Niedersachsen Hilfe für Helfer: 18 neue Krisenseelsorger für Niedersachsen
Krisenseelsorger stehen Rettungskräften nach besonders belastenden Einsätzen zur Seite. Das DRK Cloppenburg hat jetzt 18 neue Spezialkräfte ausgebildet – damit auch im Katastrophenfall niemand allein bleibt.
“Wenn wir nur noch traumatisierte Retter haben, wird niemandem mehr geholfen und keiner rettet mehr”, weiß Melanie Schumacher vom DRK Cloppenburg (Deutsches Rotes Kreuz). Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen beenden heute ihre Ausbildung zu Spezialkräften der Psychosozialen Notfallversorgung für Einsatzkräfte - kurz PSNV-E. Nach schweren Verkehrsunfällen, Todesfällen oder schweren Bränden sind sie für die beteiligten Retter zur Stelle - denn solche Einsätze können traumatisieren.
Wenn das Fass überläuft
Viele der nun frisch gebackenen Krisenhelfer kommen selbst aus dem Rettungsdienst, der Feuerwehr oder auch der DLRG (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft). Sie kennen den Alltag von Einsatzkräften, den Tod, den Schmerz und das Leid, die dort oft an der Tagesordnung sind - und doch immer wieder aufs Neue belastend sein können für die Retter vor Ort: "Das füllt immer so ein Fass, was dann irgendwann zum Überlaufen kommt", erzählt Walter Rempe, Bereichsleiter Rettungsdienst beim DRK Cloppenburg: "Je nachdem wo man im Leben steht, belastet einen das mal mehr, mal weniger."
Den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen
Die neuen PSNV-E-ler sollen den Einsatzkräften dort begegnen, wo sie stehen: Nach herausfordernden Einsätzen sind sie so schnell wie möglich zur Stelle - ehrenamtlich. Auf der Wache führen sie Gespräche, hören zu oder erarbeiten mit den Beteiligten passende Bewältigungsstrategien. Die Fähigkeiten dazu haben die 18 Teilnehmenden in den vergangenen Wochen in 80 Unterrichtseinheiten erlernt. Auf einem Flipchart-Poster im Raum steht in großen bunten Buchstaben: "Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen."
Die Einsatzkräfte der DRK Rettungswache Cloppenburg freuen sich darüber, bald Unterstützung durch ausgebildete Krisenhelfer zu bekommen.
Positiver Wandel unter Einsatzkräften
In den vergangenen Jahren hat sich laut Rettungsdienstleiter Walter Rampe einiges an der Gesprächskultur geändert. Die Psyche und ihre Gesundheit stehe heute in einem ganz anderen Fokus als noch vor 25 Jahren. Als er damals in den Beruf gestartet sei, habe man belastende Erfahrungen eher bei Seite geschoben. Heute gehöre es bei Ihnen auf der Wache wie selbstverständlich dazu, nach jedem Einsatz bei den Kollegen einzuchecken. Bei Bedarf wird dann Hilfe dazu geholt - da kommen die PSNV-E-ler ins Spiel.
Landkreis Cloppenburg im Katastrophenfall besser aufgestellt
Mit Ende des Lehrgangs stehen allein dem Landkreis Cloppenburg jetzt fünf neue PSNV-E Kräfte zur Verfügung. Damit verdoppelt sich hier die Zahl der Spezialkräfte. Es können in Zukunft zwei Staffeln mit je fünf Krisenhelfern ausrücken. "Dies ermöglicht im Katastrophenfall eine schnellere und effizientere Zusammenstellung der benötigten Kräfte", teilte das DRK mit. Bisher konnte bereits beim Ausfall eines einzelnen ehrenamtlichen Helfers nicht überregional unterstützt werden. Das ist nun anders. Und auch die Kollegen auf den Wachen vor Ort sind nun im Alltag noch besser präventiv vor psychischen Folgebelastungen geschützt.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 06.06.2025 | 19:30 Uhr
