Der Tatort in Grünsfeld am Tag nach der zerstörerischen Baggerfahrt. Die Polizei hat Sichtschutz errichtet. Handelte der Baggerfahrer aus Hass gegen seinen alten Arbeitgeber?

Baden-Württemberg Handelte der Baggerfahrer aus Hass auf seinen Arbeitgeber?

Stand: 02.01.2025 18:35 Uhr

Nach der zerstörerischen Baggerfahrt in Grünsfeld und Tauberbischofsheim und den tödlichen Polizeischüssen auf den Fahrer laufen die Ermittlungen weiter. War Hass das Tatmotiv?

Nach der zerstörerischen Baggerfahrt in Grünsfeld und Tauberbischofsheim (beide Main-Tauber-Kreis) an Silvester gehen die Ermittler von einem persönlichen Motiv des Täters im Zusammenhang mit seiner alten Arbeitsstätte aus. Die Polizei hatte den 38-Jährigen mit Schüssen gestoppt. Er starb noch vor Ort. Das Landeskriminalamt ermittelt, auch am Neujahrstag wurden noch Spuren gesichert. Der 38 Jahre alte Baggerfahrer soll am Donnerstag obduziert werden, sagte ein Polizeisprecher.

Nach SWR-Recherchen hatte der Mann wohl aus Hass auf seinen ehemaligen Arbeitgeber Gebäude, schwere Maschinen und Fahrzeuge auf den beiden Firmengrundstücken in Tauberbischofsheim und Grünsfeld beschädigt, auf der Fahrt mehrere Polizeiwagen gerammt und drei Polizisten verletzt.

38-jähriger Baggerfahrer hatte offenbar Zutrittsverbot

Nach SWR-Recherchen gab es vor längerer Zeit offenbar eine Kündigung. Seitdem soll es mehrere Vorfälle gegeben haben, außerdem laut der Staatsanwaltschaft eine gerichtliche Auseinandersetzung über ausstehende Lohnzahlungen. Der Täter habe den Streit zumindest teilweise gewonnen und laut gerichtlicher Entscheidung Anspruch auf Lohnrückzahlung. Der 38-Jährige hatte ein Zutrittsverbot zum Betrieb. Mitarbeitende, die den Täter kannten, sprechen von einem "schwierigen Charakter". Er soll mit seiner Frau und vier Kindern in Thüringen gelebt haben.

Polizei äußert sich zu tödlichen Schüssen

Die Polizei erklärte sich am Donnerstag gegenüber dem SWR noch mal zum Einsatz und den Schüssen auf den Täter. Polizeisprecher Frank Belz sagte, man habe während des knapp einstündigen Einsatzes immer wieder versucht, den Bagger zu stoppen und bereits schweres Gerät angefordert.

Polizeisprecher Frank Belz zu Baggerfahrt

Schüsse gegen das Fahrzeug hätten keinerlei Wirkung gezeigt. Große Sorge war, so der Polizeisprecher weiter, dass der Mann in die Innenstadt von Tauberbischofsheim fahren könnte. Durch die wild umherschlagende Baggerschaufel sprach Belz von einer lebensgefährlichen Situation für die Polizei am Tatort. Noch dazu sei das Motiv des Mannes während der dynamischen Lage völlig unklar gewesen. Auf X hatte die Polizei zunächst von einer "mutmaßlichen Amokfahrt" gesprochen und einem "Amokfahrer".

Darum sprach die Polizei anfangs von einer "mutmaßlichen Amokfahrt"
Die Polizei hatte sich in ihrer Erstmeldung entschieden, von einer "mutmaßlichen Amokfahrt" zu sprechen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Hintergründe der Tat noch unklar. Auch habe man nicht gewusst, wie sich die Tat entwickle, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn dem SWR. Als klar war, dass sich die Fahrt gezielt gegen eine Firma richtete und es nicht darum ging, möglichst viele Zivilisten zu töten, entschied sich die Polizei, den Begriff "Amokfahrt" nicht mehr zu verwenden. Zudem wurden außer dem Täter keine anderen Menschen getötet. Daher sei der Begriff "Amok" nicht mehr zutreffend, sagte der Sprecher. Am treffendsten sei nun der Begriff "zielgerichtete Zerstörungsfahrt".

Schockierte Mitarbeiter bei Baufirma

Der Bürgermeister von Grünsfeld, Joachim Markert (CDU), besuchte das Unternehmen und sprach mit Mitarbeitenden, die seinen Angaben nach alle unter Schock stehen. Die Schäden seien immens. Das Bauunternehmen arbeitet hauptsächlich für die Deutsche Bahn. Andere Unternehmen aus der Branche haben laut Bürgermeister der Firma ihre Unterstützung zugesagt.

Bürgermeister Joachim Markert erklärte auch, dass im Januar eigentlich viele Aufträge für das Unternehmen anstehen. Die Auftraggeber würden aktuell informiert und hätten auch Verständnis für die Situation. Dank der Hilfe von anderen Firmen aus der Branche können die meisten Aufträge aber durchgeführt werden, so Markert.

Sendung am Do., 2.1.2025 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4

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