
Vor dem Konklave Fünf Kandidaten für die Papst-Wahl
Am Mittwoch beginnt im Vatikan das Konklave. Die Namen einiger Kandidaten werden immer wieder genannt, wenn es um die Nachfolge von Papst Franziskus geht. Um wen geht es?
Schon seit Jahren wird in Rom häufig ein und derselbe Name genannt: Pietro Parolin. Er war unter Franziskus die Nummer zwei, viele Buchmacher sehen nun den Kardinalstaatssekretär an erster Stelle.
Der 70-Jährige aus Norditalien ist ein gewiefter Diplomat, als Priester hat er kaum gearbeitet. Immer wieder hat er knifflige Aufgaben gelöst, so gilt er etwa als Architekt eines umstrittenen Geheimabkommens mit China, bei dem es um gemeinsame Bischofsernennungen gehen soll.
Beim russischen Angriffskrieg auf die Ukraine versucht er zwar viel, kann aber nichts erreichen, wie er im Mai 2022 feststellt. "Ich denke, dass derzeit keine weiteren Schritte erforderlich sind. Die Bereitschaft des Heiligen Vaters, nach Moskau zu reisen, um Präsident Putin persönlich zu treffen, wurde angeboten. Warten wir, bis sie uns sagen, was sie wollen."
Im persönlichen Gespräch tritt Parolin umgänglich auf, vertritt aber auch klare Positionen. So sieht er den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland skeptisch und ist gegen die Weihe von Frauen zu Priesterinnen. Gleichzeitig aber ist er offen für eine Aufweichung des Zölibats.

Pietro Parolin, Kardinalstaatssekretär aus Italien.
Die Stimme Asiens
Weitaus emotionaler ist Luis Antonio Tagle: Der frühere Erzbischof von Manila singt auf der Bühne schon mal den Klassiker "Imagine" von John Lennon.
In Tagle könnten viele die Stimme Asiens sehen, dort, wo die katholische Kirche noch wächst. Der 67-jährige Philippiner wurde oft der "asiatische Franziskus" genannt, er tritt fröhlich und bescheiden auf, gilt als engagierter Seelsorger.
Seit 2019 ist Tagle an der Kurie, mehrere Jahre war er der Präsident der Internationalen Caritas-Verbände, bis ihn Papst Franziskus entließ. Offenbar, so hieß es, gab es Probleme beim Management.
In den sozialen Medien ist Tagle aktiv, auf Facebook postet der Pro-Präfekt der vatikanischen Behörde für die Evangelisierung regelmäßig Erklärvideos zum Evangelium.

Luis Antonio Tagle, früherer Erzbischof von Manila. Von den Philippinen.
Vertreter des afrikanischen Kontinents
Als Stimme Afrikas verschafft sich Kardinal Fridolin Ambongo Besungu vermehrt Gehör, der 65-jährige Erzbischof von Kinshasa gefällt vor allem den Hardlinern. Als Präsident der Bischofskonferenz von Afrika und Madagaskar weigerte er sich, eine Vorgabe des Vatikans umzusetzen - es ging um die Segnung von homosexuellen Paaren. Er erklärte es so:
Der Segen, der den Homosexuellen zuteilwird, ist genauso wichtig wie jeder andere. Das ist kein Problem. Aber was bei uns ein Problem ist, ist die Segnung der Verbindung zwischen den beiden. Denn das verwischt die Theologie der Ehe.
In seiner Heimat, der Demokratischen Republik Kongo, setzt sich der Kapuziner für Menschenrechte und Demokratie ein, oft hat er Morddrohungen erhalten. Seit 2020 sitzt Ambongo im einflussreichen Kardinalsrat.

Ambongo Besungu, Präsident der Bischofskonferenz von Afrika und Madagaskar. Aus der Demokratischen Republik Kongo.
Konservativer Bewahrer
Beliebt bei den konservativen Bewahrern ist auch der langjährige Erzbischof von Esztergom-Budapest, Peter Erdö. Zu Benedikt XVI. hatte er eine gute Beziehung, 2013 galt der promovierte Theologe und Kirchenrechtler als Kandidat für das Papstamt.
Erdö wurde in seiner Kindheit durch das kommunistische Ungarn geprägt, seine Eltern durften wegen ihrer Religiosität ihre Berufe nicht ausüben.
Der 72-jährige Ungar beherrscht mehrere Sprachen und ist überzeugter Europäer, die kirchlichen Strukturen verteidigt er. Den Reformkurs von Papst Franziskus sah er eher kritisch.

Péter Erdö, Erzbischof aus Ungarn.
Reformer und Kirchenrechtler
Ganz anders ist das bei Mario Grech. Seit 2020 ist der Malteser Generalsekretär der Bischofssynode, damit ist er bei allen Kardinälen gut bekannt und spielt eine entscheidende Rolle bei dem wichtigsten Reformprojekt der katholischen Kirche, der Weltsynode.
"Die Diskussion, die Reflexion, die Vertiefung" sei noch im Gang, so Grech. "Die Synode ist noch nicht jetzt zu Ende gegangen. Das hier war nur der erste Teil", sagte Grech beim vorläufigen Abschluss 2024.
Der 68-Jährige Kirchenrechtler gilt als nett und ausgleichend. In seiner Heimat Malta hat er geschiedene Wiederverheiratete zur Kommunion zugelassen, den Reformen in Deutschland steht er offen gegenüber. Grech steht für eine Fortsetzung der Linie von Franziskus.

Kurienkardinal Mario Grech aus Malta.