Lichtermeer vor dem Brandenburger Tor (Quelle: picture alliance/dpa/Kay Nietfeld).

Brandenburg Berlin Zehntausende Menschen demonstrieren in Berlin gegen Rechtsruck

Stand: 25.01.2025 19:06 Uhr

Mit einem Lichtermeer setzten tausende Menschen am frühen Abend "ein Zeichen gegen den Rechtsruck". Insbesondere mit der AfD dürfe es keine Kooperation geben, ansonsten folge ein "Aufstand der Anständigen".

  • Gegen 17.40 demonstrieren laut Polizei bis zu 35.000 Menschen
  • Veranstalter sprechen von 100.000 Teilnehmenden
  • sie fordern eine Brandmauer der Parteien zur AfD
  • würde diese Fallen, folge ein "Aufstand der Anständigen"
  • gegen 18.30 Uhr hat sich der Großteil der Demonstration aufgelöst

Auf dem Pariser Platz und der Straße des 17. Juni in Berlin sammelten sich am späten Samstagnachmittag zehntausende Menschen im Rahmen einer Demonstration gegen den Rechtsruck. Die Veranstalter sprachen von rund 100.000 Teilnehmenden, die Polizei von bis zu 35.000 gegen 17.40 Uhr. Mittlerweile habe sich die Demo größtenteils aufgelöst, berichtet eine rbb-Reporterin.
 
Die Brandmauer der demokratischen Parteien gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD müsse halten, forderte Christoph Bautz, Gründer der Organisation Campact und einer der Initiatoren der Demonstration. Er richtete einen direkten Appell an Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz: Wenn dieser bei Migrationsfragen eine gemeinsame Mehrheit mit der AfD suche, dann "bricht in diesem Land ein Aufstand der Anständigen los", meinte Bautz.
 
CDU-Chef Friedrich Merz äußerte zuletzt Pläne, in der kommenden Woche im Bundestag einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik einzubringen. Medienberichten zufolge ließ er parteiintern durchblicken, dass er dabei auch Stimmen der AfD in Kauf nehmen würde.

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Aktivisten sollen Musks mutmaßlichen Hitlergruß auf Tesla-Werk projiziert haben
An die Fassade des Autobauers Tesla in Grünheide haben Aktionsgruppen offenbar ein Foto von Elon Musk projiziert, das ihn bei der Trump-Verteidigung mit einem mutmaßlichen Hitlergruß zeigt. Der Staatsschutz ermittelt.mehr

Kirchenvertreterin: "Wir schweigen nicht, wenn Menschen angegriffen werden"

Die Demonstranten skandierten: "Wir sind die Brandmauer." In der Menge standen viele Familien mit Kindern. Etliche Plakate richteten sich gegen die AfD, so etwa die Aufschrift: "Die AfD ist alternativlos blöde."
 
Die Präses der Synode der Evangelischen Kirchen in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich, betonte, Gott habe allen Menschen die gleiche Würde geschenkt. "Deswegen schweigen wir nicht, wenn Menschen ausgegrenzt, angegriffen oder bedroht werden", so Heinrich. "Deswegen leisten wir Widerstand, wenn jemand die Demokratie attackiert." Kirchen blieben Zufluchtsorte. An Politikerinnen und Politiker appellierte sie, im Wahlkampf nicht die Fakten zu verdrehen.

25.01.2025, Berlin: "Ganz Berlin hasst die AfD" steht auf einem Plakat. (Quelle: dpa/Monika Wendel)

demo-gegen-rechts

Donald Trump und Österreicher Kickl als Symbole für gefallene Brandmauer

Zu der Kundgebung am Brandenburger Tor unter dem Motto "Wir stehen zusammen" hatte ein Bündnis von "Campact", "Fridays for Future" und der Initiative "Eltern gegen Rechts" aufgerufen, angemeldet waren 10.000 Menschen.
 
Nach dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident und dem Fallen der viel zitierten "Brandmauer" in Österreich, wo der als rechtsextrem geltende Herbert Kickl unter Mithilfe anderer Parteien bald Kanzler werden könnte, sehen die Demo-Organisatoren auch die deutsche Demokratie gefährdet.
 
Laut Verkehrsinformationszentrale kommt es zu Sperrungen im Umfeld der Demo. So sind am Samstag in der Zeit von 11 bis 19 Uhr der Bereich Straße des 17. Juni/Ebertstraße vor dem Brandenburger Tor sowie die Straße Unter den Linden ab Wilhelmstraße und der Pariser Platz für den Kfz-Verkehr gesperrt.

Symbolbild: Bei einer Protestkundgebung hält eine Demonstrantin ein Protestschild in die Hoehe am 27.01.2024 in Borkheide, Brandenburg. (Quelle: dpa-Zentralbild/Sascha Steinach)
Was aus den Demonstrationen gegen Rechts wurde
Das Treffen rechtsextremer Kreise in einem Potsdamer Hotel vor rund einem Jahr löste eine Protestwelle in Deutschland aus. Auch in Brandenburger Orten fanden große Demos gegen Rechts statt. Was wurde daraus? Von Simon Wenzelmehr

Reden, Musikauftritte und eine Familiendemo

Zur Demonstration haben sich unter anderem die Aktivistin Luisa Neubauer (Fridays for Future), Christoph Bautz von Campact, sowie Vertreterinnen der Evangelischen Kirche, des Deutschen Gewerkschaftsbundes und Künstlerinnen und Künstler wie das Musik-Duo Milky Chance angekündigt.

Sendung: radioeins, 25.01.2025, 16:00 Uhr