Ein Angeklagter steht in einem Gerichtssaal.

Niedersachsen Obdachlosen in Hannover getötet: Lebenslange Haft für Ex-Soldaten

Stand: 28.05.2025 16:27 Uhr

Das Landgericht Hannover hat einen Ex-Soldaten wegen der Tötung eines Obdachlosen zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Tat galt lange als ungeklärt, bis der 53-Jährige sich überraschend stellte.

Das Gericht sah das Mordmerkmal der Heimtücke als erwiesen an und folgte mit seinem Urteil der Forderung der Staatsanwaltschaft nach einer lebenslangen Haftstrafe. "Es ist ungewöhnlich, weil wir die Höchststrafe verhängen bei einem Angeklagten, dem wir ausnahmslos alles glauben", sagte der Vorsitzende Richter Martin Grote zur Urteilsbegründung am Mittwoch. Die Verteidigung hatte in ihrem Plädoyer zuvor auf Totschlag plädiert und auf ein Geständnis des Angeklagten verwiesen. Der 53-Jährige hatte zum Prozessauftakt gesagt, dass er impulsiv gehandelt und die Tat nicht geplant habe. Nach NDR Informationen prüft die Verteidigung prüft nun, ob sie in Revision geht.

Messerstiche in den Hals - Obdachloser verblutete

Die Staatsanwaltschaft hatte dem Angeklagten vorgeworfen, sein Opfer mit gezielten Messerstichen in den Hals tödlich verletzt zu haben. Der 54-jährige Obdachlose war im Juli 2021 erstochen auf einer Parkbank im Stadtwald Eilenriede gefunden worden. Der Angeklagte hatte vor Gericht gesagt, dass er den Wohnungslosen an dem Tag mehrfach beobachtet habe, wie er Kindern gegenüber laut geworden und Frauen gegenüber aufdringlich gewesen sei. Als er den Mann am Abend wiedergetroffen habe, habe er aus einem Impuls heraus sein Klappmesser aus der Tasche gezogen und zugestochen. Der 54-Jährige verblutete.

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Angeklagter: "Schlimmste, was ich je getan habe"

In ihrem Plädoyer sagte die Staatsanwältin, dass das Opfer den Angriff nicht habe kommen sehen und wehrlos gewesen sei. Deshalb ging die Anklagebehörde vom Mordmerkmal Heimtücke aus. Laut dem Vorsitzenden Richter habe der jugoslawische Bürgerkrieg den ehemaligen Soldaten geprägt. "Er macht genau das, was man als Späher hinter den feindlichen Linien tut", sagte der Richter. Dem 53-Jährigen müsse bei der Attacke bewusst gewesen sein, dass die Stiche in den Hals tödlich waren. Der Angeklagte bedauere die Tat nach eigenen Angaben seither jeden Tag. "Das war das Schlimmste, was ich je getan habe", sagte er in seinem letzten Wort vor dem Urteil. Ihm sei gleichgültig, wie lang die Haftstrafe ausfalle.

Ermittlungen lange ohne Spur - Aufruf bei "Aktenzeichen XY"

Die Tat galt lange als ungeklärt. Trotz umfangreicher Ermittlungen, Spurensicherung und Zeugenaussagen gab es keine heiße Spur. Im Sommer 2022 wurde der Fall in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... Ungelöst" vorgestellt - ebenfalls ohne unmittelbaren Erfolg. Erst mehr als drei Jahre nach der Tat stellte sich der Angeklagte im November 2024 überraschend bei der Polizei in Bielefeld und gestand die Tötung.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Niedersachsen 18.00 | 28.05.2025 | 18:00 Uhr