Der "Crystal-Pate" von Cottbus betritt den Gerichtssaal am Landgericht Cottbus.

Brandenburg "Crystal-Pate von Cottbus" zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt

Stand: 15.04.2025 16:27 Uhr

Die Staatsanwaltschaft nennt ihn den "Crystal-Paten von Cottbus". Jahrelang dealte er in der Stadt mit Drogen. Nun musste sich der 29-Jährige vor Gericht verantworten. Weil er kooperierte, konnte der Prozess deutlich verkürzt werden.

Vier Jahre lang handelte er Drogen im großen Stil. Vor allem Crystal Meth, aber auch Cannabis und Kokain verteilte er über die Stadt. Mehr als eine Million Euro Gewinn machte er mit seinen Geschäften.
 
Über 90 Mal konnte ihm das Gericht Drogenhandel nachweisen. Nun muss der "Crystal-Pate von Cottbus", wie ihn die Staatsanwaltschaft in ihrem Abschluss-Plädoyer taufte, in Haft. Sieben Jahre und sechs Monate - das hat das Landgericht Cottbus am Dienstag entschieden.

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Vertrieb über Bekannte und Nachbarn

Zum Namen "Pate" kam die Staatsanwaltschaft, weil der Verurteilte über Jahre hinweg nicht nur gedealt habe, sondern auch eine gewisse Marktmacht hielt. Er habe die Preise und Vertriebsstrukturen für Crystal im Raum Cottbus entscheidend mitgestaltet, sein Revier mit Hilfe von Schlägern verteidigt und das Meth überwiegend online bestellt.
 
Dabei sei laut Richter auch die Menge bedeutend gewesen. Der 29-Jährige bestellte nie weniger als ein Kilo, der Markwert liege hier bei gut 50.000 Euro. Sein Vertriebsnetzwerk organisierte der "Pate" über Bekannte, Nachbarn und den eigenen - vermutlich unwissenden - Vater. Zu ihm habe er sich das Crystal schicken lassen. Nun geht es für den Mann, der ein ganzes System etablierte, ins Gefängnis.

"Landgericht" steht am 23.06.23 über dem Eingang zum Gerichtsgebäude des Landgerichts Cottbus. (Quelle: Picture Alliance/Frank Hammerschmidt)
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Geständnis verkürzte Prozess

Bis das Gericht seine Entscheidung treffen konnte, musste die Polizei jedoch erst aufwendig ermitteln. Über Monate hinweg ist der Mann engmaschig überwacht worden. Hunderte Seiten Telefonüberwachung und Observation sind so zusammengekommen.
 
Diese umfangreiche Beweissammlung hätte im Prozess detailliert besprochen werden müssen - wäre der 29-Jährige nicht geständig gewesen. Bereits zu Beginn des Verfahrens hatte es eine Abmachung mit der Kammer gegeben. Bei einem Geständnis bekommt der 29-Jährige eine vorher festgelegte Freiheitsstrafe zwischen sieben und acht Jahren. Weil der "Pate" kooperierte, wurde der Prozess so deutlich verkürzt und das Gericht entlastet.
 
Er selbst hat es in seinem Abschlussstatement als Rausch oder Sucht beschrieben, dieses kleine Drogenimperium zu führen. Er sei froh über die Untersuchungshaft, wolle sein Leben ändern und nach der Strafe nicht wieder kriminell werden. Das eingenommene Geld, die rund eine Million Euro, soll er größtenteils beim Glücksspiel verloren haben.

Mit Informationen von Sebastian Schiller.

Sendung: rbb24, 15.04.2025, 13:00 Uhr