Blick von der Bühne in den Zuschauerraum des Deutschen Schauspielhauses, mit seinen roten Sitzreihen und goldenen Verzierungen. Im Vordergrund stehen schwarze Metallgerüste des Bühnenbilds, die wie ein Gitter angeordnet sind. Mehrere Bühnenarbeiter in dunkler Kleidung sind mit dem Aufbau beschäftigt.

Hamburg Koskys "Dreigroschenoper" bringt Mega-Bühnenbild nach Hamburg

Stand: 29.05.2025 11:53 Uhr

Barrie Koskys Inszenierung der "Dreigroschenoper" macht Station beim Hamburger Theaterfestival. Neben dem Ensemble, das mit dem Stück weltweit Erfolge feiert, ist auch ein gigantisches Bühnenbild samt Crew angereist.

Sechs Meter ragen die Stahlstreben und Gestänge in den Bühnenhimmel, auf einer Breite von 14 Metern. Auf der Bühne des größten deutschen Sprechtheaters, des Schauspielhauses, wird gebohrt, geschraubt und angestrichen. 

"Hier spielen wir unsere Zwölf-Meter-Version", erklärt Stephan Besson, der Technische Direktor des Berliner Ensembles, das mit dem Stück auf Tour ist. "Es gibt auch eine Zehn-Meter-Version, eine 14er und sogar eine, die wir auf 16 Meter aufblasen können!" Das überdimensionierte Bühnenbild kann wie eine riesige Ziehharmonika zusammengeschoben und auseinandergezogen werden. Besson zeigt auf das Gerüst. Es sieht auf den ersten Blick leicht aus. Von wegen: "Hier in Hamburg sind es sechs Sattelschlepper, also vier 40-Fuß-Container. In China kommen wahrscheinlich noch zwei Container dazu - dann sind es zehn bis zwölf Sattelschlepper!"

Ein Mann mit grauem, lockigem Haar und heller Haut steht auf einer Theaterbühne. Er trägt eine olivgrüne Jacke über einem grauen Hemd und hat die Arme locker vor der Brust verschränkt.

Stephan Besson, Technischer Direktor des Berliner Ensembles, leitete zuletzt den Aufbau des Bühnenbilds in New York.

"Die Dreigroschenoper": Im November geht es nach Peking und Shanghai

Im November soll "Die Dreigroschenoper" nach Peking und Shanghai reisen - ein riesiger Aufwand für das legendäre Stück. Besson rechnet vor: "Der Transport dauert etwa acht Wochen hin und acht Wochen zurück. Dazu kommen zwei Wochen vor Ort. Insgesamt sind 52 Leute dabei - neben den Schauspielern hauptsächlich Technik, Beleuchtung, Requisite, Ankleider und Musiker."

Die Stahltürme werden von großen Winden in Bewegung gesetzt. Wie ein Rattennest soll es wirken, die Welt des charmanten Gangsters Mackie Messer, um den hier alles kreist. Das Stück von Bertolt Brecht ist eine Legende, mittlerweile fast 100 Jahre alt. Der Clou: Sie wurde 1928 im Berliner Ensemble uraufgeführt. Also dem Theater, aus dem jetzt die Version von Regisseur Barrie Kosky kommt. 

Nach Vorstellungen in New York: XXL-Bühnenbild hing im Zoll fest

Koskys "Dreigroschenoper" ist gerade mal vier Jahre alt und wurde schon 150-mal gespielt,, unter anderem in Amsterdam, Adelaide, Rom und Edinburgh. Jetzt kommt das Bühnenbild direkt aus New York und hat umjubelte Vorstellungen hinter sich. Beim Rücktransport jedoch gab es Probleme mit dem Zoll, erzählt Besson: "Wir haben kein einziges Schiff bekommen - weder das erste noch das zweite oder dritte. Die Zollabfertigung in den USA dauert aktuell viel länger als sonst." Deshalb sei das Bühnenbild am Ende direkt nach Hamburg gefahren statt erst einmal nach Berlin. 

Von New York direkt ins Deutsche Schauspielhaus: So beeinflusst Trumps Zollpolitik auch das Tour-Programm eines deutschen Theaters. Besson zeigt auf den grauen Schleier auf allen Bühnenteilen. Es sind Reste einer Begasung, um Insekten abzutöten. Die ist ein Muss vor jeder Tour nach Übersee. Jetzt werden die Stahlteile und meterhohen Türme vom Technikteam sorgfältig schwarz gestrichen - beim Gastspiel soll alles wie neu aussehen. Zwei andere Techniker decken die Stahlseile der großen Winden ab, durch die sich die Stahlkolosse in Bewegung setzen. 

Freude über das Gastspiel in Hamburg

Auf Hamburg freuen sich die Bühnenarbeiter alle. "Hamburg ist für mich die schönste Stadt in Deutschland - neben Berlin", findet einer der Techniker. Und sein Kollege ergänzt: "Wir sind sehr gerne hier - das Beste vom Norden, wa?" 

Das Beste aus Berlin kommt jetzt nach Hamburg - und Stephan Besson verrät, warum die "Dreigroschenoper" des Berliner Ensembles so erfolgreich ist: "Jeder versteht dieses Stück, und fast jeder kennt die Songs. Es ist roh, direkt, mit purer Musik. Die Schauspieler können sich richtig ausspielen. Für mich ist das ein echtes Ensemblestück." Und auch die Stimmung beim Gastspiel stimmt: "Ich glaube, alle freuen sich, bei so einem Festival dabei zu sein - und die Darsteller ganz besonders. Das weiß ich."

Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | Kulturjournal | 28.05.2025 | 19:00 Uhr