
Baden-Württemberg SWMH-Mediengruppe will sich von Regionalzeitungen in Baden-Württemberg trennen
Die Südwestdeutsche Medienholding will ihre Regionalzeitungen in Baden-Württemberg verkaufen. Dazu gehören unter anderem die "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten".
In der Medienlandschaft in Süddeutschland soll es zu einem großen Umbau kommen: Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) mit der "Süddeutschen Zeitung" will ihre Regionalzeitungen in Baden-Württemberg verkaufen. Dieses Mediengeschäft - zu dem unter anderem die "Stuttgarter Zeitung", "Stuttgarter Nachrichten", "Esslinger Zeitung" und "Schwarzwälder Bote" gehören - soll von der Neuen Pressegesellschaft (NPG) rund um die "Südwest Presse" in Ulm zu gut 80 Prozent erworben werden, wie beide Häuser mitteilten.
Zur Medienholding Süd mit Sitz in Stuttgart gehören auch die "Kornwestheimer Zeitung", die "Marbacher Zeitung", die "Leonberger Zeitung" und die "Kreiszeitung Böblinger Bote". Bei der Medienholding Süd arbeiten nach Angaben der Neuen Pressegesellschaft rund 1.700 Menschen in den unterschiedlichsten Bereichen - die Zustellerinnen und Zusteller nicht mitgerechnet.
Entscheidung der Kartellbehörden noch offen
Wann der Deal erfolgen soll, wurde nicht bekannt. Auch zum Kaufpreis machte die SWMH keine Angaben. Der Gesellschafterwechsel steht demnach noch unter dem Vorbehalt, dass die Kartellbehörden zustimmen. An einen weiteren Käufer soll das SWMH-Geschäft um Fachpublikationen gehen. Eine Sprecherin der Neuen Pressegesellschaft geht davon aus, dass die Kartellbehörden zu der geplanten Übernahme innerhalb von rund vier Wochen Stellung nehmen.
Wird dem Vorhaben zugestimmt, würde das neue Zeitungsbündnis nach eigenen Angaben eine Auflage von rund 700.000 Zeitungen erreichen. Welche Auswirkungen die Übernahme für die Mitarbeitenden haben würde, steht laut NPG noch nicht fest. Zunächst werde das Redaktionsgeschäft wie bisher weiterlaufen, hieß es.
Beschäftigte des Schwarzwälder Boten "völlig überrascht"
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des "Schwarzwälder Boten" seien "völlig überrascht und wussten von nichts", hieß es auf SWR-Anfrage. Jetzt würden die Spekulationen losgehen - welche Beschäftigten in den Redaktionen, in der IT oder der Druckerei betroffen sein könnten. Es bestehe die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, hieß es.
Nach Unternehmensangaben der Medienholding Süd solle sich für deren Beschäftigte nichts ändern - weder in Bezug auf den Arbeitsplatz noch auf den Arbeitsort. Die Mitarbeitenden seien am Mittwoch informiert worden, hieß es.
Betriebsratsvorsitzender ist betroffen und fassungslos
Michael Trauthig, Betriebsratsvorsitzender der Medienholding Süd, zeigte sich im Interview mit dem SWR "betroffen, fassungslos und geschockt". Mit einem solchen Verkauf habe er nicht gerechnet, sagte Trauthig. Er mache sich große Sorgen in Bezug auf die Stellen im Konzern. "Wir haben in der Vergangenheit schon sehr viele Stellen in vielen Bereichen abgebaut."
Gewerkschaft ver.di warnt vor Konzentration der Medienlandschaft
"Durch die angekündigte Übernahme würde sich die Konzentration in der baden-württembergischen Medienlandschaft dramatisch verschärfen", so Martin Gross, ver.di-Landesbezirksleiter. Während es bisher zwei große Player und noch wenige eigenständige kleinere Medienhäuser gebe, würde nach der Übernahme ein Konzern dominieren. "Wir erwarten, dass das Kartellamt diese Übernahme gründlich überprüft. Die Demokratie im Südwesten braucht auch bei den Medien Vielfalt", heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft ver.di.
Die Redaktionen der Zeitungen in der Medienholding Süd und der Südwest Presse seien durch etliche Sparrunden "ausgepresst worden wie eine Zitrone", sagte Uwe Kreft, der bei ver.di Baden-Württemberg für den Bereich Medien zuständig ist. Sollte die Übernahme genehmigt werden, dürfe es keine nochmalige Verschärfung des Personalabbaus durch die Hintertür geben, betonte Kreft.
Medienwissenschaftler: Verlage kämpfen "ums Überleben"
Wolfgang Schweiger, Medienwissenschaftler an der Uni Hohenheim, sieht auch die Not der Zeitungsverlage, sich zusammen zu schließen. "Es geht immer nur ums Geld", sagte Schweiger dem SWR. "Die Zeiten, in der man publizistische Interessen hatte, sind vorbei, weil sich die Verlage das schlichtweg nicht mehr leisten können. Die kämpfen ums Überleben." Deswegen versuchten sie, Zeitungen oder Medien zusammen zu bringen, bei denen sie sehr viel zusammenlegen könnten.
SWMH einer der größten Zeitungsverlage in Deutschland
Die SWMH ist einer der größten Zeitungsverlage in Deutschland mit aktuell rund 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mit der Trennung von dem Regionalzeitungsgeschäft in Baden-Württemberg konzentriert sich die SMWH damit stärker auf die Geschäfte um die "Süddeutsche Zeitung" und deren Verlagsgruppe.
Sendung am Mi., 28.5.2025 13:00 Uhr, Radionachrichten SWR1/4 BW