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Brandenburg Radwegausbau in Oberspreewald-Lausitz: Über sieben Brücken musst Du fahren

Stand: 03.06.2025 07:18 Uhr

Zwölf Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren in Oberspreewald-Lausitz in den Bau und die Modernisierung von Radwegen und -brücken fließen. Dennoch bleiben Lücken und auch die Finanzierung ist umstritten.

Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz ist am Montag ein Projekt zum Ausbau des Radwege-Netzes gestartet. Dem Landkreis zufolge werden in dem insgesamt 600 Kilometer langen Netz 13 Radweg-Abschnitte modernisiert sowie vier neue Abschnitte gebaut. Die Bauarbeiten, bei denen unter anderem Wege asphaltiert und mit Wurzelsperren an den Seiten ausgestattet werden, sollen bis 2027 laufen.

80 Prozent finanziert das Land, 20 Prozent die Kommunen

Das Projekt umfasst auch den Umbau von sieben Brücken, die für den Radverkehr eine zentrale Rolle spielen. Zwei davon sind Fertigteilbrücken, die ausschließlich für Radfahrer und Radfahrerinnen sein werden. In Lübbenau wird unter anderem an drei Stahlbetonbrücken gearbeitet, die mit einer Länge von bis zu 40 Metern zu den größten im Landkreis gehören. "Das sind Brücken, die mit Mehrfachnutzung eine besondere Taglast haben und bis 40 Meter lang sind", sagte Roland Helbig, der Sachbearbeiter des Projektes im Landkreis, dem rbb am Montag. Und weiter: "Mit diesem Aufwand kostet eine Brücke weit über eine Million."
 
Insgesamt wird das Projekt mit zwölf Millionen Euro beziffert, wovon 80 Prozent vom Land Brandenburg getragen werden. Die Kommunen müssen die verbleibenden 20 Prozent selbst stemmen. In drei Jahren sollen die Radwege als auch Brücken fertig sein.

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Kritik an der finanziellen Belastung der Kommunen

Die hohe finanzielle Beteiligung der Kommunen wird von einigen Seiten kritisiert. Tino Feisler vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) fordert, dass das Land Brandenburg mehr Verantwortung für überregionale Radfernwege übernimmt. "Deshalb fordern wir vor allem vom Land, dass überregionale Radfernwege in die Baulast des Landes kommen", erklärte er am Montag dem rbb. Oft hätten die Gemeinden laut dem ADFC auch nicht die Mittel, um die Radwege langfristig zu warten und wieder instand zu setzen.
 
Landrat Sigurd Heinze stimmt dem grundsätzlich zu, weist aber darauf hin, dass das Land auch selbst sparen muss: "Wir leben in Zeiten knapper Kassen, da muss auch das Land Brandenburg sparen." Die jeweiligen Kommunen müssten sich an den Kosten beteiligen, so Heinze. Nach dem Motto, ob man einen Radweg haben wolle oder nicht.

Immer noch Lücken im Netz

Trotz Fortschritten bleibt Brandenburgs Radwegenetz unvollständig. Lücken im Netz erhöhen unter anderem das Risiko für Unfälle. Laut der Verkehrsunfallbilanz 2024 gab es 3.829 Unfälle mit Radfahrern, ein Anstieg von 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
 
Der ADFC fordert - neben mehr Sicherheit - auch mehr Koordinatoren für Radfernwege einzusetzen. Ein Beispiel dafür ist der Havelradweg, wo eine zentrale Koordinierungsstelle für die Instandhaltung der Route zuständig ist. Dadurch werde laut Feisler sichergestellt, dass die Wege nicht nur regelmäßig gewartet, sondern auch optimiert werden, was zur Sicherheit des gesamten Radwege-Netzes beitrage.

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Lausitzer Tourismusverband fordert mehr Radwege

Das Radwege-Netz hat daneben nicht nur für Bewohner vor Ort Bedeutung, sondern auch für die Touristen. Jens Bergmann, der im Landkreis Oberspreewald-Lausitz für den Tourismus zuständig ist, hebt hervor, dass Brandenburg mit über 600 Kilometern Radwegen gut aufgestellt ist. "Wir sind grenzübergreifend Richtung Sachsen gut vernetzt“, erklärt er. Das Radwege-Netz sei dabei ein wesentlicher Faktor.
 
Auch Kathrin Winkler, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Lausitzer Seenland, betonte die Bedeutung des Radwege-Netzes: "Es ist ein wichtiger Tourismusmagnet, auch außerhalb der Badesaison." Sie forderte, dass vor allem stark frequentierte Wege modernisiert werden, insbesondere in Regionen wie Lauchhammer und am Senftenberger See.

Ausbau des Netzes bis 2030

Das langfristige Ziel des Landes Brandenburg ist es, dass bis 2030 insgesamt 20 Prozent der im Land zurückgelegten Wege mit dem Fahrrad bewältigt werden. Das ist ein zentraler Bestandteil der "Radverkehrsstrategie 2030", die vom Ministerium für Infrastruktur 2023 ausgearbeitet wurde.
 
Für den ADFC reicht der finanzielle Rahmen, der derzeit für den Ausbau zur Verfügung steht, nicht aus. "Der Finanzierungsbedarf ist hoch", so der ADFC und fordert über 100 Millionen pro Jahr für den Ausbau der Radwege in Brandenburg.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 02.06.2024, 19:30 Uhr