Niedersachsen Hamburg Fehlerhafte Waldbrandsensoren? Unternehmen wehrt sich gegen Vorwürfe
Um vor eineinhalb Jahren im Harz montierte Waldbrandsensoren gibt es einen Streit: Behörden kritisieren, dass sie bei zwei Feuern keinen Alarm ausgelöst hätten. Doch der Betreiber der Anlage kontert die Vorwürfe.
Die Betreiberfirma Breeze Technologies aus Hamburg erklärt, dass ihr System bei zwei Feuern im Mai und September 2024 am Brocken gar nicht funktionieren konnte: "Ursache dafür war einerseits das Nichtvorhandensein von Sensoren in dem betreffenden Gebiet", teilt das Unternehmen in einer Stellungnahme mit. Andererseits habe in einem Fall der Wind so ungünstig gestanden, dass ein Erkennen des Brandes nicht möglich gewesen sei.
Reaktion auf Kritik von Nationalpark und Landesfeuerwehrverband
Das Unternehmen reagiert damit auf Kritik von mehreren Seiten. So hatten Ende Dezember der Leiter des Nationalparks Harz, Roland Pietsch, und der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse gegenüber dem MDR bemängelt, dass die im Sommer 2023 montierten Sensoren nicht ordnungsgemäß funktionieren würden. Das Unternehmen rechtfertigt derweil, dass das System bei vier von sechs Feuern sehr wohl ausgelöst habe. Einer der Brände sei demnach ein erfolgreicher Funktionstest gewesen. Lediglich bei den Feuern im Mai und September habe das System nicht reagiert.
Funktion wie ein Rauchmelder
Ähnlich wie ein Rauchmelder messen die Sensoren verschiedene Gase, die bei einem Waldbrand auftreten. Nach Angaben der Entwickler wertet eine künstliche Intelligenz die Messwerte aus, bei einem möglichen Brand kann automatisch die örtliche Feuerwehr alarmiert werden. Mit den Sensoren soll sich ein Radius von zwei bis fünf Kilometern abdecken lassen.
System berücksichtigt die Nähe zur Brockenbahn
Wie der Betreiber mitteilt, kann das System allerdings nur dann ein Feuer erkennen, wenn der Wind schon bei der Entstehung des Brandes die Rauchgase zum Melder bläst. Dreht der Wind erst dann, wenn das Feuer bereits das Ausmaß eines Großbrands hat, kann das System demnach den Rauch des Feuers nicht mehr von anderen Rauchgasen unterscheiden. Auf diese Weise gebe es keine Fehlalarme durch den Rauch der Dampflokomotive der Harzer Schmalspurbahn. Hintergrund ist, dass die Sensoren entlang der Bahnstrecke montiert sind, da in der Vergangenheit die Brände oft nahe den Bahngleisen entstanden waren. Dass das System so funktioniere, wisse auch der Nationalpark Harz, sagt der Betreiber, und habe nach seinen Angaben stark zur Entscheidung für gerade dieses System beigetragen.
Ministerium: Projekt soll ausgeweitet werden
Nach Angaben des Wirtschafts- und Forstministeriums Sachsen-Anhalt ist trotz der bisherigen Fehlfunktion eine Ausweitung des Projekts geplant. "Der Einsatz von Waldbrandsensoren im Harz ist ein wichtiger Schritt, um auf die zunehmenden Waldbrandrisiken zu reagieren", sagte eine Ministeriumssprecherin. Die Sensoren übernehmen demnach eine wichtige Rolle bei der Früherkennung von Waldbränden.
Rechtsstreit mit der Betreiberfirma
Auch bei den Kosten gibt es anscheinend Unstimmigkeiten. Während nach Ministeriumsangaben der Betrieb der Sensoren knapp 29.000 Euro pro Jahr kostet, spricht die Betreiberfirma in ihrer Stellungnahme davon, dass in kommenden Jahren nur noch jährliche Betriebs- und Wartungskosten in Höhe von etwa 20.000 Euro fällig würden.
Eine konkrete Antwort auf eine schriftliche Anfrage von NDR Niedersachsen an das Ministerium zu dem Thema gab es unterdessen nicht. Ein Sprecher des Nationalparks Harz teilte lediglich mit, dass aufgrund eines Rechtsstreits des Nationalparks mit der Betreiberfirma die Fragen zur Zukunft des Projekts aktuell nicht beantwortet werden könnten.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 06.01.2025 | 13:30 Uhr