
Hamburg "Hungriger" HSV auf Schalke: Polzin braucht neue Links-Links-Kombi
Der HSV will in der 2. Liga nach der Pleite gegen Braunschweig heute beim FC Schalke 04 wieder zurück in die Erfolgsspur. Dafür braucht Trainer Merlin Polzin auch einen besseren Ersatz für den verletzten Linksverteidiger Miro Muheim als gegen die Eintracht. Aber welche Optionen hat der Coach?
Wie wichtig Spieler für ein Gefüge sind, fällt manchmal besonders in jenen Momenten auf, in denen sie nicht da sind. Es sei ihm "zu einfach, zu sagen, dass uns vier potenzielle Stammspieler gefehlt haben", sagte Coach Polzin zwar zu Beginn der Woche mit Blick auf den das 2:4 gegen Eintracht Braunschweig und verwies zu Recht auf den Totalausfall seines Teams: "Am Ende haben wir einfach nicht gut gespielt."
Und doch dürfte auch dem 34-Jährigen klar sein: Gegen die Niedersachsen wurden bem HSV vor allem zwei Spieler, die zuletzt in starker Form waren, schmerzlich vermisst. Zum einen Energie- und Taktgeber Ludovit Reis im Mittelfeld - und zum anderen Linksverteidiger Muheim.
Muheim ist zweitbester Vorbereiter des HSV
Doch während der Niederländer nach abgebrummter Gelb-Sperre heute Abend (20.30 Uhr, im NDR Livecenter) zum Zweitliga-Topspiel beim FC Schalke 04 zurückkehren wird, fehlt Muheim mit seinem Muskelfaserriss noch länger. Der Ausfall des Schweizers tut den Hamburgern in der Crunchtime der 2. Liga und im Kampf um die Bundesliga-Rückkehr gleich in mehrfacher Hinsicht weh.
Der 27-Jährige ist nach Jean-Luc Dompé (zwölf Vorlagen) mit zehn Assists der zweitbeste Vorlagengeber des HSV und bringt es auf insgesamt elf Scorerpunkte (Platz vier in dieser Spielzeit bei den "Rothosen"). Dass die Stürmer Davie Selke (19), Ransford-Yeboah Königsdörffer (elf) und Robert Glatzel (acht) so verlässlich treffen, hat nicht zuletzt mit der Kombination Muheim/Dompé auf der linken Seite zu tun.
Gewachsenes Zusammenspiel mit Dompé
Defensiv nicht immer sattelfest, ist sie in offensiver Sicht das Beste, was die 2. Liga zu bieten hat. Oder um ein Bild aus dem Boxen abzuwandeln: Beide sind zusammen eine für den Gegner schwer zu verteidigende Links-Links-Kombination. Das Zusammenspiel der franko-schweizerischen Connection ist im dritten gemeinsamen Jahr einer der Gründe, weshalb der HSV mit der besten Ausgangslage der mittlerweile sieben Jahre währenden Zweitliga-Geschichte in die letzten fünf Spieltage der Saison geht.
Muheim ist dabei sowohl aus dem Spiel heraus wie auch bei Standards mit seinem linken Fuß gefährlich. Zudem schafft er mit seinen Läufen Räume für Dompé oder setzt den 29-Jährigen mit Pässen in Szene.
Hefti gegen Braunschweig als Linksverteidiger schwach
Wie sehr dem Spiel des Franzosen Muheim als kongenialer Partner fehlte, ließ sich gegen die Eintracht sehr gut - und aus Hamburger Sicht auf schmerzhafte Art und Weise - beobachten. Rechtsfuß Silvan Hefti, von Polzin als Muheim-Ersatz als Linksverteidiger aufgestellt, verstand es an einem Abend, an dem aus Hamburger Sicht vieles nicht stimmte, ebensowenig wie Marco Richter aus dem offensiven oder Lukasz Poreba aus dem defensiven Mittelfeld heraus zu selten, Dompé in Aktion zu bringen. Eines der vielen Mankos des Harmlos-Auftritts, der in der ersten Heimpleite der Saison mündete.
Polzin über Muheim: "Hoffen, dass er noch möglichst viele Spiele macht"
Wie wichtig Muheim als spielmachender Linksverteidiger für Polzins Team ist, ließ sich auch am Donnerstag aus Aussagen des Coaches heraushören. Muheim versuche alles, sagte der 34-Jährige. Man müsse aber von Tag zu Tag, von Woche zu Woche schauen und "hoffen, dass er noch möglichst viele Spiele in dieser Saison bestreiten kann".
Da sei es in Absprache mit der medizinischen Abteilung auch denkbar, "dass man vielleicht auch da noch mal ein Risiko mehr eingeht. Gerade jetzt in der heißen Phase der Saison, um ihn schnellstmöglich wieder auf dem Platz zu haben."
Tauschen Mikelbrancis und Hefti die Seiten?
Einen Eins-zu-eins-Ersatz für Muheim wird Polzin auch gegen Schalke nicht auf den Rasen schicken können. Es wird also um ein kollektives Abfedern seines Ausfalls gehen. Adam Karabec etwa könnte seine Standards übernehmen.
Schwieriger scheint es, die Position mit Blick auf die Spielstruktur zu besetzen - gerade in puncto Pass- und Laufwege. Hefti hat sich mit seinem schwachen, fehler- und fehlpassbehafteten Auftritt (inklusive Eigentor) eigentlich nicht für einen weiteren Versuch beworben. Dennoch ist er angesichts der auf der Linksverteidiger-Position dünnen Personaldecke - neben Muheim fallen Noah Katterbach, Nachwuchs-Hoffnung Nicolas Oliveira und Winterneuzugang Aboubaka Soumahoro aus - weiterhin eine Option.
Wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten, ließ Polzin zu Beginn der Woche aber auch Alternativen üben - etwa mit dem aktuell auf rechts gesetzten William Mikelbrencis auf links und Hefti auf seiner angestammten Position rechts in der Kette. Für Mikelbrencis spräche dessen Mehr an Dynamik nach vorne - auch und gerade, um im Verbund mit Dompé Druck auf die S04-Abwehr aufzubauen.
Hadzikadunic und Meffert kehren zurück
Am Donnerstag ließ Polzin durchblicken, dass beide als Außenverteidiger auflaufen würden. Offen hingegen ließ er, wer auf welcher Seite. Wahrscheinlich ist zudem, dass neben Reis auch Innenverteidiger Dennis Hadzikadunic (Schulter) und Mittelfeld-Stratege Jonas Meffert (Nasenbeinbruch) zurückkehren und voraussichtlich in die Startelf rücken.
"Es wäre der komplett falsche Ansatz, jetzt zu denken, dass man etwas zu verlieren hätte. Das habe ich der Mannschaft auch gesagt. Es geht darum, sich Stück für Stück im Training wieder besser zu machen. Wir gehen voll auf Angriff und Attacke."
— HSV-Trainer Merlin Polzin
Neben den personellen Veränderungen nach dem mauen Auftritt gegen den BTSV gehe aus Polzins Sicht auf Schalke vor allem auch darum, wieder "hungrig" zu sein und in einen Flow (zurück) zu kommen, mit dem der HSV in vielen Spielen der Rückrunde gepunktet hat. Dafür, so Polzin, habe man im Training den Fokus darauf gelegt, sich wieder "Stück für Stück im Training besser zu machen. Wir gehen voll auf Angriff und Attacke."
Das auch in der Hoffnung, eine neue Links-Links-Kombi für das schwere Auswärtsspiel bei den "Königsblauen" zu finden. Die Partie gegen die Eintracht hat gezeigt, dass der HSV sie braucht.
Mögliche Aufstellungen:
FC Schalke 04: Heekeren - Bulut, Schallenberg, Kaminski, Donkor - Barkok, Seguin - Aydin, Karaman, Younes - Sylla
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Mikelbrencis, Hadzikadunic, Elfadli, Hefti - Meffert - Karabec, Reis - Sahiti, Selke, Dompé
Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 19.04.2025 | 23:25 Uhr