Attacke von Linkspolitikerin Breite Empörung nach Schaumwurf auf Lindner
Politiker aller Parteien haben mit scharfer Kritik auf den Angriff auf FDP-Chef Lindner reagiert. Er selbst warnte vor einer "Verrohung". Eine Lokalpolitikerin der Linken hatte ihm eine Schaumtorte ins Gesicht geworfen.
Nach dem Angriff auf Christian Lindner haben sich zahlreiche Bundespolitiker empört über die Tat geäußert. Eine Lokalpolitikerin der Linkspartei hatte dem FDP-Chef bei einem Wahlkampftermin in Greifswald eine Torte aus Rasierschaum ins Gesicht geworfen.
Lindner warnt vor Verrohung
Der designierte FDP-Generalsekretär Marco Buschmann kritisierte den Schaumwurf auf seinen Parteivorsitzenden scharf. "Erst vor wenigen Wochen haben sich die demokratischen Parteien auf ein Fairness-Abkommen für den Wahlkampf verständigt. Heute erleben wir eine körperliche Attacke einer Linken-Lokalpolitikerin auf Christian Lindner", sagte Buschmann der Nachrichtenagentur dpa. Und: "Auch wenn er souverän und mit Humor reagiert hat: Solche Angriffe haben in unserer Demokratie nichts verloren."
Lindner selbst warnte vor einer Verrohung in der politischen Auseinandersetzung. "Niemals dürfen wir so verroht werden wie die Vereinigten Staaten von Amerika", sagte er bei einer Kundgebung auf dem Rostocker Universitätsplatz wenige Stunden nach dem Vorfall.
Scholz: "Ungehörig und gefährlich"
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilte die Tat mit deutlichen Worten: "Angriffe auf Politikerinnen und Politiker sind kein Ausdruck demokratischen Verhaltens. Solche Aktionen sind ungehörig und gefährlich", so Scholz.
Es sei gut, dass Lindner souverän reagiert habe. "Hier gilt die Solidarität unter Demokratinnen und Demokraten", versicherte Scholz, dessen Verhältnis zu Lindner seit dem Bruch der Ampelkoalition als massiv abgekühlt bezeichnet werden kann.
Linkspartei kritisiert eigene Politikerin
Die Bundesspitze der Linken verurteilte das Vorgehen ihrer Parteikollegin ebenfalls. "Tortenwürfe als Form der politischen Auseinandersetzung zwischen demokratischen Parteien gehören nicht zu unserer Aktionsform, wir suchen die inhaltliche Auseinandersetzung", sagte Bundesgeschäftsführer Janis Ehling. "Diese Werte werden wir auch mit der Genossin im direkten Austausch besprechen."
Der frühere Bundestagsfraktionschef Dietmar Bartsch sagte: "Auch wenn Christian Lindner den Angriff sportlich nahm und nicht verletzt wurde: Menschen körperlich anzugreifen, ist immer und überall komplett inakzeptabel."
Lindner setzte seine Wahlkampfreise fort und sprach am Nachmittag in Rostock. Dabei begrüßte er unter den Zuhörern auf dem Universitätsplatz persönlich den Linken-Bundestagsabgeordneten Dietmar Bartsch.
Deutliche Kritik von Ex-Ampel-Partnern
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich besorgt nach der Tat. "Es fängt mit der Torte an und hört mit Steinen oder mit Sprengsätzen auf", sagte der SPD-Politiker in Köln. Gewalt sei immer abzulehnen, daher verurteile er diesen Angriff auf Lindner in klarster Sprache. "Das dürfen wir nicht akzeptieren. Verrohung des politischen Prozesses beschädigt die Demokratie. Von daher muss das bestraft werden, das ist kein Kavaliersdelikt", betonte der Gesundheitsminister.
Der Spitzenkandidat der Grünen, Robert Habeck, kritisierte die Attacke auf seinen früheren Ampel-Partner ebenfalls deutlich. "Tätliche Angriffe jedweder Art haben im Ringen um die besten Lösungen für dieses Land nichts zu suchen!", erklärte der Wirtschaftsminister.
Anzeige wegen Körperverletzung und Beleidigung
Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz befürchtete: "Das gibt einen Vorgeschmack darauf, was wir hier möglicherweise in diesem Wahlkampf noch erleben." Es sei Gott sei Dank nicht mehr passiert. Aber die Bereitschaft zur gewalttätigen politischen Auseinandersetzung scheine in Teilen der Bevölkerung zuzunehmen. "Ich hoffe, dass uns das erspart bleibt."
Gegen die 34-jährige Tortenwerferin sei Anzeige wegen des Verdachts auf Körperverletzung und Beleidigung erstattet worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Beamte vor Ort hätten unmittelbar nach dem Angriff die Personalien der Frau festgestellt, sie aber nicht in Gewahrsam genommen. Die weiteren Ermittlungen führe die Kriminalpolizei. Weil es sich offenkundig um eine politisch motivierte Tat gehandelt habe, werde auch der Staatsschutz eingeschaltet, hieß es.