Präsident Donald Trump und seine Frau Melania beim Tanz zur Amtseinführung

Tag 1 Wider die Versöhnung

Stand: 21.01.2017 07:43 Uhr

Wer bei der Amtseinführung auf einen gemäßigten Trump gehofft hatte, ist enttäuscht worden. In seiner Rede zeigte der neue Präsident sich kompromisslos. Und als erste Amtshandlung unterzeichnete er ein Dekret gegen "Obamacare".

Sinatras "My Way" untermalte den erste Tanz von Donald und Melania Trump als Präsident und First Lady der Vereinigten Staaten. Mit Bedacht ausgewählt, schließlich hat Trump es tatsächlich auf seine eigene Art geschafft, zum Präsidenten zu werden.

Düsteres Bild der USA

Und auf seine ganz eigene Art verlief auch sein erster Tag im Amt. Seine Antrittsrede war hart und zeichnete ein düsteres Bild von den USA und der bisherigen Politik. Von Frauen und Kindern, die in Armut gefangen seien, redete er und von den Ruinen von Firmen, die wie Grabsteine in die Landschaft ragten. "Dieses amerikanische Gemetzel hört genau hier auf und genau jetzt", versprach Präsident Trump, und weiter: "Wir werden keine Politiker mehr akzeptieren, die nur rumreden und nichts tun, sich andauernd beschweren, aber nicht handeln." Die Zeit des leeren Geredes sei vorbei, Handeln sei nun angesagt.

Und er handelte auch sofort: Im farblich schon auf Goldtöne umdekorierten, ansonsten aber noch ziemlich leeren Oval Office unterzeichnete Trump noch am frühen Abend drei offizielle Dokumente - zuerst die Ernennungen der Generäle James Mattis und John Kelly zum Verteidigungs- beziehungsweise Heimatschutzminister.

Aus für "Obamacare"?

Anschließend reichte ihm Stabschef Reince Priebus ein drittes Dokument zur Unterschrift: Es sei eine Anordnung, mit der die wirtschaftliche Last der Gesundheitsreform "Obamacare" minimiert werde, sagte Priebus. Damit wurden alle Behörden angewiesen, so weit wie möglich alles zu vermeiden, was im Rahmen von "Obamacare" Kosten verursacht und den Bundesstaaten so viel Flexibilität wie möglich bei der Umsetzung von "Obamacare" zu gewähren.

Ein Schritt, der auch einige der Kernpunkte von "Obamacare" betreffen könnte, wie zum Beispiel die Strafen für Menschen, die sich nicht versichern. Und vor allem war das ein erster Schritt hin zur tatsächlichen Abschaffung von "Obamacare". Womit genau es ersetzt werden soll, bleibt weiter unklar.

Trump bleibt auf Konfrontationskurs

Währenddessen zerbrachen sich in den amerikanischen Medien die Experten noch den Kopf darüber, was sie von Trumps Antrittsrede halten sollen. James Brooks von der "New York Times" sagte im Sender PBS: "Für mich war der unverhüllte Populismus und Nationalismus der Rede die Geschichte dieses Tages. Wie will er, der Außenseiter, der gegen Washington angetreten ist, Washington dazu bringen, das umzusetzen?" Eine riesige Herausforderung.

Die Politologin Lara Brown von der George Washington Universität zeigt sich verwundert, dass Trumps Partei gewonnen hat und eine der wichtigsten Aufgaben der Antrittsrede sei, den Wahlkampf zu beenden, ein Gefühl von Versöhnung und Einigkeit auch mit denen zu schaffen, die hart gegeneinander gekämpft hätten. Doch genau das habe gefehlt, so Brown.

Anhänger sind begeistert

Es war eben eine Rede, mit der sich Trump direkt an seine Kernwählerschaft wandte, genauso wie mit seiner "Obamacare"-Anordnung. Es ging ihm erkennbar nicht darum, die zu erreichen, die auf den Straßen gegen ihn protestierten und in einer Großdemonstration nach Washington kommen.

Trump sprach zu seinen Anhängern, und denen gefiel es auch - wie Jay aus Michigan: Es sei großartig, meinte der, etwas anderes könne er dazu gar nicht sagen. Denn genau das erwarten die Trump-Anhänger - dass der Präsident handelt, auf seine ganze eigene Art.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 21. Januar 2017 um 12:55 Uhr.