Ärzte bei einer OP

Nordrhein-Westfalen Aachener Ärzte helfen beim Wiederaufbau in Syrien

Stand: 22.05.2025 15:33 Uhr

Mediziner aus der Städteregion Aachen haben einen Verein gegründet für gemeinsame Hilfsprojekte. Im April waren sie in Syrien.

Von Jens Tervooren

Deutsch Orientalisches Ärzteforum heißt der Verein. Er organisiert Hilfsprojekte zum Beispiel im Gazastreifen oder nach dem Erdbeben 2023 auch in der Türkei. Syrien war im April der jüngste Einsatzort. Für Dr. Jalal Aouf war es nach 15 Jahren die erste Reise in sein Heimatland. Der Lungenfacharzt vom Aachener Luisenhospital hat sich drei Wochen Urlaub genommen, um mitzuhelfen in den wenigen noch arbeitenden Krankenhäusern seiner - heute vollkommen zerstörten - Heimatstadt Homs.

Ärzte helfen beim Wiederaufbau in Syrien

Operieren mit Stromausfällen und Improvisations-Talent

Mitten während einer Operation fällt der Strom aus. Medizinische Geräte funktionieren nicht mehr, das Licht ist aus, die Ärzte sehen ihren Patienten nicht mehr. Für Jalal Aouf ein Schock. Was jetzt? Die syrischen Kolleginnen bleiben ruhig. Einer zückt sein Smartphone, schaltet die Taschenlampe an. Damit leuchtet er der Krankenschwester, die in aller Ruhe im kleinen Lichtkegel eine Infusion wechselt. Bei vielen Operationen versuchen die Ärzte trotz der Stromausfälle einfach weiterzuarbeiten. Bei anderen ist das nicht möglich, bei einigen lebensgefährlich.

Fehlende Instrumente, wenig Hygiene und kein Personal

Ärzte bei einer OP

Ärzte helfen beim Wiederaufbau

Aoufs Kollege, Dr. Hasan Oral, meint es wäre reines Glück, dass der Strom nicht gerade dann ausfällt, wenn bei einer OP gerade eine Blutung gestoppt werden muss, oder wenn notwendige Kameratechnik plötzlich ausfällt und die OP nicht weiter gehen kann. Aber die Stromausfälle sind nur die augenfälligsten Anzeichen für den Mangel. Medizinische Geräte fehlen, gerade Röntgen-, Ultraschall-, oder CT-Geräte.
Doch noch schlimmer sei der Mangel an Personal. Syrische Ärzte werden sehr schlecht bezahlt. Doch auch die müssen ihre Familien ernähren und suchen daher Arbeit, wo sie etwas mehr verdienen können. Gerade Anästhesisten fehlen. Etliche Narkosen werden parallel von nur einem Anästhesisten überwacht.

Die Helfer aus Deutschland haben versucht Lücken zu schließen, mit medizinischen Geräten ausgeholfen und ihre syrischen Kollegen weitergebildet. Leider konnte diese ihr medizinisches Wissen seit 15 Jahren nicht mehr auf den internationalen Stand bringen.

Hunderte OPs in drei Wochen

Das Team um Aouf und Oral hat in drei Wochen in Syrien hunderte OPs durchgeführt, und tausenden Patienten ambulant geholfen. Trotzdem: beide wissen, dass ihre Arbeit nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein ist. Zusammen mit dem syrischen Gesundheitsministerium starten sie im Sommer eine neue Kampagne. Dabei wollen sie syrische Medizinerinnen ausbilden und diese in die Lage versetzen, in ihrem Land wieder ein funktionierendes Gesundheitssystem aufzubauen.

Zerstörung und Hoffnung

zerstörte Stadt Homs (Syrien)

Ärzte helfen beim Wiederaufbau

Für die Ärzte des Deutsch-Orientalischen Ärzteforums bleiben nach der Reise zwei Hauptaspekte in Erinnerung: zuerst der Schock angesichts der ungeheuren Zerstörung des Landes. Aoufs alte Heimatstadt Homs sei in einigen Ecken so weit zerstört, dass ganze Viertel wie ausgelöscht wirken. Und der zweite Aspekt: Hoffnung.
Auch wenn die Welt und die Syrer selbst Schwierigkeiten haben den neuen Übergangspräsidenten einzuschätzen: der Umsturz hat Syrien wieder eine Zukunft gegeben und die Ärzte aus der Städteregion Aachen wollen dabei helfen diese weiter zu sichern.

Unsere Quellen:

  • Dr. Jalal Aouf
  • Dr. Hasan Oral