Der Steg an der Marina Zernsee.(Quelle:rbb/J.Piwon)

Brandenburg Klage von Naturschützern verhindert Nutzung von Steg durch Seerosenfeld

Stand: 07.06.2025 15:45 Uhr

Seerosen bieten Lebensraum für viele Wassertiere. Im Hafen von Werder wurde nun ein Steg durch ein Feld hindurch erweitert. Der Nabu klagte und bekam Recht. Von J. Piwon und P. Rother

Der Wassertourismus in Brandenburg boomt. Immer mehr Menschen sind in der Region mit Booten unterwegs. Daher hat das Hafenunternehmen Marina Zernsee in Werder (Havel) beschlossen, ihre Steganlage am Großen Zernsee auszubauen. Der Bau wurde offiziell beantragt, der Landkreis erteilte eine Baugenehmigung. Mittlerweile wurde der Steg auch gebaut. Er verläuft aber mitten durch ein Seerosenfeld.
 
Das hätte so nicht passieren dürfen, sagt der Naturschutzbund (Nabu). Um die seltenen Seerosen zu schützen, hat er gegen die Genehmigung des Landkreises geklagt und vorerst Recht bekommen. Daher darf der Steg nicht komplett genutzt werden.

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Nabu fürchtet, dass Seerosen verschwinden könnten

"Mit jeder mechanischen Bewegung, zum Beispiel durch die Bootsschrauben oder auch durch die Paddel, kann es zu Abrissen kommen von diesen Pflanzen", sagt Björn Ellner vom Nabu, im Gespräch mit dem rbb.
 
Die Seerosen seien wichtiger Lebensraum für viele Arten, unter anderem für den Haubentaucher, hieß es weiter. Der Nabu befürchtet, dass Pflanzen und Tiere durch den Bootsverkehr nach und nach Verschwinden könnten.

Hafenunternehmen investierte 2,5 Millionen Euro

Doreen Bendler und Randy Schirmeister vom Hafenunternehmen haben 2,5 Millionen Euro in den Ausbau der Steganlage investiert, weil der Bedarf an Liegeplätzen für Boote rund um Werder groß. Nun spitzt sich ihren Angaben zufolge die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu, weil sie derzeit nur einen Teil des Stegs nutzen können - abseits der Seerosen. "Wir stehen kurz vor dem Aus, unsere Mittel sind ausgeschöpft", sagt Schirmeister, der Geschäftsführer der Marina Zernsee. "Mich ärgert eigentlich am meisten, dass der Nabu keinen Kontakt zu uns gesucht hat. Sie hätten einfach zu uns ins Büro kommen können", fügt Bendler, die als Assistentin der Geschäftsführung vor Ort arbeitet, hinzu.

Doreen Bendler und Randy Schirmeister an der Marina Zernsee.(Quelle:rbb/J.Piwon)

Doreen Bendler und Randy Schirmeister vom Hafenunternehmen

Wer hat Schuld?

In einem sind sich beide Seiten aber einig: Schuld an der Situation habe der Landkreis, der die Genehmigung erteilt hat. "Der Landkreis hat dieses Seerosenfeld gar nicht mit betrachtet bei der Entscheidungsfindung", sagt Björn Ellner vom Nabu. "Wir als anerkannte Naturschutzverbände wurden auch nicht im Genehmigungsprozess angehört, was sie eigentlich hätten tun müssen seitens der Behörde." Der Landkreis habe falsch entschieden und sei daher schadensersatzpflichtig.
 
Auch die Hafenbetreiber kritisieren den Landkreis. Sie fühlen sich von der Behörde im Stich gelassen. "Die wissen um unsere wirtschaftliche Lage und da passiert einfach mal gar nichts. Wir stehen mit dem Problem alleine da", sagt Schirmeister. Erbefürchtet, das Problem solle ausgesessen werden.

Ein Wasservogel steht neben dem Steg von der Marina Zernsee.(Quelle:rbb/J.Piwon)

Haubentaucher in einem Seerosenfeld

Reaktion des Landkreises steht noch aus

Aktuell brütet vor Ort der Haubentaucher - trotz Steganlage. Für den Geschäftsführer des Hafens ein Zeichen dafür, dass Steganlage und Naturschutz gleichzeitig möglich sind. Generell liegt ihm die Natur am Herzen, sagt er. "Ich verstehe auch die Bedenken des Naturschutzes, wir wären auch bereit, die Anlage noch einmal umzubauen, und komplett um 15 Meter zu verschieben. Aber der Nabu möchte, dass die komplette Anlage verschwindet."
 
Der Nabu hat als Kompromiss vorgeschlagen, dass der Steg in dieser Saison eingeschränkt genutzt werden kann. Danach müsse er aber zurückgebaut werden. Ein Verschieben der Anlage würde die Seerosen nicht ausreichend vor den Wellenbewegungen der Boote schützen, argumentiert der Nabu. Hafenbetreiber Schirmeister hält dagegen: Die Steganlage und die Liegeplätze würden die Wellenbewegung sogar minimieren, sagt er.
 
Eine Lösung im Streit ist derzeit nicht in Sicht. Sowohl Nabu als auch Hafenbetrieb warten auf eine Reaktion des Landkreises. Der müsste letztlich wohl auch für die Kosten des erneuten Umbaus bzw. des Rückbaus aufkommen. Auf rbb-Anfrage äußerte sich der Kreis nicht und verwies auf das laufende Verfahren.

Sendung: Antenne Brandenburg, 6.6.2025, 14 Uhr