Symbolbild: X, ehemals Twitter (Quelle: dpa/Jaap Arriens)

Brandenburg Mehr als 50 Universitäten wollen Social-Media-Plattform X verlassen

Stand: 10.01.2025 10:06 Uhr

Mehr als 50 Hochschulen in Deutschland haben angekündigt, die Plattform X zu verlassen oder bereits verlassen zu haben - darunter die BTU Cottbus-Senftenberg, die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Die Bedingungen für einen offenen Austausch seien nicht mehr gegeben, hieß es in einem gemeinesamen Statement zur Begründung. Hass, Desinformation und Manipulation seien unter dem Denkmantel vermeintlicher Meinungsfreiheit Tür und Tor geöffnet worden.

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Universität Potsdam nach 13 Jahren

Silke Engel, Sprecherin der Universität Potsdam, erläuterte dem rbb, im Vorfeld habe es einen Beschluss der Hochschulleitung gegeben: Die Universität wollte am Freitag nach mehr als 13 Jahren ihren Account auf der Social-Media-Plattform X, früher Twitter, stilllegen.
 
"Wir haben X schon lange beobachtet und waren da schon seit einigen Monaten nicht mehr so aktiv, wie wir es einst dort waren - wegen der politischen Entwicklungen, aber auch weil der Algorithmus sich verändert hat", so Engel: "Der Algorithmus greift umfassend in die Verteilung von Informationen ein, lenkt Diskussionen und verhindert einen freien Austausch. Außerdem hat - unter dem Deckmantel vermeintlicher Meinungsfreiheit - der Verzicht auf jede Moderation Hass, Desinformation und Manipulation Tür und Tor geöffnet", erklärte Engel.
 
"Insofern haben wir uns gesagt, wir sind ein Ort für faktenbasierten Austausch, offenen Diskurs und Transparenz - das ist da jetzt nicht mehr gegeben", erläuterte die Sprecherin der Potsdamer Universität. Daher habe die Hochschule nun die Reißleine gezogen.

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Kommentare waren "unterirdisch"

Vor allem im Rahmen emotionaler, politisch-ideologisierender Debatten seien die Kommentare zuletzt "unterirdisch" gewesen. Es habe Beleidigungen gegeben, aber auch ganz üble Nachrede. Es seien aber auch kleinere Fakten verdreht worden. Daraufhin hätten sich auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Uni gewandt. "Das ist stärker geworden in der Vergangenheit", so Engel.
 
"Die Reichweite, auch die Internationalität haben Forschende nach wie vor geschätzt. Sie hatten gehofft, dass sie den Diskurs dort mit Fakten prägen können. Aber die jüngsten Entwicklungen haben uns da desillusioniert", erläuterte Engel weiter. Der Ausstieg sei auch schon länger diskutiert worden. Dem Hauptaccount der Potsdamer Universität folgen auf X mehr als 10.000 Menschen.

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Am Donnerstag hatten bereits die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Plattform nach rund 15 Jahren verlassen. Beide Arbeitnehmerorganisationen kritisierten die Plattform als "Forum für die Verbreitung von rechtsextremistischen Positionen, von Hass und Hetze, von Demokratiefeindlichkeit und Desinformation". Es werde immer offensichtlicher, dass die Algorithmen der Plattform "demokratiefeindliche Narrative bevorzugt behandeln".

Gegen Desinformation und Hassrede wird nicht vorgegangen

Tesla-Chef und Tech-Milliardär Elon Musk hatte Ende 2022 den Kurznachrichtendienst Twitter übernommen und die Plattform in X umbenannt. Seither haben sich zahlreiche Einrichtungen und Prominente aus dem Netzwerk verabschiedet. Hauptkritik ist, dass nicht mehr gegen Desinformation und Hassrede vorgegangen werde. Musk, der auf X mehr als 200 Millionen Follower hat, ist mittlerweile auch ein Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump. Am Donnerstag hatte er sich erneut in den deutschen Wahlkampf eingemischt und für die AfD geworben. Auf seiner Plattform hat er ein rund einstündiges Online-Gespräch mit AfD-Chefin Alice Weidel geführt. Dabei ging es um Themen wie Atomkraft, Migration und die Bürokratie in Deutschland.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.1.2025, 10 Uhr