Mehrere Hundewelpen sitzen auf dem Boden im Tierheim Lingen.

Niedersachsen Illegaler Welpenhandel offenbar viel größer als angenommen

Stand: 09.01.2025 17:49 Uhr

In Neuenhaus (Landkreis Grafschaft Bentheim) wurden im August 34 verwahrloste Welpen gefunden. Nun teilt die Staatsanwaltschaft mit: Das illegale Geschäft der Züchterin lief vermutlich schon seit 2015.

Von Göran Ladewig

Die Ermittler würden derzeit Steuerunterlagen auswerten, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Osnabrück am Donnerstag. Noch können sie das gesamte Ausmaß des Handels nicht abschätzen. Doch es liege nahe, dass das Geschäft schon länger so abgelaufen sein könnte wie in dem Fall der 34 gefundenen Hunde. Die 45-jährige Züchterin soll sie auf einem Parkplatz in Osnabrück aus dem Kofferraum eines Autos gekauft haben. Dabei floss laut den Ermittlern "ein hoher dreistelliger Betrag". Anschließend habe sie die Tiere nach Neuenhaus gebracht. Weil sie dafür keine Erlaubnis hatte, soll sie Kunden gegenüber behauptet haben, sie hätte die Welpen selbst gezüchtet.

Welpen aus Osteuropa: Ein eigenes Geschäftsmodell

Als Mitarbeiter des Landkreises die Tiere im August fanden, waren sie verwahrlost und viel zu jung, um schon von ihrer Mutter getrennt zu sein. Die Behörde vermutet, dass sie aus dem Ausland stammen. Immer wieder würden Welpen aus Qualzuchten in Osteuropa nach Deutschland gebracht und hier weiterverkauft, sagte damals Kreisveterinär Hermann Kramer. Seit der Corona-Pandemie habe dieses Geschäft deutlich zugelegt. Die Nachfrage nach Hundewelpen sei in Deutschland schlicht größer als der legale Markt, so die Tierschutzorganisation Vier Pfoten.

Mehrere Hundewelpen sitzen auf dem Boden im Tierheim Lingen.

Die Welpen wurden zunächst in Tierheimen aufgenommen, sind aber inzwischen weitervermittelt worden. (Archivbild)

Verwaltungs-Mitarbeiterin soll vor Kontrolle gewarnt haben

An diesem Fall ist brisant: Zwei Mitarbeiterinnen des Veterinäramtes sollen der Züchterin geholfen haben, den Handel zu vertuschen. Laut Staatsanwaltschaft hat eine 40-jährige Beamtin die Züchterin vor einer Kontrolle gewarnt. Gemeinsam mit einer 31-jährigen Kollegin soll sie die Hunde vom Grundstück der Züchterin weggebracht haben, damit sie dort nicht gefunden werden. Schließlich habe sich die jüngere Mitarbeiterin doch entschieden, ihrem Chef den Vorgang zu melden, so der Staatsanwalt.

Mehrere Straf- und Ordnungswidrigkeitsverfahren

Im vergangenen Jahr gab es mehrere Durchsuchungen bei den Beschuldigten. Staatsanwaltschaft und Landkreis ermitteln gegen die 45- und die 40-Jährige wegen verschiedener Verdachtsmomente: Handel ohne Erlaubnis, Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, versuchte Strafvereitelung, Geheimnisverrat und Betrug an den Kunden. Mehrere Gerichtsverfahren sind zu erwarten. Wann die Ermittlungen abgeschlossen sind, kann die Staatsanwaltschaft noch nicht einschätzen. Bisher wurde der 45-Jährigen ihre Zuchterlaubnis entzogen, außerdem die 31-jährige Angestellte abgemahnt und einem anderen Aufgabengebiet zugeordnet. Die 40-jährige Beamtin war im September freigestellt worden. Der Landkreis will Disziplinarklage beim Verwaltungsgericht gegen sie einreichen.