
Brandenburg Märkisch-Oderland: MKS-Sperrzone rund um Hönow wird doch nicht aufgehoben
Trotz ausbleibender MKS-Fälle bleibt die Sperrzone rund um Hönow bestehen. Die Entscheidung liegt nun bei der Weltorganisation für Tiergesundheit. Während Behörden auf grünes Licht warten, kämpfen betroffene Tierhalter mit den wirtschaftlichen Folgen.
Der letzte Sperrkreis rund um den Ausbruchsort der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Hönow (Märkisch-Oderland) kann noch nicht aufgehoben werden. Das hat Brandenburgs Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt (SPD) dem rbb am Donnerstag gesagt.
Grund ist demnach, dass die Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) noch nicht zugestimmt hat, die Zone aufzuheben. "Wir haben den Antrag rechtzeitig gestellt und wir hatten eigentlich erwartet, noch in dieser Woche eine Antwort der Woah zu bekommen", berichtete Mitelstädt. Das sei nicht der Fall gewesen. Sie erwarte nun "in der nächsten oder übernächsten Woche" die Antwort. Der Ministerin zufolge hat es in den vergangenen drei Monaten keinen MKS-Fall in Brandenburg mehr gegeben.

Schaden für Brandenburg: Acht bis neun Millionen Euro
Am 10. Januar 2025 war die MKS bei drei Wasserbüffeln in Hönow festgestellt worden. Daraufhin wurde in Berlin und Brandenburg ein sogenannter "Stand Still" für Klauentiere angeordnet – ein vollständiges Verbringungsverbot für Tiere, die für MKS empfänglich sind. Per Allgemeinverfügung wurde eine drei Kilometer große Sperrzone sowie eine zehn Kilometer umfassende Überwachungszone eingerichtet. Zuletzt hatte die EU-Kommission eine sechs Kilometer weite Sperrzone (Containment-Zone) rund um den Ausbruchsort in Hönow angeordnet. Diese sollte ursprünglich vom 24. Februar bis zum 11. April gelten, wird nun aber verlängert. Den wirtschaftlichen Schaden durch die MKS-Maßnahmen schätzt das Landwirtschaftsministerium auf acht bis neun Millionen Euro.
In dem betroffenen Gebiet gelten weiterhin Einschränkungen wie das Verbot von Tiertransporten. Betroffen sind sieben Betriebe mit insgesamt rund 40 Tieren, wie Friedemann Hanke (CDU), Vize-Landrat von Märkisch-Oderland, dem rbb sagte. Er betonte, dass sich der Landkreis besser auf einen möglichen neuen Ausbruch vorbereiten müsse: "Wir müssen uns auch wieder beschäftigen mit Seuchen, die länger zurückliegen." Dazu gehöre auch die MKS, die zuletzt 1988 in Deutschland ausgebrochen war. Herausfordernd sei etwa die Beschaffung von Brandkalk zur Desinfektion der betroffenen Weiden gewesen, erklärte Hanke: "Das ist etwas, was wir nicht erwartet haben, der musste aus Süddeutschland angefahren werden, und das sind so praktische Fragen, wo man merkt, das müssen wir uns nochmal angucken – wo kriegen wir im Zweifelsfall auch Materialien her, um die Seuche schnell in den Griff zu kriegen."

Landwirt kritisiert vorsorgliche Keulung
Über eine bessere materielle Vorbereitung würde sich auch Ziegenhalter Jürgen Teudt aus Schöneiche freuen. Er kritisiert: "Die hatten nichts hier, die haben nicht mal ne Tonne Kalk irgendwohin gestellt, dass man schnell mal was machen konnte. Ich hab mich jetzt vorbereitet. Ich hab jetzt Desinfektionsmittel und Brandkalk da."
Weil Teudts Hof in Schöneiche (Oder-Spree) Futter von dem betroffenen Betrieb in Hönow erhalten hatte, wurden vorsorglich alle seine rund 60 Paarhufer – Ziegen, Schafe und Rinder – drei Tage nach dem Ausbruch der Seuche gekeult. Spätere Laborproben ergaben jedoch, dass keines der Tiere infiziert war. Für Teudt kam die Keulung zu früh. Er hätte sich ein schnelleres und besonneneres Handeln der Behörden gewünscht: "Dass man sich drei Tage Zeit lässt bei einer Krankheit, die so einen wirtschaftlichen Schaden nach sich zieht. Man hätte erstmal eine Präventivmaßnahme machen sollen – Desinfektionsmatten ranschaffen, einzäunen und dann die Tiere beproben."
Landwirtschaftsministerium verteidigt präventive Keulung
Brandenburgs Landwirtschaftsministerin Mittelstädt verteidigt das Vorgehen angesichts der Lage in Osteuropa, wo seit Anfang März die Maul-und Klausenseuche wütet: "Ich halte es für sinnvoll, dass wir diese Maßnahme getroffen haben. Gucken wir uns die Slowakei und Ungarn aktuell an, da reden wir nicht von 300 Tieren, da reden wir von mehreren tausend Tieren, die aktuell unschädlich beseitigt wurden."
Für die betroffenen Tierhalter in Brandenburg bedeutet der Ausbruch dennoch einen schweren Verlust. Elf Betriebe haben einen Antrag auf Entschädigung bei der Tierseuchenkasse gestellt, von denen zehn bewilligt wurden. Ein Antrag wurde abgelehnt, weil der Tierhalter seiner Meldepflicht nicht nachgekommen sei – dadurch entfalle der Anspruch auf Entschädigung, teilte das Landwirtschaftsministerium auf rbb-Anfrage mit. Die Entschädigungen nach § 15 des Tiergesundheitsgesetzes seien größtenteils bereits ausgezahlt worden; die restlichen Überweisungen sollen bis Montag erfolgen.

Nicht einmal 100 Euro für ein Tier
Jürgen Teudt hat am Freitag eine Entschädigung von weniger als 100 Euro pro Tier erhalten – allerdings bisher ohne schriftlichen Bescheid. "Das soll eine Entschädigung für die letzten drei Monate sein? Das ist sehr wenig", sagte er enttäuscht. Die Höhe der Entschädigung richtet sich nach Paragraph 16 des Tiergesundheitsgesetzes. Der Höchstsatz für Schafe und Ziegen liegt demnach bei 800 Euro.
Teudt betont, dass er glücklicherweise noch einen Handwerksbetrieb habe, der ihn finanziell absichert. Zudem hatte ein Freund über eine Online-Plattform eine Spendenaktion für ihn gestartet, bei der über 19.500 Euro zusammenkamen. Mit diesem Geld konnte er bereits neue Ziegen kaufen – und plant nun auch den Bau neuer Tierställe.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 11.04.2025, 19.30 Uhr