Symbolbild: Fankeberg an der Eder, Männergruppe. (Quelle: Imago Images)

Brandenburg Berlin Feiertag Christi Himmelfahrt: "Vater sein ist vielfach Plag, drum leb er hoch der Vatertag"

Stand: 29.05.2025 09:00 Uhr

Ein cleverer Werber reimte in den 1950ern "Plag" auf "Vatertag" – und weil Himmelfahrt als christlicher Feiertag ohnehin frei war und gern ausgiebig begangen wurde, war der Ehrentag für Väter schnell gefunden.

Christi Himmelfahrt, Vatertag und Herrentag – drei Bezeichnungen, ein Datum. Jedes Jahr führt dieser Feiertag zu einer ungewöhnlichen Mischung aus kirchlicher Besinnung, familiärer Würdigung und ausgelassener Männertour.
 
Wie kam es eigentlich zu diesem Feiertag? Ein Blick auf die Ursprünge von Christi Himmelfahrt zeigt, dass der Tag einst ganz anders gedacht war – als stilles Gedenken an ein zentrales Ereignis des christlichen Glaubens. Seit dem 4. Jahrhundert ist Christi Himmelfahrt ein eigenes Fest, an dem Christen an die sogenannte Aufhebung Jesu in den Himmel erinnern. Im Neuen Testament, in der Apostelgeschichte, steht, dass Jesus nach der Wiederauferstehung noch 40 Tage bei seinen Jüngern war, bevor er zum Himmel aufstieg. Seit dem vierten Jahrhundert wird dieser Feiertag also begangen - bis heute. In diesem Jahr am 29. Mai.

Collage: Männer mit Alkoholbeladenem Bollerwagen - Himmelfahrtsprozession in Berlin - Familienausflug ins Grüne.(Quelle: picture alliance/ Moritz Frankenberg/IMAGO/picture alliance/Hans Huber)
Himmelfahrt zwischen Besinnung und Besinnungslosigkeit
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Himmelfahrt: Wenn der Himmel Beistand schickt

Die Bibelstelle, auf die sich das Fest stützt, findet sich im ersten Kapitel der Apostelgeschichte. Dort wird beschrieben, wie der nach der Kreuzigung auferstandene Jesus Christus vor den Augen seiner Jünger in den Himmel aufgenommen wurde: "Eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken."
 
Mit der Himmelfahrt ist auch das Versprechen Jesu verbunden, seinen Anhängern neue Kraft zu schenken. Zehn Tage später feiern Christinnen und Christen deshalb Pfingsten – das Fest, an dem dieser Beistand spürbar werden soll.
 
Seit 1934 ist Christi Himmelfahrt in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. In der DDR war er Tag nur bis 1966 ein Feiertag, denn mit Einführung der Fünf-Tage-Woche im Sommer 1967 wurde im Osten Deutschlands etwa neben Ostermontag und dem Tag der Befreiung auch Himmelfahrt gestrichen. Nach der Wiedervereinigung wurde der Feiertag auch in den ostdeutschen Bundesländern wieder eingeführt.
 
Heute ist Himmelfahrt auch in vielen Nachbarländern wie der Schweiz, Österreich, Dänemark, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Frankreich ein Feiertag. Das Fest fällt stets auf einen Donnerstag. Der Tag wird in den Kirchen traditionell mit Gottesdiensten in Pfarrgärten, im Wald und auf Bergen gefeiert.

Vatertag ist gleich Herrentag

Wie dieser christliche Festtag zum feucht-fröhlichen Vater- oder Herrentag wurde, ist nicht ganz klar. Dabei gibt es Hinweise darauf, dass das Treiben am Vatertag aus dem Himmelfahrts-Brauchtum entstanden sein könnte. So geht aus kirchlichen Chroniken hervor, dass schon im 17. Jahrhundert manche Himmelfahrts-Prozession in einem Trinkgelage geendet habe.
 
Daraus entwickelten sich seit dem 19. Jahrhundert in manchen Großstädten - und insbesondere im Berliner Raum - sogenannte "Schinkentouren": Fuhrunternehmer organisierten Ausflugsfahrten mit Pferdefuhrwerken aufs Land. Frauen waren bei diesen Herrenpartien nicht erwünscht. In den 1930er Jahren etablierten holländische Zigarrenfabrikanten und Metzger dann den Vatertag als Gegenstück zum etablierten Muttertag.
 
Ins Leben gerufen wurde der Vatertag oder Herrentag aber ursprünglich in den USA – und zwar von einer Frau: die US-Amerikanerin Luisa Dodd rief 1910 eine Bewegung ins Leben, die alle Väter ehren sollte. Hintergrund ist, dass sie eines von sechs Kindern war, die von ihrem Vater allein großgezogen wurde. Die Mutter war gestorben.
 
1910 wurde der Ehrentag erstmals in Washington gefeiert. Er verbreitete sich schnell auch jenseits der USA. Ein Wegbereiter für den Vatertag als Gegenstück zum Muttertag in Europa war auch der Werbechef eines österreichischen Hemdenproduzenten in den 1950er Jahren. Er dichtete für eine Kampagne: "Vater sein ist vielfach Plag, drum leb er hoch der Vatertag".

Symbolbild:Eine Teilnehmerin einer Demonstration am Frauentag in Berlin.(Quelle:imago images/IPON)
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Was Vater- und Feiertag verbindet

Zwischen dem Vatertag und Christi Himmelfahrt besteht übrigens durchaus doch ein Zusammenhang: Beide Ereignisse – sowohl die Gottesdienste als auch die Ausflüge der Männer werden traditionell im Freien begangen. In einigen Gegenden gehören Prozessionen dazu, bei denen um eine reiche Ernte gebeten wird – in diesem Jahr übrigens auch wieder in Berlin und Brandenburg. Die heute üblichen Bollerwagen, Kutschfahrten oder Fahrradtouren sind im Grunde Überreste dieser Bräuche.
 
Und während der Vatertag in vielen anderen Ländern am dritten Sonntag im Mai gefeiert wird und ein rein familiärer Feiertag ist, an dem die Väter von Ihren Kindern beschenkt werden, wird er in Deutschland eben oft als Anlass für Trinkgelage genutzt – besonders in ländlichen Regionen. Apropos Alkohol: Bei feucht-fröhlichen Herrentags-Ausflügen sollten Auto oder Fahrrad besser zu Hause bleiben. Es gibt jedes Jahr an Christi Himmelfahrt mehr Unfälle unter Alkoholeinfluss als an vergleichbaren Tagen. Im Jahr 2024 sind laut Statistischem Bundesamt allein an diesem Tag 287 Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss registriert worden - mehr als an jedem anderen Tag des Jahres. Der Durchschnittswert für Alkoholunfälle im gesamten Jahresverlauf lag bei lediglich 95 pro Tag.
 
Da der Freitag in vielen Bundesländern – so auch in Berlin und Brandenburg - schulfrei ist, dürfte dies das Verkehrsaufkommen weiter erhöhen – der ADAC warnt für das Wochenende vor Staus auf den Autobahnen, da mit starkem Reise- und Ausflugsverkehr zu rechnen sei.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 29.05.2025, 19:30 Uhr