Prozess um Abhörskandal Prinz Harry und Sun-Verlag einigen sich auf Vergleich
Prinz Harry hat sich im Prozess um illegale Recherchemethoden mit dem Verlag der britischen Boulevardzeitung Sun auf einen Vergleich geeinigt. Dazu gehört eine Entschuldigung - und eine "substanzielle" finanzielle Entschädigung.
Die Boulevardblätter des Medienunternehmers Rupert Murdoch haben mit einer öffentlichen Entschuldigung und der Zahlung einer Entschädigung eine Klage des britischen Prinzen Harry wegen mutmaßlich illegaler Abhörmethoden beigelegt. Das teilten beide Seiten vor Beginn des zweiten Prozesstags mit.
Der jüngere Sohn von König Charles III. und sein Mitkläger, der Ex-Labour-Politiker Tom Watson, warfen den Journalisten der Sun vor, sie bespitzelt zu haben, unter anderem durch das Abhören von Sprachnachrichten und andere illegale Recherchemethoden.
Der Anwalt von Prinz Harry, David Sherborne äußerte sich in London zum Vergleich.
Eine Entschuldigung und eine "substanzielle Entschädigung"
Harrys Anwalt David Sherborne teilte mit, der jüngere Sohn von König Charles habe eine "vollumfängliche und unmissverständliche Entschuldigung" von Murdochs News Group erhalten. Es ist das erste Mal, dass der Konzern ein Fehlverhalten bei seiner Zeitung Sun einräumt.
Außerdem erhält Harry eine "substanzielle Entschädigung", wie es in einer Erklärung des Verlags NGN (News Group Newspapers) hieß.
"Ernsthafte Verletzungen des Privatlebens"
Murdochs News Group, die neben der Sun auch die in Verruf geratene und eingestellte Zeitung News of the World betrieben hatte, räumte in einer Erklärung Überwachung durch Privatdetektive und Missbrauch privater Informationen ein - Anschuldigungen, die der Konzern vor dem Prozess noch energisch zurückgewiesen hatte. Der Verlag entschuldigte sich zudem bei Prinz Harry "umfassend und ohne Einschränkungen" für "ernsthafte Verletzungen seines Privatlebens".
Die Entschuldigung gelte jedoch nur für Aktivitäten von Privatdetektiven, die für die Sun arbeiteten und nicht von Journalisten durchgeführt wurden. Dass man im Konzern von den rechtswidrigen Aktivitäten gewusst habe, wird nicht zugegeben. Abgestritten wird auch, dass die Sun Harrys Telefon abgehört hätte. Die britische Zeitungsgruppe erklärte, der Vergleich mit Prinz Harry ziehe "einen Schlussstrich unter die Vergangenheit".
Um Verzeihung bat die News Group hingegen auch für das Eingreifen in das Leben von Harrys Mutter, der 1997 verstorbenen Prinzessin Diana. "Wir erkennen den Kummer an, den wir dem Herzog zugefügt haben, und entschuldigen uns dafür", hieß es in der Erklärung, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet.
Zuvor außergerichtiche Einigung des Konzerns mit anderen
Der Verlag von US-Medienmogul Rupert Murdoch entgeht nun einer ausführlichen Prüfung vor Gericht, ob und inwieweit Mitarbeiter der Sun in illegale Machenschaften verwickelt und ob solche Praktiken in der Chefetage bekannt waren.
Dass damals illegale Methoden wie das Abhören von Sprachnachrichten bei einigen britischen Zeitungen verbreitet waren, ist unumstritten. Bislang gelang es dem Verlag jedoch stets, Klagen durch Zahlungen im Vorfeld abzuwenden.
Der 40-jährige Harry und ein weiterer Kläger, ein ehemaliger Abgeordneter, waren die letzten von mehr als 1.300, die sich noch nicht außergerichtlich mit dem Medienkonzern geeinigt hatten. Zu diesen gehörten auch Schauspieler Hugh Grant, Ex-Fußballer Paul Gascoigne und das frühere "Spice Girl" Melanie Chisholm. Die Vorwürfe umfassten Abhöraktionen von 1996 bis 2011.
Noch im Dezember hatte Prinz Harry gesagt, er wolle es auf einen Prozess ankommen lassen, auch um stellvertretend für andere Betroffene die mutmaßlichen Machenschaften des Blattes ans Licht zu bringen. Er wollte dafür sogar selbst in den Zeugenstand treten. Selbst bei einem Sieg vor Gericht hätte er allerdings potenziell astronomische Gerichtskosten selbst bezahlen müssen.
Verfahren gegen Daily-Mail-Herausgeber steht noch aus
Harrys Anwalt Sherborne bezeichnete die Erklärung des Verlags als "monumentalen Sieg" für Prinz Harry und Watson. Die Sun sei als "kriminelles Unternehmen" geführt worden, sagte er. Seine Klienten forderten nun Ermittlungen durch die Polizei und das Parlament.
Der Prozess hätte eigentlich am Dienstagmorgen beginnen sollen, doch wegen der Gespräche über eine Einigung verzögerte sich der Auftakt. Es war eine von drei Klagen, in denen Harry britische Boulevardzeitungen beschuldigte, seine Privatsphäre durch das Abhören von Telefonnachrichten oder den Einsatz von Privatdetektiven verletzt zu haben.
Seine Klage gegen den Herausgeber des Daily Mirror endete mit einem Sieg vor Gericht. Das dritte Verfahren gegen den Herausgeber der Daily Mail soll im kommenden Jahr beginnen. Ob es nach der Einigung mit der News Group dabei bleibt, ist unklar.