Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote bei einer Rede in der Hamburgischen Bürgerschaft.

Hamburg Bürgerschaft streitet über Hamburgs Olympia-Pläne

Stand: 04.06.2025 19:45 Uhr

Was spricht für und was spricht gegen eine erneute Hamburger Olympia-Bewerbung? Darum ging es am Mittwoch in der Hamburgischen Bürgerschaft. Während SPD, Grüne und CDU Olympische Spiele nach Hamburg holen wollen, lehnen die Linke und die AfD dies ab.

Die Hamburgische Bürgerschaft unterstützt damit mehrheitlich die Olympia-Pläne des rot-grünen Senats. Auch die CDU als größte Oppositionspartei ist für eine Bewerbung um Olympische und Paralympische Sommerspiele.

Grote wirbt für neuen Anlauf

Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) warb für einen neuen Olympia-Anlauf, über den die Hamburgerinnen und Hamburger im Mai kommenden Jahres abstimmen sollen. Vor zehn Jahren hatten sich die Bürgerinnen und Bürger gegen eine Bewerbung ausgesprochen. Seither habe sich viel verändert, sagte Grote. "Das Einzige, was sich nicht verändert hat, ist die Argumentation der Linken."

Senator: Viele Bedenken unbegründet

Er betonte, Olympische Spiele könnten als großes, positives Zukunftsprojekt Hamburg "in vielen Themenbereichen mit zusätzlichem Rückenwind ausstatten". Das Bild von Olympia sei aktuell noch positiv von den Spielen in Paris bestimmt. Auch dort habe es im Vorfeld große Bedenken gegeben. "Es wird Verkehrschaos geben, Baustellen. Alles wird teurer. Milliardenschulden", all das sei auch dort diskutiert worden, sagte Grote. "Alles ist so nicht eingetreten. Stattdessen haben wir begeisternde, faszinierende Spiele erlebt, die viele Menschen zusammengeführt haben."

Die Linke kritisiert IOC

Der sportpolitische Sprecher der Fraktion der Linken, Martin Wolter, warnte vor den profitorientierten Interessen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die zulasten der Ausrichterstädte gingen. Die Linke befürchtet explodierende Mieten in Hamburg und Schulden in Milliardenhöhe. "In allen Olympiastädten zahlte und zahlt die Mehrheit der Bevölkerung immer noch die Zeche", sagte seine Fraktionskollegin Heike Sudmann. Dass sich vor allem gut situierte Hamburgerinnen und Hamburger für eine Bewerbung aussprechen, sei deshalb kein Wunder. "Die große Mehrheit kann sich weder die Spiele noch die Folgekosten leisten", sagte sie.

Heike Sudmann von der Linken bei einer debatte zu einer Olympia-Bewerbung Hamburgs in der Bürgerschaft.

Heike Sudmann von der Linken meint, die Bevölkerung in Olympiastädten müsse die Zeche zahlen.

Grüne: Olympia als Motor für Entwicklung der Infrastruktur

Anders sah es die Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Sina Imhof: Die Spiele könnten nicht nur Booster für den Breiten- und Vereinssport sein und Schub für mehr Akzeptanz und Inklusion bedeuten. "Olympia kann zudem Motor für die Entwicklung der städtischen Infrastruktur sein", sagte sie. Von zentraler Bedeutung seien planerische und finanzielle Transparenz, um die Menschen mitzunehmen und zu überzeugen.

CDU: "Zweite Chance nutzen"

Olympische Spiele in Hamburg seien mehr als nur ein sportlicher Wettkampf, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. Die Bewerbung bedeute neue Infrastruktur, moderne Sportstätten, wichtige Impulse für die Wirtschaft, für den Tourismus, internationale Aufmerksamkeit - "und das liegt mir ganz besonders am Herzen, eine Stadt, die zusammenhält und die begeistert ist". Hamburg müsse jetzt die "zweite Chance nutzen", forderte Thering. Vor zehn Jahren sei die Zustimmung der Hamburgerinnen und Hamburger auch an einer "fehlenden Emotionalität" des damaligen Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD) gescheitert. "Lassen Sie uns gemeinsam schauen, dass wir es diesmal besser machen", sagte er.

AfD spricht von "Größenwahn"

Die AfD bezweifelte, dass die in Hamburg politisch Verantwortlichen in der Lage seien, ein Großereignis wie Olympia zu organisieren und durchzuführen. "Es ist organisatorisch, sicherheitstechnisch und kalkulatorisch eine Herkulesaufgabe", sagte die Abgeordnete Antje Hebel. "Sie können es einfach nicht, trauen sich aber Olympia zu. Das muss Größenwahn sein."

DOSB prüft vier Bewerbungen aus Deutschland

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat derweil mit der Prüfung der eingereichten Olympia-Konzepte aller vier deutschen Bewerberstädte begonnen. Außer Hamburg bewerben sich Berlin, München und die Region Rhein-Ruhr. Konkrete Angaben zu Kosten sind darin noch nicht enthalten, wurden im Grundkonzept aber auch noch nicht verlangt. Nach Abschluss der DOSB-Prüfung im September will Hamburg mit den Vorbereitungen für ein Referendum beginnen. Rechtzeitig vor der Abstimmung im Mai 2026 soll dann auch ein Finanzkonzept vorliegen.

Im Herbst 2026 will der DOSB den deutschen Kandidaten bestimmen. 2027 wird das IOC entscheiden. Offen ist, ob Deutschland mit seinem Kandidaten für 2036, 2040 oder 2044 ins Rennen geht.

Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 04.06.2025 | 15:00 Uhr