Hessen Mutmaßliche Mitglieder einer Schockanruf-Bande festgenommen
Eine 29-Jährige und ein 30-Jähriger sollen im Rhein-Main-Gebiet Bargeld, Schmuck und Münzen im Wert von rund 70.000 Euro mit Schockanrufen erbeutet haben. Bei Durchsuchungen fanden die Ermittler gestohlene Wertsachen eines jüngsten Telefonbetrugs in Neu-Isenburg.
Nach zwei Fällen von Telefonbetrug im Rhein-Main-Gebiet haben Ermittlerinnen und Ermittler zwei mutmaßliche Mitglieder einer Betrügerbande festgenommen.
Wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Freitag mitteilte, steht eine 29-Jährige aus Frankfurt im Verdacht, zwei Senioren mit Betrugsanrufen um Bargeld, Münzen und Schmuck im Wert von insgesamt 70.000 Euro gebracht zu haben.
Verdachts des gewerbenmäßigen Betrugs
Ein 30 Jahre alter Mann aus dem Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfallen soll sich als "Bandenmitglied" mindestens bei einer der beiden Taten beteiligt haben. Gegen beide wird wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft.
Die Polizei nahm die beiden Verdächtigen am Donnerstag fest. Nach Angaben des Sprechers wurde auch eine Wohnung in Frankfurt durchsucht und Beweismittel gesichert.
Schmuck und Münzen als "Kaution" überreicht
Noch am Tag vor ihrer Festnahme, am Mittwoch, sollen sich beide an einem Telefonbetrug beteiligt haben. Dabei hatte eine 75 Jahre alte Frau aus Neu-Isenburg (Offenbach) Schmuck und Sammlermünzen an eine vermeintliche Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft übergeben. Dabei soll es sich nach Angaben der Ermittler in Wirklichkeit um die 29 Jahre alte mutmaßliche Betrügerin aus Frankfurt handeln.
Zuvor hatten Anrufer der 75-Jährigen glaubhaft gemacht, dass ihr Sohn einen tödlichen Unfall verursacht habe - nur gegen eine Kaution sollte eine Untersuchungshaft abgewendet werden können.
Die Verdächtige soll dann die Wertsachen mit einem Gesamtwert von rund 30.000 Euro in einer Tasche an der Wohnungstür der 75-Jährigen abgeholt haben. Bei der Festnahme des 30-Jährigen aus NRW fanden die Ermittler und Ermittlerinnen den erbeuteten Schmuck, die Sammlermünzen sowie Bargeld in seinem Fahrzeug.
40.000 Euro am Gericht in Frankfurt abgeholt
Die 29-Jährige soll laut Ermittlungsbehörden auch bei einem Telefonbetrug Ende Oktober vergangenen Jahres als "Abholerin" aufgetreten sein. Mit ähnlicher Masche: Die mutmaßliche Betrügerbande soll einem 82-Jährigen am Telefon erzählt haben, dass seine Betreuerin für einen tödlichen Unfall verantwortlich sei.
Der 82-Jährige fuhr mit 40.000 Euro Bargeld zum Justizzentrum in der Frankfurter Innenstadt und überreichte die vermeintliche Kautionssumme einer angeblichen Mitarbeiterin des Gerichts. Mit einem Taxi soll die 29-Jährige dann weggefahren sein, schilderte die Generalstaatsanwaltschaft.
Die 29-Jährige und der 30-Jährige sollen im Laufe des Freitags dem Haftrichter vorgeführt werden.
Schockanrufe verursachen Millionenschaden
Die Schäden durch sogenannte Schockanrufe in Hessen steigen laut einer Auswertung des ARD-Politikmagazins "report München" drastisch. Während 2019 in Hessen noch rund 140.000 Euro erbeutet wurden, waren es 2024 rund 4,5 Millionen Euro.
Einen ähnlichen Fall wie bei den jüngsten Ermittlungen hatte es im Mai 2023 gegeben: Betrüger schafften es, einer 89-Jährigen aus Neu-Isenburg (Offenbach) rund 250.000 Euro Bargeld zu erschwindeln, das sie zu Hause hatte.
Ihr hatte ein Anrufer mitgeteilt, dass ihr Neffe nach einem tödlichen Autounfall nur gegen Kaution freikomme. Noch während die 89-Jährige in der Telefonleitung gehalten wurde, sei eine Frau an der Wohnungstür des Opfers erschienen.
Täter setzen auf Angst und Zeitdruck
Die Generalanwaltschaft betonte, dass Täter und Täterinnen ihre Opfer nicht nur psychisch, sondern auch zeitlich unter Druck setzten. Bei solchen Schockanrufen vergehe zwischen der Kontaktaufnahme und der Geldübergabe meist "weniger als eine Stunde", sagte ein Sprecher. Die Täter setzten auf einen "Überrumpelungseffekt" bei den Schockanrufen.
Die Betrüger blieben außerdem über längere Zeit am Telefon, damit ihr Opfer niemanden anrufen könne, der die Betrugsgeschichte dann widerlegt. Die Opfer gerieten während des Telefonats in Panik und gäben der Forderung nach, erläuterte der Sprecher.
Neben dem hohen finanziellen Schaden sorge die Tat bei den meist älteren Opfern auch für schweres emotionales Leiden.