Berlin Berlin plant neue Flüchtlingsunterkunft auf Bundeswehr-Areal in Tegel
Auf dem früheren Flughafengelände in Berlin-Tegel leben Tausende Geflüchtete in einer großen Notunterkunft. Die Zustände gelten als schwierig. Nun plant das Land auf einem nahen Areal der Bundeswehr dauerhafte Unterkünfte.
Der Berliner Senat verhandelt mit der Bundeswehr über eine neue Flüchtlingsunterkunft in bestehenden Gebäuden auf dem Gelände des früheren Flughafens Tegel. Auf dem Areal Tegel Nord, das von der Bundeswehr genutzt wird, könnten 2.000 bis 3.000 geflüchtete Menschen untergebracht werden, sagte Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) am Montag.
Anders als im bestehenden Flüchtlingszentrum Tegel mit aktuell 6.500 Plätzen handele es sich bei dem neuen Vorhaben um eine qualitätsgesicherte, dezentrale Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften und nicht um eine Notunterkunft, erläuterte die SPD-Politikerin. Noch sei das Vorhaben nicht unter Dach und Fach, aber: "Wir sind in guten Gesprächen", so Kiziltepe.
SPD-Senatorin will Notunterkunft Tegel verkleinern
Die Senatorin bekräftigte ihr Ziel, die große Notunterkunft Tegel, die im Wesentlichen aus Leichtbauhallen besteht, zu verkleinern. "Wir wollen Tegel nicht komplett schließen, aber wir wollen es deutlich reduzieren", sagte sie.
Zum einen seien große Notunterkünfte wie Tegel oder auch Tempelhof keine geeigneten Orte für Integration und sehr teuer. Zum anderen müssten sich geplante Vorhaben zur Nachnutzung des Flughafenareals entwickeln können, darunter die Urban Tech Republic und eine Hochschule als Standorte für Wissenschaft und Innovation.
CDU und SPD uneinig über weitere Nutzung
Aktuell leben in der Großunterkunft Tegel, die zunächst bis Ende 2025 genehmigt ist, laut Integrationsverwaltung gut 4.100 Menschen. 2.500 weitere Plätze stehen zur Verfügung. Über die Frage, wie es dort weitergeht, gibt es zwischen den Koalitionspartnern CDU und SPD unterschiedliche Vorstellungen. Während Kiziltepe verkleinern will, hatte CDU-Fraktionschef Dirk Stettner jüngst gefordert, in Tegel 5.000 Plätze "draufzupacken".
Neue Schutzunterkünfte für ausgebeutete Arbeitskräfte
Sozialsenatorin Kiziltepe kündigte zudem eine Schutzunterkunft für ausgebeutete Arbeitskräfte in Berlin an. Bisher kämen diese beispielsweise in die Notunterkunft in Tegel.
Die neue Unterkunft soll in diesem Jahr eröffnen. Im März will die Sozialsenatorin Details nennen, ab wann und in welchem Bezirk die Unterkunft geplant sei.
In Berlin gebe es Fälle von Arbeitsausbeutung in schlimmstem Maße, so die Sozialverwaltung. Betroffene Zuwanderer erhalten weit weniger als den Mindestlohn. Von einigen Arbeitgebern würden sie in schlechten Räumlichkeiten wie Kellern untergebracht. Bei Razzien hole die Polizei die Menschen dort raus, so die Sozialsenatorin.
Klageverfahren, damit Betroffene ihren angemessenen Lohn erhalten, dauern laut der Sozialverwaltung oft lange. Die Betroffenen sollen ihr zufolge währenddessen betreut und beraten werden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 20.01.2025, 13:20 Uhr