Türmchen mit Kreuz und Glocke

Hessen Karfreitags-Ansprachen: Bischöfe warnen vor der Verführung der Macht

Stand: 18.04.2025 15:45 Uhr

Macht, Krieg, Spaltung: Angesichts der Weltlage setzen sich der Mainzer Bischof Kohlgraf und Limburgs Bischof Bätzing mit negativen Folgen von Macht auseinander. Auch andere Kirchenoberhäupter haben an Karfreitag an das Leiden Jesu erinnert und der Opfer von Kriegen gedacht.

In ihren Ansprachen an Karfreitag warnen der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und Limburgs Bischof Georg Bätzing angesichts der Weltlage vor den negativen Folgen von Macht und plädieren für ein stärkeres Miteinander.

"Macht korrumpiert nicht selten den Menschen, und es ist ein Alarmsignal, wenn in der Kirche zu viel davon die Rede ist - von allen Seiten", sagte Kohlgraf laut Manuskript am Karfreitag im Mainzer Dom. Wie sehr Macht das Miteinander präge, zeige etwa der Blick auf die globale Nachrichtenlage.

Kohlgraf rief dazu auf, sich auch gegenüber mutmaßlichen Feinden zugewandt zu zeigen. "Die Feindesliebe ist der Ernstfall der Liebe im Evangelium", betonte er. Für Feinde zu beten und ihnen Achtung entgegenzubringen, sei Kern der Liebesbotschaft Jesu.

"Krieg und Hass führen nie zum Segen"

Die Gegenwart sei gekennzeichnet durch Hass und zunehmende Hetze gegen Andersdenkende und Minderheiten - die Gesellschaft spalte sich. Der Bischof verwies demgegenüber auf die Gewaltlosigkeit Jesu.

Ein Mann in kirchlicher Amtsrobe steht an einem Pult mit Mikro und Bibel.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf

"Ich tue dies in einer Zeit der weltweiten Aufrüstung, des zunehmenden Waffenhandels", erklärte er. Doch Krieg und Hass führten nie zum Segen. Kohlgraf ist seit 2019 Präsident der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi.

Bätzing warnt vor Missbrauch des Glaubens

Bischof Bätzing ermutigte an Karfreitag, angesichts beunruhigender Zeiten Orientierung im christlichen Glauben zu suchen. "Wir sind gefragt. Es liegt auch an uns, ob die Gottesrede in unserer Zeit hörbar bleibt oder unter dem Druck der Säkularität verstummt; ob der Himmel offen bleibt für die Kinder nachfolgender Generationen oder ob er sich mehr und mehr schließt."

Wie auch sein Mainzer Kollege beschäftigt sich der Limburger Bischof mit den Folgen von Machtmissbrauch. Es sei ein "verführerisches Missverständnis, Gottes Reich der Gerechtigkeit und des Friedens ließe sich unter den Bedingungen dieser Welt mit Macht und Gewalt, mit arglistiger Berechnung oder kühler Strategie herbeiführen."

Limburgs Bischof Georg Bätzing

Limburgs Bischof Georg Bätzing.

Gleichzeitig warnte er vor Selbstzufriedenheit: "Wir haben die Wahrheit nicht gepachtet, nicht angesichts politischer Einschätzungen, religiöser Überzeugungen oder weltanschaulicher Positionen", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Limburg laut Redetext: "Wahrheit öffnet sich den Suchenden, den Nachdenklichen, Hörbereiten, Aufmerksamen."

Er rief dazu auf, bei der Gründung der Kirche der Zukunft mitzuhelfen. Die biblische Botschaft gebe in allen Unwägbarkeiten des Lebens Halt, fügte Bätzing hinzu: "Wir gehören zusammen. Wir sind einander anvertraut. Wir sind verantwortlich - auch für die Seele der anderen."

Leid in Gaza und der Ukraine – Glaube als Hoffnungsträger

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber erinnerte in seiner Predigt an "die vielen Christinnen und Christen heute, die ihren Glauben nur unter großen Schwierigkeiten leben oder offen verfolgt werden". Der Karfreitag sei auch ein Tag der Solidarität mit allen, die wegen ihres Glaubens an das Christentum verfolgt würden, so Gerber.

Die evangelische Bischöfin von Kurhessen-Waldeck (Kassel), Beate Hofmann, erinnerte in ihrer Karfreitagspredigt an das Leid in aktuellen Konflikten: Raketen auf Gläubige in der Ukraine, Bomben auf die letzte funktionierende Klinik in Gaza, israelische Geiseln der Hamas, die noch immer in Tunneln und Kellern gefangen sind.

Gott stelle sich an die Seite der Leidenden, sagte Hofmann: "Vergesst und ignoriert dieses Leiden nicht! Überwindet das Böse mit Gutem, arbeitet für Frieden und Versöhnung."

Tietz: Tod von Jesus Christus als Akt der Liebe

In Frankfurt hielt Christiane Tietz, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), am Karfreitag einen Gottesdienst in der Katharinenkirche ab.

Sie erinnerte in ihrer Predigt daran, dass der Tod von Jesus Christus als Akt der Liebe und der Nähe Gottes verstanden werden kann. Im Verstehen seines Todes liege der Grund, weshalb es die Weltreligion des Christentums überhaupt gebe.

Ein Porträt von Christiane Tietz beim Gottesdienst in Wiesbaden

Christiane Tietz ist seit Februar Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Am Karfreitag erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. Karfreitag wird damit in Verbindung mit Ostern, der Feier der Auferstehung Jesu, zu einem zentralen kirchlichen Feier- und Gedenktag.