Eine Sau in einem Kastenstand

Niedersachsen Maul- und Klauenseuche: Was bedeutet der Ausbruch für Landwirte?

Stand: 14.01.2025 16:24 Uhr

Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg sind Landwirte in Niedersachsen beunruhigt. Landwirtschaftsministerin Staudte und die Interessengemeinschaft der Schweinehalter reagieren.

Das Landvolk Niedersachsen hofft, dass eine Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche (MKS) nach Niedersachsen verhindert werden kann. Seuchen würden sich allerdings immer auf den gesamten Markt auswirken, teilte der Verband am Montag mit. Erwartet wird, dass die Kontrollen in Betrieben verstärkt werden. Das Kreislandvolk in Vechta empfiehlt allen tierhaltenden Betrieben, jetzt die schon sehr hohen Biosicherheitsmaßnahmen zu überprüfen. Außerdem weist der Verband darauf hin, dass momentan keine Jagdreisen nach Brandenburg unternommen werden sollten, da das Virus bei Wasserbüffeln in freier Wildbahn nachgewiesen wurde. Beim Kreislandvolk rechnet man damit, dass die Marktpreise für Schweinefleisch ab Mittwoch sinken dürften.

Ministerium: Ausfuhren außerhalb der EU kaum noch möglich

Der erste Ausbruch der MKS in Deutschland seit mehr als 35 Jahren sei mehr als besorgniserregend, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) am Montag laut Mitteilung. "Es gilt, die Einschleppung nach Niedersachsen unbedingt zu verhindern." Man sei vorbereitet, so Staudte. Laut dem Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) ist es im Krisenfall möglich, bis zu 5.000 Proben täglich auf MKS zu testen. Die Niederlande haben mittlerweile ein landesweites Transportverbot für Kälber verhängt. Seit Anfang Dezember sind dorthin laut Ministerium mehr als 3.600 Mastkälber aus Brandenburg gebracht worden.

Importverbote: Preis für Schweinefleisch könnte sinken

Großbritannien reagierte am Dienstag mit einem Importverbot. Wie das dortige Umweltministerium mitteilte, wurde die Einfuhr von Rindern, Schweinen und Schafen aus Deutschland untersagt. Das Verbot gilt sowohl für lebende Tiere als auch für Frischfleisch. Außerdem importiert Südkorea kein Schweinefleisch mehr aus Deutschland. Auch Mexiko hat laut Bundeslandwirtschaftsministerium Beschränkungen signalisiert. Staudte hält Einbußen für Landwirte in Deutschland für möglich. "Sobald man einen Überhang an Schweinefleisch hat, hat das natürlich Auswirkungen auf den Preis, und das betrifft dann alle Betriebe", sagte die Ministerin am Dienstag im Gespräch mit NDR Info.

ISN: Keine größeren Auswirkungen für den Export

Ausfuhren aus der Europäischen Union sind laut Bundeslandwirtschaftsministerium kaum noch möglich. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) sieht durch den MKS-Nachweis aber keine größeren Auswirkungen auf den Export von Schweinefleisch. Der Großteil erfolgt laut einer Mitteilung des Verbandes innerhalb der EU. Zudem habe der Nachweis der Afrikanischen Schweinepest dafür gesorgt, dass kein Fleisch in die ehemals wichtigen Abnehmerländer wie China, Japan oder die Philippinen exportiert werde, so ein ISN-Marktanalyst. Die Afrikanische Schweinepest ist nach Einschätzung einer Sprecherin des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums nicht mit der MKS zu vergleichen. "MKS ist ein unfassbares Risiko für Deutschland, und für die niedersächsische Tierhaltung wäre es eine Katastrophe", sagte die Sprecherin weiter.

Landesamt verhängt Maßnahmen wegen Vorfall in Brandenburg

Das LAVES hat einen Maßnahmenkatalog veröffentlicht:

  • Veranstaltungen mit Klauentieren werden bis einschließlich 17. Januar 2025 untersagt.
  • Veranstaltungen mit Pferden und Geflügel werden bis einschließlich 17. Januar 2025 beschränkt:
  1. Teilnehmende Tiere dürfen nicht aus Beständen stammen, in denen zusätzlich auch Klauentiere gehalten werden.
  2. Teilnehmer (Reiter und Begleitung/Aussteller und Begleitung) dürfen innerhalb von 48 Stunden vor Veranstaltungsbeginn keinen Kontakt zu Klauentieren gehabt haben.
  3. Transportfahrzeuge dürfen in den 48 Stunden vor der Veranstaltung nicht für den Transport von Klauentieren genutzt worden sein und müssen vor Nutzung gereinigt und desinfiziert werden.
  4. Die Verpflichtungen sind durch die Teilnehmer schriftlich zu erklären und müssen durch den Veranstalter gesammelt und - bis weitere Anweisungen erfolgen - verwahrt werden.

Maul- und Klauenseuche zuletzt 1988 in Deutschland aufgetreten

Die Maul- und Klauenseuche ist in einem Tierhalterbetrieb in Brandenburg ausgebrochen. Deutschland galt laut Friedrich-Löffler-Institut in den vergangenen Jahren als frei von der hoch ansteckenden Viruserkrankung. Die letzten Fälle waren 1988 aufgetreten.

Die Maul- und Klauenseuche und deren Symptome
Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Sie kann auch viele Zoo- und Wildtiere infizieren. Pferde gelten als nicht anfällig.

Das Virus hat eine kurze Inkubationszeit und breitet sich somit sehr schnell aus. Erkrankte Tiere verbreiten das Virus mit der Flüssigkeit aufgeplatzter Bläschen an den Lippen sowie Speichel, Atemluft und Milch.

Erkrankte Tiere haben Symptome wie Fieber, vermehrten Speichelfluss, Appetitlosigkeit, Apathie, eine gerötete Mundschleimhaut und Bläschen an der Innenfläche der Lippen, am Zahnfleischrand, an Klauen und Zitzen. Tiere trippeln und heben die Klauen an, um die Schmerzen zu vermindern. Bei Schafen und Ziegen verläuft die Infektion hingegen meist unauffällig. Je nach Tierart sterben etwa zwei bis fünf Prozent nach einer Ansteckung. Bei jungen Tieren liegt die Sterberate erheblich höher.

Das Virus ist sehr widerstandsfähig und bleibt im Erdboden, in Abwässern oder Jauche sowie gefroren lange ansteckungsfähig. Eingetrocknet in Haaren, Kleidern, Schuhen oder Heu kann es über Monate bis Jahre überleben.

Quellen: Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und Friedrich-Loeffler-Institut

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Aktuell | 14.01.2025 | 12:00 Uhr