
Hamburg Demis Volpi stoppt "Demian" - Uraufführung erst im Dezember
Das Hamburg Ballett kommt nicht zur Ruhe. Seit Wochen stehen Vorwürfe gegen den Intendanten im Raum. Jetzt unterbricht Demis Volpi sogar die Arbeit an der geplanten Uraufführung, mit der die 50. Hamburger Ballett-Tage eröffnet werden sollten.
Bei der Ballettwerkstatt am vergangenen Sonntag hatte Demis Volpi noch Einblicke in seine Arbeit zu Hermann Hesses "Demian" gegeben. Jetzt wird die geplante Uraufführung verlegt: vom 6. Juli auf den 7. Dezember. Gezeigt wird stattdessen "Surrogate Cities". Das Stück feierte bereits im April letztes Jahr Premiere beim Ballett am Rhein. Dort war Volpi Ballettdirektor, bevor er nach Hamburg kam.
Volpi zieht Konsequenzen aus der aktuellen Lage
Er bedauere sehr, die Arbeit an "Demian" unterbrechen zu müssen, erklärt Volpi in einer Pressemitteilung, aber es sei in der aktuellen Situation die richtige Entscheidung. Das Hamburg Ballett befinde sich momentan in einer Phase des Wandels in eine neue Ära und es komme "naturgemäß" zu Veränderungen und intensiven Auseinandersetzungen mit bestehenden Strukturen, heißt es weiter. Dieser Weg erfordere Zeit, Dialog und einen verantwortungsvollen Umgang.
Tanzwelt blickt auf Hamburg
Die Entscheidung ist Ausdruck des hohen Drucks, unter dem Volpi derzeit steht. Nach dem Ende der Ära John Neumeier hatte der neue Intendant das ambitionierte Ziel, mit "Demian" ein künstlerisches Zeichen zu setzen. Doch der Blick der Tanzwelt auf diese Premiere war nicht nur neugierig, sondern kritisch. Tänzerinnen und Tänzer hatten dem Intendanten in einem Brief an Kultursenator Carsten Brosda mangelnde Wertschätzung und künstlerische Qualität vorgeworfen. Seitdem befindet sich das Ensemble in einer belastenden Phase - begleitet von einer anonymen internen Befragung zur Arbeitssituation, deren Ergebnisse für die kommende Woche erwartet werden.
"Demian": Unausgereifter Eindruck bei Ballettwerkstatt
Erste Proben-Einblicke bei der Ballettwerkstatt deuteten darauf hin, dass die "Demian"-Inszenierung inhaltlich und tänzerisch noch nicht ausgereift wirkte. Die Choreografie wirkte zurückhaltend, das Zusammenspiel angespannt.
"Surrogate Cities": Berauschendes Ersatz-Stück
Statt "Demian" gibt es nun das Stück "Surrogate Cities". Eine Art Ringtausch, denn "Surrogate Cities" sollte ohnehin die nächste Spielzeit im Dezember eröffnen. Jetzt eröffnet das Stück die 50. Ballett-Tage Hamburg. Es lief bereits am Ballett am Rhein in Düsseldorf, wo Volpi Ballettdirektor war, bevor er nach Hamburg kam. Dort hatte die Produktion im April 2024 Premiere - ein mutiger Abend und ein berauschendes Finale, denn "Surrogate Cities" war Volpis Abschied aus Düsseldorf. Das Stück basiert auf einer komplexen Komposition von Heiner Goebbels aus dem Jahr 1994, die sich nicht einfach konsumieren lässt. Damit eröffnet nun ein bereits erprobter, inhaltlich starker Abend die Jubiläumsausgabe der Hamburger Ballett-Tage.
Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | Kulturjournal | 28.05.2025 | 19:00 Uhr