
Brandenburg Berlin Warum die derzeitige Wetterlage zu mehr Stromschlägen führt
Seit Wochen fällt kaum Niederschlag. Das hat nicht nur Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere. Auch Menschen bekommen die trockene Luft zu spüren. Schlagartig.
Niederschlag war in den vergangenen Wochen rar in der Region. Gerade einmal 13 Liter pro Quadratmeter fielen im März in Berlin und Brandenburg. Das waren lediglich 40 Prozent der Menge, die im vieljährigen Mittel (1991 bis 2020) sonst in der Zeit fällt, wie Frederik Raff vom ARD-Wetterkompetenzzentrum rbb|24 sagte. Kaum besser waren die Werte im Februar - mit etwa 22 Liter pro Quadratmeter gab es ebenfalls deutlich weniger Niederschläge als gewöhnlich.
"Anfang Februar hat sich die Großwetterlage in Europa nachhaltig umgestellt. Über Mittel- und Nordeuropa haben sich immer wieder langlebige Hochdruckgebiete bilden und etablieren können", so Raff. Tiefausläufer, die sonst vom Atlantik feuchtere Luft zu uns bringen, seien häufig in West- und Südeuropa geblieben.
Die Folge ist nicht nur zu wenig Regen für Flora und Fauna. Auch Menschen spüren häufiger, dass da etwas anders in der Luft ist.

Trockene Luft leitet schlecht
Aufgrund der relativ trockenen Luftmassen über Deutschland bekommen sie öfter einen leichten Stromschlag. Vor allem der Griff zu metallischen Gegenständen, wie Türklinken oder Geländer verursacht Schläge. Aber auch Körperkontakt ist durchaus intensiver spürbar. "Die Ursache hierfür ist die Tatsache, dass trockene Luft ein sehr schlechter elektrischer Leiter ist. Durch die alltägliche Bewegung kommt es zur Reibung mit unserer Kleidung, die sich in der Folge statisch auflädt und wiederum diese Elektrizität auf unseren Körper beziehungsweise unsere Haare überträgt", erklärt Frederik Raff.
Normalerweise gleichen sich positive und negative Ladungen permanent über die Feuchtigkeit der Luft sowie der Haut aus. "Wegen der trockenen Luft um uns herum funktioniert das nicht allzu gut", so der Wetterexperte weiter. Und so laden sich Menschen derzeit öfter elektrisch auf und bekommen einen kleinen Schock, sobald ein leitender Gegenstand oder Mitmenschen berührt werden.

Keine Schuhe mit Gummisohle tragen
Um kurze Stromschläge oder auch aufgeladene Haare zu vermeiden, sollte man derzeit auf Kleidung aus Kunstfasern oder Wolle verzichten. Besser ist es, Kleidung aus Baumwolle oder Naturfasern zu tragen. Schuhe mit einer isolierenden Gummi- oder Kunststoffsohle sollten besser auch nicht getragen werden. Besser sind Schuhe mit einer Leder- oder Antistatiksohle, um weniger aufgeladen unterwegs zu sein.
Zudem hilft es die Luftfeuchtigkeit in Arbeits- und Wohnräumen durch Luftbefeuchter oder eine Schale Wasser auf der Heizung zu erhöhen. Regelmäßiges Lüften ist bei der aktuellen Wetterlage wenig hilfreich. "Dadurch wird die Feuchtigkeit der Raumluft eher reduziert, was wiederum die Wahrscheinlichkeit für kurze Stromschläge erhöht", so Raff.
Und noch einen kleinen Tipp hat der Wetterexperte: "Bei aufgestellten Haaren kann etwas Wasser aus einer kleinen Sprühflasche helfen. Den Trick mit Wasser wenden übrigens auch Katzen an, indem sie sich regelmäßig das Fell lecken und somit die Aufladung reduzieren."
Generell kann trockene Haut bei trockener Luft auftreten, dagegen hilft eine feuchtigkeitsspendene Hautcreme. Auch die Nasenschleimhäute sind empfindlicher und verursachen bei einigen Menschen Nasenbluten. Dagegen hilft es, seine trockene Nasenschleimhaut mit einem Meerwasserspray oder eine Nasendusche hin und wieder zu befeuchten. Nasensprays hingegen helfen nicht, da sie die Schleimhaut eher austrocknen lassen.

Es wird zumindest wechselhaft
Die lange Trockenheit hat auch Folgen für die Böden. Anders als im Winter 2023/24, der für sehr viel Feuchtigkeit bis in tiefere Erdschichten sorgte, sind aktuell die oberen Bodenschichten bereits stark ausgetrocknet und staubig ist.
Das Hochdruckgebiet "Olivia" verhinderte zuletzt, dass feuchte Meeresluft in unsere Region strömen konnte. Wegen hohem Luftdruck über Osteuropa kommen die atlantischen Regenfronten laut ARD-Wetterkompetenzzentrum nun von Westen, und damit auch milde und feuchte Luft.
Die kommenden Tage in der Hauptstadtregion werden wechselhaft. Dabei kann es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) nicht nur vereinzelt regnen, sondern auch gewittern. Die Temperaturen steigen Richtung Mitte der Woche auf sommerliche Werte. Während am Montag von der Prignitz bis in die Uckermark vereinzelt Gewitter und Sturmböen mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde und Hagel möglich sind, ziehen am Dienstag und Mittwoch immer wieder Regenwolken und Schauer über Berlin und Brandenburg.
Die Trockenheit wird derweil nicht vollends verschwinden, Stromschläge und aufgeladene Haare soll es laut Frederik Raff aber erstmal nicht mehr geben.