Polizeivizepräsident, Jan Müller spricht auf der Pressekonferenz zum Thema der polizeilichen Kriminalstatistik 2024 für das Land Brandenburg am 10.03.2025. (Quelle: picture alliance/dpa/Hannes P Albert)

Brandenburg Zahl der Körperverletzungen gestiegen - Straftaten aber insgesamt gesunken

Stand: 10.03.2025 17:34 Uhr

Die Kriminalität in Brandenburg ist 2024 gesunken - aber ein Höchststand bei den Körperverletzungen macht der Innenministerin Sorge. Auch Polizisten und Retter sind vermehrt Zielscheibe von Angriffen.

  • Rund fünf Prozent weniger Kriminalität insgesamt im Jahr 2024 erfasst
  • Anstieg jedoch bei Körperverletzungen - höchster Wert seit 15 Jahren
  • Drei von vier Tatverdächtigen sind männlich
  • Diebstähle machen größten Anteil an Gesamtkriminalität aus
  • Nur leichter Rückgang bei schweren Gewalttaten

Brandenburg verzeichnet 2024 einen Rückgang der Kriminalität um 5,2 Prozent. Das geht aus der Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr hervor, die am Montag in Potsdam vorgestellt worden ist. Demnach wurden 176.641 Straftaten registriert - 2023 waren es noch 186.242.

Auch Delikte wie Diebstahl und Betrug gingen zurück, wie es bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2024 am Montag in Potsdam hieß. Die Aufklärungsquote der Polizei stieg gleichzeitig auf 58,4 Prozent - der höchste Wert der vergangenen 18 Jahre.

Gewalt gegen Einsatz- und Rettungskräfte steigt um 50 Prozent

Als besorgniserregend bezeichnete Innenministerin Katrin Lange (SPD) aber den Anstieg bei den Körperverletzungen auf 16.978 Fälle - der höchste Wert seit 15 Jahren und ein Anstieg um 2,9 Prozentpunkte im Vergleich zu 2023. Hier seien anteilsmäßig vermehrt nicht deutsche Tatverdächtige festgestellt worden, hieß es. Auch die besonders schwere Gewaltkriminalität - darunter Mord, Totschlag, Vergewaltigung, Raub - bleibt laut Statistik auf hohem Niveau.
 
Angriffe auf Polizisten nahmen im Jahresvergleich um 9,8 Prozent auf 1.492 Fälle zu, Übergriffe auf Rettungskräfte sogar um 50 Prozent von 48 auf 72 Taten im vergangenen Jahr. Innenministerin Lange verurteilte die Gewalt gegen Einsatz- und Rettungskräfte scharf. "Solche Angriffen sind natürlich nicht nur völlig unverständlich und inakzeptabel, sie sind auch tiefst verachtenswert", sagte die SPD-Politikerin.

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Jeder vierte Tatverdächtige ist jünger als 21

Drei von vier Tatverdächtigen sind den Angaben zufolge männlich. Fast ein Viertel der Tatverdächtigen ist den Angaben zufolge unter 21 Jahre alt.

Knapp 58 Prozent aller Tatverdächtigen seien deutsch, gut 42 Prozent sind nichtdeutsch, hieß es vom Innenministerum. Rechne man dabei die ausländerrechtlichen Verstöße heraus, seien rund 25 Prozent der Tatverdächtigen nichtdeutsch. Der nichtdeutsche Bevölkerungsanteil in Brandenburg lag Anfang 2024 laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg bei etwa 7,5 Prozent. Wie das Ministerium mitteilte, sind Migrationshintergründe in der Statistik nicht erfasst.

Eigentumsdelikte dominieren

Den größten Anteil an der Gesamtkriminalität machen laut Innenministerium Straftaten gegen das Eigentum aus. So wurden im vergangenen Jahr 53.021 Diebstähle registriert - das waren knapp 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Hinzu kämen 21.034 Fälle der Sachbeschädigung und 14.221 Fälle des Betrugs.
 
Ein weiterer Faktor der polizeilichen Kriminalitätsstatistik sind auch 2024 wieder Straftaten gegen das Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz. Mit 19.921 Fällen machen sie einen Anteil von 11,3 Prozent an der Gesamtkriminalität aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl um 4,8 Prozentpunkte gestiegen. Ein wesentlicher Grund für diese Zunahme seien die Kontrollen an der Grenze zu Polen, "die erfolgreich dazu beitragen, unter anderem das Dunkelfeld der illegalen Migration aufzuhellen", hieß es. Das Innenministerium begrüße daher die Fortsetzung der Grenzkontrollen – solange wie notwendig.

Mehr Körperverletzungen

Zudem wurden im vergangenen Jahr 16.978 Körperverletzungen festgestellt. Dies sei ein Anstieg um 2,9 Prozentpunkte im Vergleich zu 2023. Auch im Langzeitvergleich ist die Zahl der Straftaten im Bereich Körperverletzungen auf einem Höchststand. Maßgeblich geprägt hätten diese Entwicklung die gestiegenen Fallzahlen im Bereich einfache Körperverletzung (2010: 8.745 / 2024: 12.141) sowie der gefährlichen und schweren Körperverletzung (2010: 3.573 / 2024: 3.847).
 
Bei Körperverletzungen würden anteilsmäßig vermehrt nichtdeutsche Tatverdächtige festgestellt, hieß es. Dies sei eine Entwicklung, die von der Polizei schon seit Jahren festgestellt werde.

Symbolbild: Vandalismus. (Quelle: dpa/Lutz Wallroth)
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Weniger schwere Gewalttaten - aber weiter auf hohem Niveau

Im Bereich der Gewaltkriminalität wurden 5.335 Straftaten erfasst. Das sind drei Prozent weniger als in 2023. Hierbei handelt es sich um die besonders schweren Verbrechen wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, Raub und räuberische Erpressung, Körperverletzung mit Todesfolge, gefährliche und schwere Körperverletzung und anderes mehr. Die bloße einfache Körperverletzung ist hier nicht enthalten.
 
Obwohl die Fallzahlen leicht gesunken sind, bleiben sie auf einem hohen Niveau. Im vorletzten Jahr wurde das höchste Niveau seit 15 Jahren verzeichnet. Die Aufklärungsquote stieg um 1,5 Prozent auf knapp 82 Prozent, das sei ein sehr hoher Wert, hieß es. Opfer von Gewaltkriminalität sind in über 70 Prozent männlich. 69 Prozent der Tatverdächtigen bei der Gewaltkriminalität sind deutsch, 31 Prozent nichtdeutsch.

Neuer Höchststand bei Gewalt gegen Polizeibeamte

In 2024 wurden zudem 1.492 Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte registriert. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 133 Fälle bzw. 9,8 Prozent mehr. Es handelt sich dabei um einen neuen Höchststand. Dabei wurden 2.972 Polizeibeamte als Opfer registriert, 186 mehr als im Vorjahr. In über 86 Prozent aller Fälle handelt es sich um Widerstand oder tätliche Angriffe gegen Polizeivollzugsbeamte. Dabei wurden ein Polizist schwer verletzt.
 
Eine Zunahme verzeichnet die Statistik im Jahr 2024 auch bei den Angriffen auf Feuerwehrleute und Rettungskräfte. Allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau. Es wurden im vergangenen Jahr insgesamt 72 Fälle erfasst, aber auch das ist ein deutlicher Anstieg um 50 Prozent. Damit werden statistisch etwa alle fünf Tage Angehörige der Feuerwehr oder andere Rettungskräfte in Brandenburg angegriffen.

An der PKS gibt es auch Kritik

Das Innenministerium wies in einer Mitteilung von Montag darauf hin, dass die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) eine sogenannte Ausgangsstatistik sei. Sie bildet die Fälle ab, bei denen die Polizei ermittelt, die Ermittlungen abgeschlossen und die Akten an die Staatsanwaltschaft abgegeben hat.
 
An der PKS gibt es auch Kritik. So sei beispielsweise bei der Zahl der Nichtdeutschen nicht gesagt, ob Menschen dauerhaft in Deutschland lebten oder nicht. Auch könnten Anstiege mit einem veränderten Anzeigeverhalten in der Bevölkerung oder neuem Kontrollverhalten der Ordnungskräfte zusammenhängen. [tagesschau.de]

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.03.25, 15:20 Uhr