![Biber beim Abholzen | ARD-aktuell Biber beim Abholzen](https://images.tagesschau.de/image/7c309ae5-43eb-4542-bda4-91db3421d522/AAABlOHO01I/AAABkZLrr6A/original/sendungsbild-1493222.jpg)
Staudamm in Tschechien Biber statt Bagger
Eine Biberfamilie hat in Tschechien bei der Renaturierung eines Bachlaufs geholfen - und damit Naturschützern viel Geld gespart. In Rekordzeit errichteten sie den Staudamm. Die Bagger sind nicht mehr nötig.
Die Natur erwacht langsam aus dem Winterschlaf im Landschaftsschutzgebiet Brdy, einem ehemaligen Militärübungsplatz in der Nähe von Prag. Erst seit 2016 ist es für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Parkverwaltung kämpft noch mit dem Erbe der Militärzeit. Schnurgerade Entwässerungsgräben tragen viel Sediment mit sich, und das macht den seltenen Bachkrebsen im Flüsschen Klabava das Leben schwer.
Seit sechs Jahren plant die Verwaltung deshalb hier eine Renaturierung mit Dämmen und Mäandern, die die Wiesen unterhalb der Padrter Teiche wieder in ein Feuchtgebiet verwandeln sollen. Fast alle bürokratischen Hürden sind überwunden, die Pläne sind fertig, die Baugenehmigung erteilt - bald könnten die Bagger anrollen. Doch dazu wird es nicht mehr kommen. Denn die Dämme sind bereits fertig.
![Die Biber waren mit ihren Dämmen schneller als die Behörden. | ARD-aktuell Durch Biber gebaute Dämme](https://images.tagesschau.de/image/ddfaad3c-b942-4092-8396-b327caef6c75/AAABlOHPq0k/AAABkZLlUbs/16x9-960/sendungsbild-1493220.jpg)
Die Biber waren mit ihren Dämmen schneller als die Behörden.
Biber sind echte Workaholics
Bohumil Fišer, Leiter des örtlichen Schutzgebietes, inspiziert frische Bissspuren an den Gehölzen unterhalb des Teiches. Wo vor Kurzem noch ein armdicker Baum stand, ragt nur jetzt noch eine einsame, pfeilspitz zugenagte Palisade aus dem Boden. Holzsplitter sammeln sich in großen Haufen am Fuße einer Erle. Eine Biberfamilie hat hier Nachtschicht eingelegt.
Wie die Tiere hier hergekommen sind, ist nicht ganz klar - die nächste Population ist mehr als zehn Kilometer entfernt. Klar aber ist: Sie haben gute Arbeit geleistet. Das Renaturierungsprojekt der Parkverwaltung wurde von einer einzigen Biberfamilie fertiggestellt. So erfolgreich, dass Bohumil Fišer inzwischen mit Gummistiefeln einen matschigen Durchgang zwischen zahlreichen Tümpeln suchen muss, wo ehemals eine trockene Wiese war.
Biber sind echte Workaholics. Ein einziges Tier kann bis zu 200 Bäume im Jahr fällen. Seit vier Jahren bauen die Tiere am Teich ihre Dämme, und das ohne Bauverzögerungen und Kostensteigerung. "In der Zeit haben wir nicht mal eine Baugenehmigung bekommen", sagt Bohumil Fišer und lacht. Einmal in Fahrt, fallen die Pläne der Biber zudem größer aus als die der Parkverwaltung. Fišer beschreibt mit den Armen einen großen Kreis - so weit sollte das Renaturierungsprojekt eigentlich reichen. "Aber das von den Bibern angelegt Feuchtgebiet ist jetzt schon um ein Vielfaches größer."
Arbeit der Biber spart viel Geld
Umgerechnet 1,2 Millionen Euro hätte es die Parkverwalktung gekostet, wenn Bagger statt Biber den Job erledigt hätten, rechnete Fišer aus. Und das Beste: "Sie kümmern sich auch um die Kontrollen, Reparaturen, um die ganze Instandhaltung. Dafür müssten wir sonst für viel Geld eine Firma beauftragen."
Nicht nur die Bachkrebse danken den Bibern ihre Arbeit. Das Wasser der Klabava ist durch die Stauungen deutlich klarer geworden, und in den neuen Sumpfgebieten hat sich ein reiches Amphibienleben entfaltet. Teichfrösche und Kröten werden sich hier im Frühjahr paaren.
Bohumil Fišer schaut noch einmal auf seine Projektskizze, die nun in die Akten wandert. "Es ist gut, dass die Biber uns zuvorgekommen sind. Nicht nur, weil wir das gesparte Geld nun anderswo einsetzen können. Sondern auch, weil wir das gar nicht so gut hinkriegen würden. Die Biber haben einfach ein viel besseres Gespür für die Landschaft als wir Menschen mit unserer technischen Sicht."
Ein tierisches Bauprojekt mit Happy End also, von dem sich der Mensch ruhig etwas abschauen kann. Weniger Bürokratie und mehr Biber wagen.