
Brandenburg Milliardenteure Chipfabrik könnte nach Frankfurt (Oder) kommen
Ein Unternehmen erwägt offenbar den Bau eines Halbleiterwerks in Frankfurt (Oder). Über vier Milliarden Euro könnten fließen – doch auch Leipzig und Magdeburg sind im Rennen. Für die Oderstadt wäre es ein Comeback als Mikroelektronikstandort.
Frankfurt (Oder) ist als möglicher Standort für eine neue Chipfabrik im Gespräch. Die Ferroelectric Memory Company (FMC) hat Medienberichte bestätigt, dass Frankfurt für das Unternehmen als Standort infrage kommt. Zuerst hatte das "Handelsblatt" berichtet.
Das Dresdner Start-up will nach rbb-Informationen über vier Milliarden Euro in den Bau eines Halbleiterwerks investieren. Neben Frankfurt sind nach rbb-Informationen auch Leipzig und Magdeburg im Rennen. Zunächst war von Pirna statt Leipzig die Rede gewesen.
Zu DDR-Zeiten war Frankfurt einer der Halbleiterstandorte Ostdeutschlands. Nach der Wende spielte der Industriezweig in der Stadt keine Rolle mehr. Andere Großansiedlungen wie die Solarindustrie scheiterten nach einem Boom zu Beginn der 2000er Jahre. Frankfurts Bürgermeister Claus Junghanns (CDU) wollte sich zu laufenden Investitionen nicht äußern.

Europa ist von Chip-Importen abhängig
Zu der Vorauswahl als Standort sagte Gerhard Kahmen, wissenschaftlich-technischer Geschäftsführer des Leibniz-Instituts für innovative Mikroelektronik (IHP), dem rbb: "Das hat uns erstmal nicht überrascht, weil wir mit den Handelnden schon im Gespräch waren, weil wir natürlich hier, am Standort Frankfurt (Oder) einer der zentralen Player im Bereich der Halbleiter sind."
Mikrochips stecken heute in fast allem – vom Smartphone bis zum Auto. Sie sind das Rückgrat der digitalen Wirtschaft. Weil kaum ein Gerät ohne sie funktioniert, sind sie nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch strategisch wichtig. Lieferengpässe und Abhängigkeiten von Asien haben gezeigt, wie verwundbar Europa in diesem Bereich ist.
FMC hat nach eigenen Angaben äußerst energieeffiziente Speicherchips entwickelt und will nun in die Serienproduktion einsteigen. Die (Nano-)Chips sollen dem Unternehmen zufolge 1.000-mal weniger Strom verbrauchen, 1.000-mal schneller sein und zudem noch deutlich günstiger als derzeitige Anwendungen. Damit FMC in Deutschland eine Fabrik baut, fordert das Dresdner Unternehmen allerdings eine staatliche Förderung von 1,3 Milliarden Euro.

Wasser und Fläche wären da
Schon seit einigen Monaten gibt es laut rbb-Informationen hinter den Kulissen Planungen in Frankfurt. Eine Ansiedlung dieser Größe muss gut vorbereitet sein, um als Standort ernst genommen zu werden. Es braucht die Fläche, Infrastruktur wie Strom und Wasser sowie ausreichend Arbeitskräfte und eine Anbindung an Straße und Schiene.
Die Fläche wäre in Frankfurt da: Das Industrieareal an der Bundesautobahn 12 hat rund 46 Hektar und wird derzeit von der Stadt Frankfurt erschlossen. Nach rbb-Informationen wurde auch ein Schwingungsgutachten erstellt, da eine Chip-Produktion einen erschütterungsfreien Untergrund benötigt.
Das Wasser wäre offenbar auch kein Problem: "Wir kennen jetzt noch keine genauen Zahlen dazu, wir gehen aber davon aus, dass wir die Wasserversorgung hier in unserem Versorgungsgebiet jederzeit sichern können, auch für einen Großkunden", sagte Anne Silchmüller, Sprecherin der Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft FWA. Das Land Brandenburg fördert die Erschließung des Geländes mit 13 Millionen Euro.
Auch Energie wäre ausreichend da, sichern Netzbetreiber in der Region zu. Ein Plus sind auch die vielen Wind- und Solarparks in der Umgebung.

Einiges spricht für Frankfurt
Für Frankfurt und den Standort in Brandenburg sprechen auch: die mit Tesla gemachten Erfahrungen bei der Umsetzung von Großprojekten, die Nähe zu Polen – als Absatz- und vor allem Arbeitskräftemarkt – und auch die vorhandene Kompetenz bei Halbleitern. Mit dem IHP hat Frankfurt einen anerkannten Forschungsstandort.
Schon der Umstand, dass Frankfurt in der engeren Auswahl steht, zeige "letztendlich auch, dass der Halbleiterstandort Frankfurt, der eine hohe Tradition hat, nach wie vor interessant ist", sagte Gerhard Kahmen vom IHP dem rbb.
Kahmen würde deswegen eine Ansiedlung von FMC begrüßen: "Wir würden uns natürlich sehr freuen, weil ein Ökosystem dadurch entsteht, mit einem großen Hersteller, mit einem Institut wie uns, aber natürlich auch mit Zulieferern, die dann letztendlich auch den Standort hier stärken würden."
Sendung: Antenne Brandenburg, 04.06.2025, 16:40 Uhr