Screenshot von afd-stadt-karlsruhe-de

Bundestagswahlkampf in Baden-Württemberg AfD verteilt "Abschiebetickets"

Stand: 14.01.2025 11:11 Uhr

Die AfD Karlsruhe sorgt mit einer Wahlkampf-Aktion für Diskussionen. Offenbar sind bei Menschen mit Migrationshintergrund "Abschiebetickets" in die Briefkästen geworfen worden. Nun ermittelt die Kriminalpolizei.

Eine Wahlkampf-Aktion der AfD Karlsruhe sorgt seit dem Wochenende für Wirbel. In Karlsruhe sollen Menschen mit Migrationshintergrund Flugtickets mit der Aufschrift "Abschiebetickets" im Briefkasten gefunden haben. Diese Flyer sind auf der Internetseite der AfD Karlsruhe zu finden und waren offenbar auf dem Bundesparteitag in Riesa in Sachsen am Wochenende bei regionalen Parteimitgliedern aufgetaucht. Die Kriminalpolizei teilte dem SWR mit, dass sie Ermittlungen aufgenommen habe.

Screenshot der Internetseite der AfD Karlsruhe

Auf der Internetseite der AfD Karlsruhe hat die Partei das Ticket als Werbematerial zur Bundestagswahl veröffentlicht

"Abschiebetickets" führen mit QR-Code zur AfD Karlsruhe

Die in Karlsruhe aufgetauchten Flyer sind mit einem QR-Code versehen, der auf die Internetseite der AfD Karlsruhe verlinkt ist. Ob sie gezielt an Menschen mit Migrationsgeschichte verteilt wurden und wie viele Betroffene es überhaupt gibt, bleibt unklar.

Die Ettlinger Grünen-Politikerin Beate Hoeft hatte auf Instagram auf die Flyer hingewiesen und steht eigenen Angaben zufolge auch in Kontakt mit einer betroffenen Familie.

Social-Media-Beitrag auf Instagram: "Abschiebetickets" der AfD in Briefkästen

In einer Pressemitteilung verweist die AfD Karlsruhe auf das eigene Parteiprogramm. Im Gespräch mit dem SWR hatte der AfD-Stadtrat Oliver Schnell zuvor angemerkt, dass in der Diskussion um das "Abschiebeticket" bisher nur die Vorderseite besprochen wurde und nicht die Rückseite mit den seiner Meinung nach gesetzeskonformen politischen Forderungen.

Der Karlsruher AfD-Bundestagsabgeordnete Marc Bernhard hat die Verteilaktion bestätigt. Es seien 20.000-30.000 Flyer gedruckt worden. Demnach würden sie an Wahlkampfständen verteilt und in Briefkästen geworfen. Es würde aber nicht gezielt nach ausländisch klingenden Namen an Briefkästen gesucht. Bernhard sprach gegenüber dem SWR von einer Wahlwerbung für alle.

Karlsruhes Oberbürgermeister kritisiert AfD-Wahlkampfaktion scharf

Der Oberbürgermeister von Karlsruhe, Frank Mentrup (SPD), übte scharfe Kritik an der Wahlkampf-Aktion der Karlsruher AfD. Gegenüber dem SWR sagte er, dass mit der Aktion eine Grenze überschritten werde und sie den Zusammenhalt in der Gesellschaft gefährde.

Auf dieses Angstrauschen, das im vergangenen Jahr lauter geworden ist, [...] dann im Briefkasten solche Zettel zu finden, verstärkt noch mal ein Unsicherheits- und Angstgefühl. Frank Mentrup (SPD), Oberbürgermeister Karlsruhe

Die Aktion könne Angst auslösen und das sollte nicht Teil des Wahlkampfs sein, so Mentrup weiter.

Kriminalpolizei ermittelt wegen Volksverhetzung

Gegenüber dem SWR teilte die Polizei mit, dass sie auf den Social Media Post hingewiesen wurde. Daraufhin habe die Kriminalpolizei die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Volksverhetzung aufgenommen. Es würden Informationen gesammelt und an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Es werde derzeit nicht gegen einen bestimmten Beschuldigten ermittelt, so ein Sprecher der Polizei. Anzeigen seien bislang noch nicht eingegangen (Stand Dienstagvormittag).

AfD Kreisverband Göppingen warb auch mit "Abschiebeticket" für Parteiprogramm

In Göppingen machte der AfD-Kreisverband ebenfalls Werbung mit den Flugticket-Flyern. Auf der Social-Media-Plattform Facebook war ein entsprechender Post vom vergangenen Samstag zu finden, der am Montag gelöscht wurde.

Vom Co-Vorsitzenden des AfD-Landesverbands Baden-Württemberg, Markus Frohnmaier, heißt es auf SWR-Anfrage, dass er "die kreativen Aktionen der Kreisverbände unterstütze". Es sei ein wichtiges Anliegen, dass die fast eine Million Syrer in Deutschland nach dem Fall des Assad-Regimes rückgeführt würden. Das sei die Umsetzung geltenden Rechts.

Linke Karlsruhe will Anzeige erstatten und fordert Ausgrenzung der AfD

Der Karlsruher Bundestagskandidat der Partei Die Linke, Marcel Bauer, kritisiert die Aktion der AfD Karlsruhe scharf. Die Aktion müsse Konsequenzen haben. Er kündigt an, Anzeige erstatten zu wollen.

Die AfD betreibt mit faschistischen Methoden Volksverhetzung. Diese Bedrohung gegen unsere Mitbürger*innen muss Konsequenzen haben. Marcel Bauer, Bundestagskandidat Die Linke Karlsruhe

Der normalisierende Umgang mit dieser menschenverachtenden Partei müsse ein Ende finden. Die Linke Karlsruhe stelle sich dem entschieden entgegen und wolle es nicht zulassen, dass die AfD ein Klima der Angst schaffe, so Bauer weiter.

Sendung am Mo., 13.1.2025 12:00 Uhr, SWR1 Baden-Württemberg, SWR1 Baden-Württemberg

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