Chirurgische Instrumente liegen während einer Kaiserschnittentbindung auf einem Tisch.

Debatte über Geburten Türkei verbietet teils geplante Kaiserschnitte

Stand: 21.04.2025 14:12 Uhr

Die türkische Regierung hat geplante Kaiserschnitte in privaten Kliniken verboten. Scharfe Kritik kommt von Menschenrechtsgruppen und der Opposition. Und eine Werbeaktion in der Fußballliga heizt die Debatte weiter an.

In der Türkei ist ein Verbot für geplante Kaiserschnittgeburten ohne medizinische Notwendigkeit in privaten Kliniken verhängt worden. Das Gesundheitsministerium veröffentlichte am Wochenende eine entsprechende Verordnung im Amtsblatt. Und löste damit eine Welle der Empörung aus.

Die Maßnahme stieß bei Menschenrechtsgruppen und der Opposition auf massive Kritik. Für den Abend sind in Istanbul und Ankara erste Proteste gegen die neue Regelung angekündigt.

Erdogan will Geburten ankurbeln

Die Regierung versuche, mit aller Härte das Bevölkerungswachstum anzutreiben und übe massiven Druck auf Frauen aus, kritisierte die Ärztin Aysegül Ates Tarla, Mitglied des Zentralausschusses der Türkischen Ärztekammer TTB, die neue Regel. Zudem würde der Eindruck erweckt, Frauen entschieden sich leichtfertig für einen Kaiserschnitt.

Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte das Jahr 2025 zum "Jahr der Familie" erklärt. Das Gesundheitsministerium seiner Regierung startete deshalb vor einigen Monaten eine Kampagne gegen Kaiserschnitte. Mit der Verringerung der Bauchgeburten wolle man dafür sorgen, "normale Geburten zu fördern und das Bevölkerungswachstum auf einem nachhaltigen Niveau zu halten", heißt es in dem Plan.

Während Frauen nach einer vaginalen Geburt recht schnell wieder schwanger werden können, wird nach einem Kaiserschnitt oft eine längere Zeit zur Heilung empfohlen. Laut der Datensammlung World Population Review wurden 584 von 1000 Lebendgeburten in der Türkei per Kaiserschnitt vorgenommen. 

Werbeaktion mit Fußballmannschaft befeuert die Debatte

Die Debatte wurde durch eine Werbeaktion des Gesundheitsministeriums bei einem Spiel in der ersten türkischen Fußballliga weiter angeheizt: Spieler des Vereins Sivasspor liefen am Wochenende mit einem riesigen Transparent mit der Aufschrift "Natürliche Geburt ist natürlich" auf den Platz. 

Die Vize-Chefin der größten Oppositionspartei CHP, Gökçe Gökçen, reagierte mit Unverständnis: "Männliche Fußballspieler sagen Frauen, wie sie gebären sollen", schrieb sie im Onlinedienst X. "Lasst die Finger von den Körpern der Frauen."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. April 2025 um 14:44 Uhr.