Eine Frau sitzt auf dem Sofa und benutzt ihr Smartphone.

Baden-Württemberg Kann KI trösten? Wie Künstliche Intelligenz die Seelsorge unterstützen kann

Stand: 29.05.2025 09:06 Uhr

In einer Zeit, in der KI-Systeme Texte schreiben, Emotionen erkennen und Gespräche führen, will auch die Kirche sie nutzen. In der Seelsorge sieht ein Bischof aber Grenzen.

Von Ulrike Schirmer

Wieviel digitale Hilfe ist in der Seelsorge erlaubt - und wo muss die Menschlichkeit die Grenze ziehen? Fragen, mit der sich aktuell auch die katholische Kirche beschäftigt. Auch ein Grund, warum der neue Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Klaus Krämer, Heilbronn besucht hat. Die Stadt wird mehr und mehr zum Zentrum für Künstliche Intelligenz (KI). Lukas Biermayer ist katholischer Pfarrer in Bad Rappenau (Kreis Heilbronn). Er sieht beispielsweise gerade in den Kontakten bei der Seelsorge den Menschen im Mittelpunkt - KI findet für ihn hier erst einmal keine Verwendung.

Kirche trifft KI: Franziska Kirchert erklärt Bischof Klaus Krämer in den IPAISpaces, wie mit Hilfe Künstlicher Intelligenz ein Kunstwerk entstanden ist.

Klaus Krämer, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, hat Heilbronn besucht. Die Stadt wird entwickelt sich zu einem Zentrum für KI.

Bischof Krämer: Kirche will Wandel mitgestalten

Hoher kirchlicher Besuch kam unängst zum IPAI Heilbronn (Innovationspark für Künstliche Intelligenz) - bald das größte KI-Zentrum Europas, so der Plan. Bischof Klaus Krämer wollte sich die neuesten Entwicklungen in Sachen KI ganz aus der Nähe anschauen: "Weil Künstliche Intelligenz unsere Gesellschaft verändert – und wir als Kirche gefragt sind, diesen Wandel mitzugestalten", heißt es von Seiten der Diözese.

Das ist eine so rasante Entwicklung. Sie bietet so viele Innovationen in den verschiedensten Bereichen. Klaus Krämer, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Doch wo genau? Auch weit über rein technische Belange hinaus? Denn Krämer macht deutlich: "In der kirchlichen Verwaltung sehe ich großes Potenzial für den KI-Einsatz - etwa bei der Abwicklung von Finanzströmen." Hier könnte die Kirche - ähnlich wie auch Kommunalverwaltungen oder das Land - Ressourcen einsparen, um so mehr Raum für die eigentliche Kernaufgabe zu haben - unter anderem die Seelsorge.

Doch der Bischof denkt noch weiter: In therapeutischen Bereichen, etwa in der Pflege oder medizinischen Diagnostik, sieht er großes Potenzial und vielversprechende Anwendungsmöglichkeiten: Pflegeroboter könnten beispielsweise das Pflegepersonal unterstützen und entlasten.

KI in der Seelsorge? Ja, aber mit Grenzen.

Gehe es aber um die Rolle von KI in der Seelsorge, dann fordert Krämer einen äußerst sensiblen Umgang. Zwar könne KI Tools liefern, etwa bei der Recherche für Predigten oder beim Formulieren von Texten - doch zwischenmenschliche Nähe und spirituelle Tiefe könne keine Maschine ersetzen.

Menschen wollen sich von Menschen verstanden wissen. Klaus Krämer, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Die Beziehung zu Gott bleibe zutiefst persönlich, so Krämer. KI dürfe das nicht ersetzen und könne es auch nicht. Auch der unmittelbare zwischenmenschliche Kontakt sei unersetzlich.

Ähnlich sieht es der Bad Rappenauer Pfarrer Biermayer. Er zieht die Grenzen schon beim Verfassen einer Predigt.

Eine Predigt mit KI erstellen zu lassen, halte ich für nicht sinnvoll. Da kann man gleich eine aus dem Internet kopieren. Lukas Biermayer, katholischer Pfarrer aus Bad Rappenau

Die eigenen Worte im Gottesdienst seien eine sehr persönliche Sache, sagt der Pfarrer. Man müsse hinter dem stehen, was man sagt.

Pfarrer aus Bad Rappenau: Keine KI bei menschlichen Kontakten

Für Kontakte in der Seelsorge sei eine KI nicht geeignet, so Pfarrer Biermayer. Ihr fehle das Kreative, das menschliche Denken. Ebenso gehe Künstliche Intelligenz nicht auf die Menschen und ihre Bedürfnisse ein, die sie in diesem Moment haben.

In der Verwaltung kann er sich die Unterstützung von KI durchaus vorstellen, so Biermayer, schränkt aber ein: "Auch da muss man aufpassen, weil wir mit sehr sensiblen Daten und persönlichen Schicksalen arbeiten."

Kirche trifft nicht nur KI: Bei seinem Besuch in Heilbronn hat sich Bischof Klaus Krämer auch ins Goldene Buch der Stadt eingetragen.

Kirche trifft nicht nur KI: Bei seinem Besuch in Heilbronn hat sich Bischof Klaus Krämer auch ins Goldene Buch der Stadt eingetragen (v.l.n.r.: Erster Bürgermeister Martin Diepgen, Oberbürgermeister Harry Mergel, Dekan Roland Rossnagel, Bürgermeisterin Agnes Christner und Prälat Ralf Albrecht)

Digitaler Wandel in der Kirche: KI-Richtlinien kommen

Der Besuch des Bischofs in Heilbronn kann dennoch fast schon als Auftakt gesehen werden. Denn noch im Frühsommer sollen erste KI-Richtlinien für die Diözese veröffentlicht werden. Diese werden derzeit von der Hauptabteilung Kirche und Gesellschaft erarbeitet, sagte die zuständige Ordinariatsrätin Karin Schieszl-Rathgeb dem SWR.

Darüber hinaus sei KI auch Teil der Überlegungen einer flächendeckenden IT-Strategie in der Kirche. Auch die werde derzeit erarbeitet, so die Ordinariatsrätin. Hier soll KI vor allem in der Verwaltung die Arbeit in der Diözese vereinfachen. Bischof Krämer sieht großes Potenzial darin, wenn "KI viele Dinge dann schneller und im Letzten auch zuverlässiger macht."

Zudem kündigte Krämer an, dass die Diözese das medienpädagogische Angebot ausweiten will - vor allem im Hinblick auf den ethischen Umgang mit KI-Technologien.

Sendung am Do., 15.5.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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