenigen wahr, die ihre Angehörigen verloren haben", teilte er mit. "Um den tiefen Schmerz unserer Brüder und Schwestern zu teilen, haben wir eine eintägige nationale Trauer ausgerufen."
Endgültige Zahl der Opfer noch immer ungeklärt
Es war in der Nacht auf Dienstag, als gegen halb vier Uhr im Luxushotel "Grand Kartal" im Skigebiet Kartalkaya ein verheerendes Feuer ausbrach. Am Tag danach sollen Einsatzkräfte des türkischen Katastrophenschutzes Afad noch einmal das ganze Gebäude durchsuchen.
Noch immer steht die endgültige Zahl der Opfer nicht fest - ebenso wenig die Identität aller Geborgenen, sagt Innenminister Ali Yerlikaya. "Bei der Gesundheitsbehörde in Bolu sind 52 Leichname mit Unterstützung der Familien identifiziert und 45 den Angehörigen übergeben worden." Die weiteren Leichname sollen durch die Gerichtsmedizin identifiziert werden.
Berichte und Gerüchte über mangelnde Vorkehrungen
Die Ursache für den Brand sollen sechs Staatsanwälte herausfinden. Bislang sind elf Personen festgenommen worden. Ihnen wird offenbar Missachtung oder Umgehung von Sicherheitsvorschriften vorgeworfen. Darüber gibt es Berichte und Gerüchte: Rauchmelder oder andere Warnvorrichtungen sollen nicht angegangen, Notausgänge wegen zu starken Rauchs nicht erkennbar und Feuerlöscher nicht vorhanden gewesen sein.
Wie es sein müsste, sagt Brandschutzexperte Ramazan Calisir im Sender CNN Türk: "Wenn Sie in einem Moment der Panik Ihre Zimmertür öffnen, sollten Sie an der gegenüberliegenden Wand sehen können, wo Sie sich gerade befinden und wo der Notausgang ist - auch wenn der Strom weg ist." Ein anderer Experte schreibt auf X, es sei keine Entschuldigung, dass das Gebäude alt gewesen sei. Er selbst habe veranlasst, dass alte Gebäude nachgerüstet wurden.
Die Hotelleitung soll einen Antrag auf ein Brandschutzzertifikat wegen mangelnder Voraussetzungen zurückgezogen haben.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Überlagert wird die Ursachenforschung von gegenseitigen Schuldzuweisungen. Es sei alles regelmäßig geprüft worden und in Ordnung gewesen, sagte Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy nur Stunden nach der Katastrophe. Am Tag danach berichtet die Online-Zeitung T24 jedoch das Gegenteil: Die Hotelleitung habe zwar vor Kurzem einen Antrag auf ein Brandschutzzertifikat gestellt. Doch die Voraussetzungen dafür seien nicht erfüllt gewesen. Der Antrag sei daraufhin zurückgezogen worden.
Außerdem vergebe für die Skihotels nicht die nahe gelegene Stadt Bolu Sicherheitszertifikate, sondern das Tourismusministerium von Minister Ersoy, sagt der Bürgermeister von Bolu. Die Debatte über die Verantwortung für die Brandkatastrophe in der Türkei dürfte noch lange nicht zu Ende sein.