
Brandenburg Millionenschwere Investitionen: Plattners Faible für Potsdam
Erst das HPI am Griebnitzsee, dann das Barberini am Alten Markt - nun gibt Hasso Plattner Millionen für den "Kreml" auf dem Brauhausberg. Potsdam profitiert von Segeltouren, die der Multimilliardär in seiner Kindheit machte. Von Philipp Rother
Hasso Plattner hat 2009 die Villa Urbig am Griebnitzsee in Potsdam gekauft. Sie war zur Zeit der Potsdamer Konferenz im Jahr 1945 der Wohnsitz von Winston Churchill, daher wird das Gebäude bis heute auch als "Churchill-Villa" bezeichnet. Der mittlerweile 81 Jahre alte Plattner ließ sie aufwändig im historischen Stil sanieren, hat dort mittlerweile seinen Zweitwohnsitz angemeldet. Die meiste Zeit lebt er nach eigenen Aussagen aber in den USA.
Der Unternehmer investiert immer wieder Millionen in bedeutende Gebäude - vor allem in Potsdam. Er spendete über 20 Millionen Euro für die Rekonstruktion der historischen Fassade des Potsdamer Landtagsschlosses und finanzierte zusätzlich das Kupferdach. 2017 ließ er das Palais Barberini für 60 Millionen wiederaufbauen und machte es zu einem Museum mit einer bedeutenden Sammlung impressionistischer Kunst. Auch für den Neuen Markt gab er Millionen.

Plattner gründete vor mehr als 20 Jahren das HPI
2022 kaufte Plattner die Ruine des Minsk. Das Terrassenrestaurant wurde zu einem Ort für DDR-Kunst umgebaut - für rund 20 Millionen Euro. Viel Geld soll Kunstliebhaber Plattner auch in Gemälde und Skulpturen investiert haben. Die Menschen sollen so die Geschichte fühlen, erläuterte er.
Darüber hinaus gründete Plattner vor mehr als 20 Jahren am Potsdamer Griebnitzsee das Hasso-Plattner-Institut (HPI) und sorgte dafür, dass sich das Softwareunternehmen SAP in der Brandenburger Landeshauptstadt ansiedelte. Er war auch an der Entwicklung des Campus am Jungfernsee beteiligt.
1972 gründete der Berliner das Softwareunternehmen SAP
Aber warum steht Potsdam so im Fokus von Plattner? "Als ich klein war, hatten meine Eltern ein Segelboot und wir sind damit noch bis nach Potsdam gefahren", sagte der gebürtige Berliner im Gespräch mit dem rbb. Das habe ihn geprägt. Berlin sei schon viele Jahre sehr weit weg, führte er weiter aus. Die Stadt sei mit sich selbst beschäftigt und wolle nichts von ihm.
Anfang der 1970er Jahre ging Plattner nach Baden-Württemberg, genauer gesagt nach Walldorf, um dort gemeinsam mit vier ehemaligen IBM-Kollegen 1972 das Softwareunternehmen SAP zu gründen. Ende der 1990er Jahre kam er als Milliardär zurück nach Potsdam und begann, sich intensiv in der Stadt zu engagieren - sowohl im wissenschaftlichen als auch im kulturellen Bereich. Seit Januar 2017 ist Plattner auch Ehrenbürger der Landeshauptstadt Potsdam. Sie würdigte ihn für seine herausragenden Verdienste in den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Städtebau und Kultur.

Mäzen für Wissenschaft und Kunst
Seit langem ist Plattner als Mäzen für Wissenschaft und Kunst aktiv. Sein Hauptanliegen ist aber, wie er sagte, die Ausbildung der Jugend. "Der Stiftungszweck von meiner Stiftung ist Ausbildung, höhere Ausbildung", so Plattner im Gespräch mit dem rbb. Er sehe sich verpflichtet, sein Vermögen zu investieren, um Wissenschaft und Forschung zu ermöglichen. Deutschland brauche bessere Schulen und Hochschulen, erläuterte Plattner am Montag und verwies auch auf die Geldknappheit der öffentlichen Hand.
Auch deshalb finanziert seine Stiftung bis 2035 den neuen Universitäts-Campus auf dem Potsdamer Brauhausberg im Herzen der Stadt. Im Rahmen dessen wird auch der alte und inzwischen verfallene Landtag, auch "Kreml" genannt, umgebaut. Ganz in der Nähe - auf dem Telegrafenberg - liegen weltweit renommierte Forschungseinrichtungen wie das Geoforschungszentrum (GFZ) und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).
HPI am Griebnitzsee soll vergrößert werden
Plattners Fokus richtet sich darüber hinaus auf die Vergrößerung seines IT-Forschungsinstituts, das am Griebnitzsee angesiedelt ist. Es gebe nun die historische Chance, bei der KI-Forschung aufzuholen, sagte der 81-Jährige. Mit dem Umzug der dortigen Uni-Fakultäten auf den Brauhausberg kann sich das HPI ausdehnen. Die Zahl der Studierenden soll sich auf 2.000 in etwa verdoppeln. Auch die Zahl der Professuren soll von 34 auf 70 steigen. Das HPI soll in die "erste Reihe" der deutschen Informatik-Unis vorstoßen. Studiengebühren würden aber auch in Zukunft nicht erhoben, betonte Plattner. Das sei ihm wichtig.

Geld für gemeinnützige Zwecke
Das Doppelprojekt ist wohl Plattners größtes. Eine Investitionssumme nannte er am Montag nicht, sagte aber, es sei von einer dreistelligen Millionensumme auszugehen. "Was immer uns das kosten wird, die Stiftung kann das finanzieren", schob er nach. "Eine Stiftung muss investieren", ergänzte der 81-Jährige im Gespräch mit dem rbb: "Die Gremien in der Stiftung haben sich Gedanken gemacht und sind zu dem Schluss gekommen, dass eine größere Investition besser ist, als viele kleine hier und da. Und dann sind sie auf diese Idee gekommen." Laut Plattner liegen in der Stiftung rund 40 und 60 Prozent seines Vermögens. Das war zuletzt vom Magazin "Forbes" auf rund 14 Milliarden Euro geschätzt worden.
2003 zog er sich bei SAP aus dem operativen Geschäft zurück - seitdem stellt er viel Geld für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung. Das kommt nun erneut Potsdam zugute. Mit der Sanierung des Geländes am Brauhausberg ermögliche es Plattner auch, eine "bauliche Wunde" im Stadtgebiet zu schließen, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Es wird vermutlich nicht die letzte sein, die durch das Geld des Multimilliardärs geschlossen werden kann.
Sendung: rbb24 Inforadio, 03.6.2025, 16:30 Uhr