Archivbild: Hasso Plattner  Vorsitzender des Aufsichtsrates SAP. (Quelle: imago images/Star)

Brandenburg Berlin Warum der Milliardär und Mäzen so viel in Potsdam investiert

Stand: 03.06.2025 16:35 Uhr

Der Unternehmer Hasso Plattner investiert in ein großes Projekt in Potsdam - mal wieder. Im Interview spricht der Milliardär über die Pläne für den neuen Uni-Campus, seine Liebe zu Potsdam und seine persönliche Work-Life-Balance.

rbb: Herr Plattner, Sie investieren in ein neues Projekt, den Brauhausberg in Potsdam. Auf dem Gelände des ehemaligen Landtags wollen Sie ein neues Wissenschaftsprojekt machen. Im Moment steht dort eine Brandruine, warum investieren Sie da jetzt und geben ihr Geld hin?

Hasso Plattner: Also erstmal geb ja nicht ich mein Geld hin, sondern die Stiftung macht es. Die Gremien in der Stiftung haben sich Gedanken gemacht und sind zu dem Schluss gekommen, dass eine größere Investition für die Stiftung besser ist, als viele kleine hier und da. Und dann sind sie auf diese Idee gekommen.

Wir überlegen schon länger, das Hochschulgelände zu erweitern und da ist das Auge eben auf den Brauhausberg gefallen und das Land, was es dahinter gibt. Es wird ja nicht nur der Brauhausberg einbezogen, sondern dort sollen mindestens sechs Häuser gebaut werden - Institutsgebäude und Sitzungsräume. Es ist gedacht für die Juristen und für die Wirtschaftswissenschaftler - das sind immerhin zwischen 5.000 und 6.000. Für die wollen wir einen schönen Campus bauen. Dann sitzen sie da oben, gucken runter auf Potsdam, stadtnah. Das ist so attraktiv, dass sie sich überlegen, umzuziehen. Noch haben sie aber nicht zugestimmt.
 
Der Griebnitzsee-Campus ist ja auch sehr gut, mit seiner S-Bahn-Anbindung nach Berlin. Der Brauhausberg - das Ensemble, das da gebaut wird - muss genauso gut oder besser sein, das wird nicht so einfach.
 
Jetzt wollten wir mal ankündigen, dass wir uns damit befassen. Die Brandenburger Regierung macht mit, die Hochschule macht mit, die Stadt glaube ich auch. Es ist schon ein gemeinsames Verständnis und Interesse da.

Sie investieren ohnehin viel Geld hier in Potsdam, wieso eigentlich?

Eine Stiftung muss investieren. Die Deutschen sind da ein bisschen verklemmt, die sagen, eine Stiftung darf kein Geld verlieren - es ist also keine Geldmachmaschine. In Amerika ist das viel klarer definiert: Eine Stiftung muss einen bestimmten Prozentsatz ihres Stiftungsvermögens ausgeben pro Jahr. Also du darfst so viel Geld verdienen, wie du willst, aber ein Prozentsatz vom Stiftungsvermögen muss investiert werden. Das finde ich richtig, denn die Stiftung ist deswegen steuerfrei, damit sie eben mehr Geld hat und das in Projekte investieren kann, die dem Gemeinwohl dienen.

Luftbild Visualisierung von einem geplanten Campus in Potsdam. (Quelle: Hasso-Plattner-Stiftung /Architektenbüro HSA)
Neuer Uni-Campus in Potsdam - ein Millionengeschenk für Brandenburg
Die Hasso-Plattner-Stiftung finanziert den Umbau des alten Landtages auf dem Brauhausberg und löst damit einen Konflikt um Räume mit der Uni Potsdam. Ein Glücksfall - hinter dem auch sicherheitspolitische Ziele stehen. Von Hanno Christmehr

Wie wichtig ist Ihnen dieses Gemeinwohl?

Na ja, wie wahrscheinlich jedem Bürger. Man hat da ein Interesse dran, weil es einen ja selber auch betrifft. Der Stiftungszweck von meiner Stiftung ist Ausbildung, höhere Ausbildung. Wir haben ja jetzt 25 Jahre das HPI (Hasso-Plattner-Institut). Das hat sich fantastisch gemacht. Es war eine Sternstunde, das zu machen. Am Anfang war das ganz schwer, es war so klein. Das ist für viele privat finanzierte Hochschulen die Herausforderung, ein Momentum zu kriegen. Wir hatten drei Professoren, dann ist noch einer weggegangen, da waren es nur noch zwei für eine Weile.
 
Aber danach ist es dann hochgegangen, als der Herr Meinel kam, der hat einen fantastischen Job gemacht. Wir haben heute knapp 30 Professoren, 35 Stellen definiert, wir wachsen auf die 40 zu. Man kann nur mit einer bestimmten Geschwindigkeit wachsen. Für mich ist das HPI neben der SAP das zweiterfolgreichste, was ich in meinem Leben gemacht habe. Wenn man sich den Campus anguckt, wenn man die Studenten anguckt, die Briefe, die sie schreiben, nachdem sie den Abschluss bekommen haben, wie froh sie waren, dass sie hier studieren durften. Also, das ist schon sehr befriedigend.

Die Älteren in Potsdam, die grüßen mich, wenn ich im Wald spazieren gehe, die anderen gucken vorbei.

Woher kommt denn eigentlich Ihr Engagement für Potsdam, gerade auch für den Wissenschaftsstandort?

Ich bin ja vom Randgebiet Potsdam, ich bin Grunewalder. Zwei S-Bahn-Stationen entfernt, nein drei. Als ich klein war, hatten meine Eltern ein Segelboot und wir sind damit noch bis nach Potsdam gefahren. Ich glaube, mit der Blockade durften wir dann nur noch bis zur Glienicker Brücke segeln. Ich hab immer eine heimliche Liebe für Potsdam gehabt, bin 1988 das erste Mal in Potsdam gewesen. Und dann noch einmal nach der Wende. Da bin ich auch hier (Anm. d. Red.: an der sogenannten "Villa Urbig") vorbeigefahren und habe gesagt: Mensch, das ist mal ein Haus. Und hab es dann erworben von dem Herrn Semmelhaack.

Können Sie sich hier denn frei bewegen in der Nachbarschaft?
 
Ja, die sind alle lieb und nett. Die Älteren in Potsdam, die grüßen mich, wenn ich im Wald spazieren gehe, die anderen gucken vorbei. So ein bisschen das Kennzeichen der Nordostdeutschen ist ja, dass sie nicht grüßen. Da wo ich nun fast 50 Jahre oder mehr gelebt habe, in Baden-Württemberg, da ist das ander. Wenn man da durch den Wald geht: Grüß Gott, Grüß Gott - also, jeder grüßt. Hier nicht.

Hasso Plattner (M), Mitgründer des Softwarekonzerns SAP, sitzt am 16.05.2025 bei seiner Verabschiedung in der ersten Reihe. (Quelle: dpa-Bildfunk/Marijan Murat)
Plattners Faible für Potsdam
Erst das HPI am Griebnitzsee, dann das Barberini am Alten Markt - nun gibt Hasso Plattner Millionen für den "Kreml" auf dem Brauhausberg. Potsdam profitiert von Segeltouren, die der Multimilliardär in seiner Kindheit machte. Von Philipp Rothermehr

Mal eine sehr persönliche Frage: Sie sind 81 Jahre alt. Haben Sie Angst vor dem Älterwerden?
 
Naja, wer hat das nicht? (Lacht) Also es war mit 70 besser. Und mit 70 hat man gesagt, mit 60 war es besser und mit 50 bin ich noch Windsurfen gegangen.

Wenn Sie zurück gucken auf Ihr Leben, was würden Sie anders machen?
 
Ich habe immer gesagt: Ich wäre lieber Rockstar geworden. Irgendwie hat mich das fasziniert. Ob es dann wirklich so gut gewesen wäre, das weiß ich garnicht. Auch, dass sich die SAP so gut entwickelt, konnte ich nicht wissen. Wir hatten damals gewisse Vorstellungen, ziemlich aggressive Ziele, als wir angefangen haben. Wir wollten innerhalb ein paar Jahren ein Unternehmen mit 100 Millionen Euro Umsatz werden. Das war das Ziel. Dass es dann ein bisschen größer geworden ist, das nehmen wir dankend in Kauf.

Die Work-Life-Balance muss man finden. Ich habe viel gearbeitet, aber ich bin am Wochenende auch gesegelt.

Ich würde nicht so viel anders machen. Ich denke manchmal: Mensch, in der Hochschule hättest du noch ein bisschen mehr lernen können oder in der SAP hättest du noch ein bisschen mehr erfinden können. Wahrscheinlich kann man nur so viel machen, wie der Körper zulässt. Ein Fußballspieler beispielsweise will auch alles machen und kann es doch nicht. Also irgendwo gibt es eine Grenze.
 
Ich habe immer daran geglaubt, dass man, wenn man so einen Job macht wie eine Softwarefirma aufbauen, dass man sich immer auch erholen muss. Ich habe viel Wert auf Erholung gelegt. Ich bin in der Hochzeit der SAP, also als ich dort die höchste Belastung hatte, segeln gegangen am Wochenende. Meine Partner haben das nicht verstanden. Aber ich bin am Montag ganz frisch zurückgekommen und habe gesagt: So jetzt machen wir mal weiter, jetzt lösen wir mal das Problem. Also ich glaube, das habe ich richtig gemacht.

Alter Landtag, Brauhausberg, Potsdam, Brandenburg, Deutschland
Neuer Uni-Campus in Potsdam soll Platz für 6.000 Studierende bieten
Der Software-Milliardär und Mäzen Hasso Plattner plant auf dem Gelände des ehemaligen Landtags auf dem Potsdamer Brauhausberg ein neues Wissenschaftsprojekt. Bis 2035 soll der Uni-Campus fertig sein, hieß es am Montag.mehr

Geben Sie das den jungen Leuten mit? Man spricht ja immer mal von Work-Life-Balance. Höre ich das auch bei Ihnen richtig raus?
 
Ja, die Work-Life-Balance, die muss man selber finden. Ich habe viel gearbeitet, aber ich bin am Wochenende auch gesegelt. Und unter der Woche habe ich abends Tennis gespielt. Mit meinem Partner übrigens: Dietmar Hopp. Der war auch dieser Meinung. Beim Tennisspielen haben wir hart gekämpft, sowas ist notwendig, um frei zu werden, um andere Gedanken zu haben. Das war damals so eine Befürchtung, dass wir uns überarbeiten und dann einen Überarbeitungskasper kriegen. Den haben wir nie gekriegt, also haben wir es richtig gemacht.
 
Und das sage ich den jungen Leuten auch: Ihr müsst das ausbalancieren. Man kann nicht nur arbeiten, man kann nicht nur lernen. Man muss lernen, das zu mischen mit Erholung. Wie man sich erholt, ob man in der Sonne liegt und einen Sonnenbrand holt oder ob man schwimmen geht oder ob man segeln geht oder wie meine Tochter reitet. Das ist nun Jedermanns Sache.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Carsten Krippahl. Dies ist eine redigierte und gekürzte Fassung.