
Baden-Württemberg Merz Schule in Stuttgart: Intim-Fotos von Schülern in der Dusche aufgenommen
Die Polizei ermittelt gegen einen ehemaligen Mitarbeiter der Merz Schule in Stuttgart. Er soll mit versteckten Kameras in Duschen des Internats illegal Schüler fotografiert haben.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigt Ermittlungen gegen einen ehemaligen Mitarbeiter am Internat der Merz Schule in Stuttgart. Das sagte ein Sprecher am Donnerstag auf SWR-Anfrage. Der Verdächtige soll mit versteckter Kamera in Duschräumen intime Fotos von Schülern gemacht haben. Zudem soll er versucht haben, sich Schülern und Absolventen der Privatschule über Instagram unsittlich anzunähern. Zuerst hatte die Stuttgarter Zeitung über die Vorwürfe berichtet.
Illegale Aufnahmen in Stuttgarter Privatschule: Polizei ermittelt seit 2024
Schulleiter Frederik Merz erklärte gegenüber dem SWR, dass die Schule seit dem Spätsommer 2023 zunächst von ehemaligen Schülern über deren Verdacht gegenüber dem Mitarbeiter informiert worden sei. Man habe sofort die Polizei eingeschaltet. Diese habe ab Anfang 2024 intensive Ermittlungen aufgenommen.
Die Schule habe den Mitarbeiter, der mindestens fünf Jahre im Internat tätig gewesen sei, umgehend fristlos entlassen. Seither arbeite man mit Schülern, Eltern und den Ermittlungsbehörden intensiv an der Aufklärung der Vorwürfe zusammen, so der Schulleiter am Donnerstag.
Intim-Fotos mit manipulierten Shampoo-Flaschen aufgenommen?
Die Schule habe versucht zu rekonstruieren, wie es zu Fotos aus Duschräumen männlicher Jugendlicher gekommen sei. Demnach könnten Aufnahmen aus manipulierten Shampoo-Flaschen oder abgehängten Decken heraus angefertigt worden sein. Die Schule habe Vorkehrungen getroffen, dass so etwas nicht wieder passieren könne, so die Schulleitung.
Schulleiter Merz zeigte sich gegenüber dem SWR erleichtert, dass "unser Schutzkonzept zu so vertrauensvollen Beziehungen zwischen unseren Schülerinnen und Schülern mit den Pädagogischen Fachkräften führt, so dass Hinweise auch nach einem Auszug aus dem Internat noch entscheidend zu einer Aufklärung beitragen konnten".
Merz Schule: Es gab keine Abmeldungen
Durch die Vorfälle habe es keine Abmeldung von der Schule gegeben. Vier Schüler hätten aber das Internat verlassen und besuchten die Schule weiter von externer Unterbringung aus, so Merz. Noch sei unklar, wie viele Schüler insgesamt illegal nackt unter der Dusche fotografiert worden sein könnten. Man biete Betroffenen intensive Unterstützung auch bei polizeilichen Ermittlungen an, so die Schulleitung weiter.
"Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen liegen keine Anhaltspunkte vor, dass es gegenüber den Geschädigten auch zu direkten körperlichen Übergriffen gekommen ist", teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit. Der Beschuldigte sei nicht in Haft und habe sich noch nicht förmlich zur Sache eingelassen.
Auch CVJM Grunbach im Rems-Murr-Kreis betroffen
Im Kontext der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der ehemalige Mitarbeiter der Merz Schule ehrenamtlich auch beim Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) Grunbach in Remshalden (Rems-Murr-Kreis) tätig war. Wie dessen Vorstand Sebastian Meinel dem SWR am Donnerstag sagte, habe man sich im April 2024 beim Bekanntwerden der Ermittlungen gegen den Mann umgehend von ihm getrennt. Von illegal angefertigten Fotos in Räumen des CVJM sei nichts bekannt, hieß es.
Man habe betroffene Kinder und Eltern umgehend informiert und unterstützt, erklärte Meinel: "Die Eltern wurden von uns und der Kripo über den damaligen Ermittlungsstand informiert und die Möglichkeit, dass ihre Kinder (Jugendliche) über digitale Wege von dem Beschuldigten kontaktiert wurden und es dort zu Straftaten gekommen sein kann." Man habe darüber hinaus auch das Konzept zum Schutz von Kindern und Jugendlichen nochmals überarbeitet. "Keine Toleranz, volle Transparenz", sei dabei das Motto, so Meinel.
Keine Toleranz, volle Transparenz. Sebastian Meinel, Vorstand CVJM Grunbach
Schule zieht im Internat Konsequenzen
Auch bei der Merz Schule hat man den Schutz von Minderjährigen noch einmal überarbeitet, teilte die Schulleitung mit: "Die Erfahrungen aus diesem Fall fließen in zukünftige Maßnahmen zur Sicherheit aller Kinder und Jugendliche in unseren Einrichtungen ein. Das ist unsere Pflicht." Weiter heißt es in einer schriftlichen Erklärung der Schule: "Enttäuschend und verunsichernd ist die Tatsache, dass man es den Menschen nicht ansieht, welche rechtswidrigen Neigungen sie mit sich tragen. Das haben uns Profilingexperten der Polizei auch bestätigt. Wir werden deshalb weiterhin auf das erweiterte Führungszeugnis und unsere Schutzkonzepte setzen müssen, um unser Personal bewusst auszuwählen und eng zu begleiten."
Von Seiten der Staatsanwaltschaft gibt es keine Auskunft, wann die Ermittlungen gegen den Tatverdächtigen abgeschlossen sein werden und ob es dann zu einer Anklage gegen den Mann kommen wird. Bis zu einem etwaigen Urteil gegen den Mann gilt die Unschuldsvermutung.
Sendung am Do., 17.4.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4