Brandenburg Brandenburg eröffnet mit Libra neues Institut für Schule und Lehrkräftebildung
Lehrkräfte fortbilden und die Qualität an Schulen sichern: Nach dem Ausstieg Berlins hat Brandenburg am Montag ein eigenes Nachfolge-Institut eröffnet - das "Libra"weckt bei manchen Hoffnung, dass auch mehr Lehrkräfte in die Mark kommen. Von Michael Schon
Im vergangenen Jahr hatte Brandenburgs Regierungskabinett beschlossen, ein neues Landesinstitut für die Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern aufzubauen. Am Montag wurde nun planmäßig das Landesinstitut Brandenburg für Schule und Lehrkräftebildung - kurz: Libra - eröffnet. Es ersetzt den Vorgänger, das Landesinstitut für Schule und Medien (Lisum) und soll mit zusätzlichen Aufgaben betraut werden.
Hauptstandort wird Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) bleiben. Darüber hinaus sollen in Bernau, Cottbus, Potsdam und Neuruppin neue regionale pädagogische Zentren errichtet werden.
Die Neuaufstellung des Landesinstitutes war nötig geworden, weil die Länder Brandenburg und Berlin bei der Bildung getrennte Wege gehen. Das bisherige Lisum war ein gemeinsames Institut. 2022 hatte der alte Senat der Hauptstadt aber angekündigt, das Abkommen dafür zum Dezember 2024 zu kündigen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse sollen im Libra schneller einfließen
Beim Eröffnungstag mangelt es nicht an Vorschuss-Lorbeeren. Als "Herzkammer guter Bildung in Brandenburg" bezeichnet Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) das Libra in Ludwigsfelde.
Aus Australien meldet sich der renommierte Bildungsforscher John Hattie per Videobotschaft und lobt das Engagement, die Leidenschaft und die Hingabe für die Ausbildung von Schülerinnen und Schülern, die sich in der Neugründung ausdrücke.
Libra-Direktor Mathias Iffert schwärmt von einem Ort der Inspiration, der Innovation und der Zusammenarbeit. Natürlich sind es die üblichen schönen Worte während einer Eröffnungsfeier. Aber zu tief soll die Latte offenbar auch nicht hängen.
Ein Augenmerk des Libra soll vor allem auf der pädagogischen Weiterbildung von Seiteneinsteigern liegen. Die Organisation der Angebote soll allerdings stärker zentralisiert werden als bisher, mit dem Ziel, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse schneller einfließen lassen zu können. Dazu kommen Schul- und Unterrichtsentwicklung, das Aufstellen wissenschaftlich fundierter Rahmenlehrpläne und das Erarbeiten von Instrumenten für die Qualitätssicherung im Unterricht. Und nicht zuletzt: Das Libra soll sich um das Thema Digitalisierung kümmern. Dazu gehört der Aufbau einer landesweiten digitalen Fortbildungs-Infrastruktur für Lehrkräfte – und die Vermittlung von digitalen Neuerungen.
Brandenburg finanziert im Libra 212 Vollzeitstellen – statt bisher 80
Auch wenn die Aufgabenbeschreibung des Libra möglicherweise den Eindruck erweckt, Herzen zunächst eher in pädagogischen Fachkreisen höher schlagen zu lassen, weckt sie doch bei manchen die Hoffnung, dass sich mit der Neugründung auch im Schulalltag konkrete Verbesserungen einstellen werden.
Die Vorsitzende von Brandenburgs Landeselternrat, Ulrike Mauersberger, kann sich beispielsweise vorstellen, dass das Institut dem anhaltenden Lehrermangel etwas entgegensetzen kann. Einerseits durch eine bessere Qualifikation von Seiteneinsteigern, andererseits durch Impulse für digitalen Unterricht, der mit weniger Lehrkräften durchgeführt werden könne. "Da hat das Libra eine ziemlich wichtige Aufgabe", so Mauersberger, die für die CDU als Kandidatin für die Bundestagswahl antritt. Allerdings würden die Eltern "kritisch begleiten", dass das neue Institut mit 212 Vollzeitstellen ausgestattet werden soll. Bisher waren es rund 80. "Wenn diese Stellen durch Lehrer besetzt werden, verstärkt das den Lehrermangel an Schulen noch", warnt Mauersberger.
Brandenburger Bildungsminister Freiberg dämpft Erwartungen
Ob das Libra wirklich bei der Bekämpfung des Lehrkräftemangels helfen kann, ist allerdings fraglich. Bildungsminister Freiberg sieht eher eine indirekte Rolle und dämpft zu große Erwartungen: "Wir sind dort eher im Bereich der qualitativen Unterstützung von Lehrkräften."
Er sei sich aber sicher, dass sich das Angebot zur Fortbildung von Lehrkräften herumsprechen werde, was dann "zur Gewinnung von Lehrkräften beitragen" könne. Ähnlich sieht es Instituts-Direktor Iffert: "Wir treten so selbstbewusst an, dass wir davon ausgehen, dass wir einen hochattraktiven Vorbereitungsdienst in Brandenburg haben." Eine gute Begleitung des Referendariats ziehe auch Lehramts-Interessenten aus anderen Bundesländern an.
Erziehungsgewerkschaft: Fortbildung braucht Zeit
Auch der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs, hat keine zu großen Erwartungen mit Blick auf die Bekämpfung des Lehrermangels. Schließlich ersetze ein Institut ja keine fehlenden Lehrkräfte. Er sieht in der Neugründung andere Vorteile: "In der Vergangenheit war es immer so, dass viele Dinge mit Berlin gemeinsam geregelt werden mussten. Brandenburg drohte immer, hinten runterzufallen."
Anders als früher könne jetzt stärker über das geredet werden, was in Brandenburg Priorität habe. Das sei auch nötig, die Baustellen im Schulwesen nach wie vor groß – abzulesen an den Fortbildungsbedarfen von Seiteneinsteigern oder den Herausforderungen bei der Digitalisierung. Für Lehrerinnen und Lehrer wünscht sich der GEW-Chef künftig kürzere Anfahrtswege zu Fortbildungen – und vor allem die Zeit, Fortbildungsangebote auch wahrzunehmen.
Diese Diskussion will Bildungsminister Freiberg allerdings nicht führen. Auf Nachfrage verweist er darauf, dass die Wochenarbeitszeit von Lehrkräften mehr umfasse als die Zahl der Unterrichtsstunden. "Lehrkräfte haben ja bisher auch Fortbildungen gemacht", so Freiberg.
In einer Zukunft mit dem neuen Libra-Institut sollen die nun "direkter, digitaler und qualifizierter" sein. An diesem Versprechen will sich der Bildungsminister messen lassen.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 6.1.2025, 19:30 Uhr