SWR Aktuell Audio

Baden-Württemberg Immer mehr Goldschakal-Nachweise in BW: Das sind die Folgen

Stand: 19.04.2025 11:36 Uhr

Er ist kleiner als ein Wolf, aber größer als ein Fuchs, hat gelblich-graues Fell und lebt auch bei uns in BW. Der Goldschakal ist auf dem Vormarsch. Muss man sich sorgen?

Der Goldschakal breitet sich weiter in Deutschland und speziell in Baden-Württemberg aus. Experten gehen davon aus, dass sich die goldbraunen Wildhunde in rund zehn Jahren hierzulande fest etabliert haben, wie die Deutsche Wildtier Stiftung am Montag in Hamburg mitteilte. Anlass ist der Internationale Tag der Schakale am 19. April. Wie viele Tiere bundesweit unterwegs seien, lasse sich schwer sagen, da sie fast immer in der Dämmerung unterwegs und sehr scheu seien. Ein direktes Aufeinandertreffen mit einem Goldschakal ist sehr unwahrscheinlich.

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Baden-Württemberg ist für die Beobachtung von Wildtieren zuständig. Mit Wildkameras überwacht sie vor allem, wo Luchse und Wölfe hier unterwegs sind. Und seit 2019 sind auf den Bildern häufiger auch Goldschakale zu sehen. Im bundesweiten Vergleich sind laut Wildtier Stiftung hier sogar die meisten Nachweise.

Wo genau leben Goldschakale in Baden-Württemberg?
Warum gibt es hier die meisten Nachweise bundesweit?
Welche Auswirkungen hat der Goldschakal in Baden-Württemberg

Goldschakal in der Fotofalle

Wo genau leben Goldschakale in Baden-Württemberg?

Allein im Jahr 2025 gab laut FVA es schon 23 Sichtungen: Bei Karlsruhe, im Landkreis Böblingen aber auch im Enzkreis. Auch Nachwuchs, im Fachjargon Reproduktion hat es schon gegeben, seitdem der Goldschakal in Baden-Württemberg lebt: Im Schwarzwald-Baar-Kreis und im Landkreis Konstanz.

Doch wie viele Goldschakale in Baden-Württemberg insgesamt unterwegs sind, wissen auch die Fachleute nicht genau. Auf den Wildkamera-Bildern sind nur durchziehende Tiere zu sehen. Außerdem könnten auch immer wieder gleiche Goldschakale darauf zu erkennen sein. Doch Felix Böcker, Wildtier-Experte der FVA sagt: "Wir gehen davon aus, dass es bereits deutlich mehr Goldschakale und vielleicht sogar reproduzierende Gruppen in Baden-Württemberg gibt, als wir wissen."

Goldschakale in der Fotofalle

Warum gibt es in Baden-Württemberg die meisten Goldschakal-Nachweise in Deutschland?

Eine These: Das Monitoring - also die Beobachtung durch die Behörde - könnte in Baden-Württemberg sehr gut sein. "Wo viel geschaut wird, da entstehen auch mehr Daten", so Böcker. Auch Klaus Lachenmaier, der als Biologe beim Landesjagdverband in Baden-Württemberg unterwegs ist, erklärt: "Die Zusammenarbeit von Jägern und Wissenschaftlern ist sehr gut eingespielt." Die Jägerschaft betreut Wildkameras in ihren Revieren und beobachtet, welche Wildtiere vorkommen.

Grundsätzlich kann sich der Goldschakal in vielen Regionen deutschlandweit gut zurechtfinden. Er ist in der Wahl seines Lebensraums recht flexibel und selbstständig von Südosteuropa, aus dem Balkan, sowie Polen und Tschechien eingewandert.

Für Lachenmaier ergibt sich noch ein weiterer Grund, warum sich der Goldschakal in Baden-Württemberg so schnell so wohl fühlt: Im Südwesten ist die Klimaerwärmung schon deutlich zu spüren und der Goldschakal könnte davon profitieren: "Es ist wohl so, dass der Goldschakal besser zurechtkommt mit milden Wintern. Das kennen wir von anderen Tieren auch, dass die sich besser vermehren können, wenn die Winter sich ändern", sagte er.

Goldschakal in der Fotofalle

Welche Auswirkungen hat der Goldschakal in Baden-Württemberg?

Für den Menschen ist der Goldschakal ungefährlich. Wie bei allen Wildtieren gilt: Nicht Füttern. Eine Begegnung ist allerdings ohnehin sehr selten. Wie sich der Goldschakal auf Ökosysteme auswirkt, darüber können die Experten noch keine abschließende Aussage treffen. Ähnlich wie der Fuchs, kann sich der Goldschakal gut an seine Umgebung anpassen. Er frisst mal kleine Tiere oder Insekten, Beeren oder Früchte.

Außerdem auf seinem Speiseplan: Aas, also tote Tiere. Deshalb ist er eine Art Gesundheitspolizei im Ökosystem. "Indem er solche Kadaver beseitigt, hält er die Ausbreitung von Krankheiten in Schach", so Klaus Lachenmaier vom Landesjagdverband.

Goldschakal: Risse von Nutztieren nicht ausgeschlossen - bisher kein Vorfall in BW

Genau wie der Wolf kann der Goldschakal in Rudeln leben. In diesem Fall sei es auch möglich, dass durchaus mal ein größeres Tier erbeutet wird, zum Beispiel ein Reh, so Lachenmaier. Deshalb sind auch Nutztierrisse bei Schafen, Ziegen oder Hühnern nicht ausgeschlossen, wenn auch sehr selten. In Baden-Württemberg ist das aber noch nicht vorgekommen, bestätigt das Umweltministerium auf Anfrage des SWR.

Klaus Lachenmaier vom Landesjagdverband stimmt zu und sagt: "Wenn sich so eine Population neu bildet, wirft die noch keine großen Probleme auf. Das ist nichts, über das wir uns im Moment große Sorgen machen müssen." Feinde des Goldschakals sind neben dem Wolf auch der Mensch, zum Beispiel durch den Straßenverkehr.

Goldschakal besonders geschützt - Tötung nicht erlaubt

Der Goldschakal wird in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union (EU) unter Anhang V geschützt. Durch die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) und das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) gilt das auch in Deutschland.

Das bedeutet: Deutschland ist verpflichtet, den günstigen Erhaltungszustand der Art sicherzustellen und durch Monitoring die Verbreitung des Goldschakals zu dokumentieren. Im baden-württembergischen Jagdrecht ist der Goldschakal nicht aufgeführt. Damit darf er nicht gejagt, gefangen oder getötet werden.

Sendung am Sa., 19.4.2025 11:30 Uhr, SWR4 BW Studio Karlsruhe - Regionalnachrichten