Lufthansa Airbus A321 (Archivbild)

Spanischer Untersuchungsbericht Lufthansa-Jet flog zehn Minuten ohne Pilot

Stand: 17.05.2025 17:13 Uhr

Im Februar 2024 flog eine Lufthansa-Maschine über Spanien zehn Minuten lang unkontrolliert auf Autopilot. Der Flugkapitän war auf Toilette, sein Co-Pilot fiel in Ohnmacht. Nun liegt ein Untersuchungsbericht vor.

Während eines Lufthansa-Flugs von Frankfurt nach Sevilla ist der Co-Pilot eines Airbus A321 ohnmächtig geworden, als der Kapitän auf der Toilette war. Das geht aus einem Untersuchungsbericht der spanischen Unfalluntersuchungsbehörde CIAIAC zu dem schwerwiegenden Vorfall vom 17. Februar 2024 hervor. Demnach flog die Maschine rund zehn Minuten ohne einen kontrollierenden Piloten.

Die Lufthansa teilte auf Anfrage lediglich mit, ihr sei der Untersuchungsbericht bekannt. Ergänzend habe auch die Flugsicherheitsabteilung von Lufthansa eine umfangreiche eigene Untersuchung durchgeführt. Über deren Ergebnis teilte das Unternehmen aber nichts mit. "Wir bitten um Verständnis, dass wir uns nicht über den Untersuchungsbericht hinaus äußern", endete die knappe schriftliche Mitteilung.

Geräusche passten zu gesundheitlichem Notfall

Obwohl der bewusstlose Co-Pilot offenbar ungewollt Bedienelemente betätigte, konnte die Maschine dank des aktiven Autopiloten stabil weiterfliegen. Der Stimmenrecorder zeichnete in diesen Minuten merkwürdige Geräusche im Cockpit auf, die zu einem akuten gesundheitlichen Notfall passten, wie in dem Bericht steht. 

Erst rund zehn Minuten später gelang es dem Kapitän mit Hilfe eines Notfallcodes, die Sicherheitstür zum Cockpit zu öffnen. Er hatte erst im Monat zuvor ein Training für solche Notfälle absolviert. Er habe fünfmal vergeblich den normalen Türöffnungscode eingegeben, der einen Summton im Cockpit auslöst, damit der Co-Pilot die Türöffnung freigibt. Eine Stewardess versuchte zudem, mit Hilfe des Bordtelefons Kontakt mit dem Co-Piloten aufzunehmen. Mit Gewalt lassen sich die Sicherheitstüren, die Flugzeugentführungen verhindern sollen, nicht öffnen.

Maschine landete sicher in Madrid

Schließlich habe der Kapitän einen Notfallcode eingetippt, mit dessen Hilfe sich die Tür auch ohne Zutun aus dem Cockpit öffnen lässt. Kurz bevor sich die Tür automatisch geöffnet hätte, habe sie der Co-Pilot trotz seines Schwächeanfalls von innen geöffnet.

Da der Co-Pilot blass war, stark schwitzte und merkwürdige Bewegungen machte, entschied sich der Kommandant zur Landung in Madrid. Dort landete die Maschine mit 199 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern an Bord sicher. Der Co-Pilot, bei dem noch an Bord ein mitreisender Arzt Erste Hilfe geleistet hatte, wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht. Aus dem Bericht geht hervor, dass weder frühere medizinische Untersuchungen des 38-Jährigen noch der Betroffene selbst Hinweise auf eine Vorerkrankung hatten.

Alte Sicherheitsfrage neu aufgeworfen

Der Vorfall wirft die alte Sicherheitsfrage neu auf, ob Fluggesellschaften wieder eine durchgehende Doppelbesetzung des Cockpits einführen sollten. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) wird in dem Bericht aufgefordert, Flugbetreiber zur Neubewertung entsprechender Sicherheitsrichtlinien anzuhalten.

Es sei ratsam, dass sich immer eine zweite befugte Person im Cockpit aufhalte, wenn einer der beiden Piloten diese für einen Toilettengang oder andere Aufgaben verlassen müsse.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 17. Mai 2025 um 21:30 Uhr.